Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2498]

Johannes Haller
an Bullinger
Augsburg,
12. und
13. Juli [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 370, 16f (Siegelabdruck) [Beilage:]2 E II 370a, 567 (Siegelspur) Ungedruckt

Haller hat zwei Brief[sendungen] von Bullinger erhalten. Die erste am 3. Juli, [u.a.] mit Bullingers Brief vom 29. Juni (Nr. 2479]. Darin wurde er zur Tapferkeit ermahnt. Unterdessen wird Bullinger wohl Hallers Briefe [Nr. 2462, Nr. 2467 und Nr. 2473] erhalten und Hallers Entschlossenheit festgestellt haben. Haller ist ein Schweizer, ein Christ, ein Mann und Pfarrer. Warum sollte er die Drohungen des Kaisers [Karl V.] oder des Papstes [Paul III.]fürchten? Alle bewundern seinen Mut. Seine Predigten finden so viele Zuhörer, dass die regulären Sitzplätze nicht ausreichen. Er verfügt über den Glauben, den Bullinger ihm beigebracht hat, und ist bereit, für Christus zu leiden, ja sogar zu sterben. Auch seine [Gattin Elsbeth, geb. Kambli] teilt diese Einstellung. Haller hat für Christus seine Heimat, seine Familie sowie seine Freunde verlassen. Dies dürfte seine Bereitschaft, Gott zu gehorchen, zur Genüge beweisen.

18 Ich kan uss Bernn nütt kumen: Ich werde aus den Bernern nicht schlau.
19 strikt.
20 Gemeint ist, dass sie sich trotz allem entschieden gegen einen Rückruf der in Deutschland angeworbenen Schweizer Söldner (s. dazu Nr. 2489, Anm. 33; Nr. 2492,36-40) wehrten.
21 Hand zu wordt: Sie geben vor.
22 man henke den manntel gegen beiden
winden: sie richten sich nach beiden Parteien; spielen ein doppeltes Spiel. —Vgl. Wander III 450f, Nr. 37; 453f, Nr. 67f.
23 Hans Escher vom Luchs.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.
2 Dass die Beilage zu diesem Brief gehört, geht aus den übereinstimmenden Siegelspuren auf dem Brief und auf der Beilage hervor.


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Im gleichen Brief gab Bullinger ihm den Rat, vorsichtig mit seinen Mitteilungen an den Arzt Jakob [Ruf] zu sein. Haller weiß, dass dieser nichts für sich behalten kann. Er versteht jedoch nicht, was in seinen Briefen diesen oder den Schwiegervater [Ulrich Kambli] zu der Meinung veranlasst haben könnte, dass er Angst hätte. Auch teilte er lediglich Dinge mit, die sowieso bekannt waren. Wie dem auch sei, er wird von nun an beiden nicht mehr schreiben. Für den Schwiegervater legt er noch einen kurzen Brief bei, um diesen von seiner falschen Meinung abzubringen. Bullinger soll Haller ebenfalls gegen die ungerechtfertigten Verleumdungen verteidigen. Zusammen mit dem Brief [vom 29. Juni]empfing Haller noch das kurze Schreiben vom 27. Juni [nicht erhalten] mit ähnlichen Ermahnungen. Die Amtskollegen [in Augsburg]danken für die öffentlichen Gebete der [Zürcher]. Am 7. Juli traf dann Bullingers Brief vom 1. Juli [nicht erhalten] ein. Haller freute sich sehr darüber, weil in diesem deutlich eine bessere Meinung über ihn zum Ausdruck kam. Mit diesem Schreiben erhielt Haller auch einen Brief von [Rudolf] Gwalther und Notizen zum Buch Jona. Zu Recht ist Bullinger der Meinung, dass angesichts der [angespannten] Lage Predigten über dieses Buch geeignet wären. Doch predigt bereits ein anderer Kollege [...] darüber. In ruhigeren Zeiten hätte er gern das Buch Genesis ausgelegt. Stattdessen hat er jetzt über das Buch Richter zu predigen begonnen, zumal dieses ebenfalls zu der Lage Augsburgs passt. Dabei benützt er die Notizen, die er sich während Bullingers Vorlesungen darüber gemacht hatte. Das Buch Richter ruft ja genauso wie das Buch Jona zur Buße auf - Haller hat noch nichts über die Eidgenossen und ihren Beschluss erfahren. Es stimmt, dass man sich nicht auf Menschen verlassen darf Es ist aber nicht verwerflich, die Hilfe der Guten in Anspruch nehmen zu wollen. Haller möchte ferner, dass die Eidgenossen weiterhin geschätzt werden. Sollten sie den [Schmalkaldenern] ihre Hilfe abschlagen, würden sie alle bitter enttäuschen. Auch Haller würde man es übel nehmen, und er selbst würde es schlecht ertragen, dass die Helvetier dem Untergang von Deutschland, dem sie ja selbst angehören, ruhig zusehen! Zweifellos wurden [auf der Tagsatzung] in Baden schon Beschlüsse gefasst. Haller will gern häufig schreiben, doch zurzeit mangelt es an Boten. Den vorliegenden Brief schickt er über Ulm. Bullinger wird ihn wohl spät erhalten. Der Kaiser hatte in Füssen, das dem Bischof von Augsburg, [Otto Truchsess von Waldburg], gehört, an die 6'000 Kriegsknechte, und noch andere in Eichstätt. Augsburg war Ziel eines Angriffs. Daher schrieb man eilends an Landgraf [Philipp von Hessen] und an die [evangelischen Reichs]stände und begann, Söldner anzuwerben. Am 4. Juli wurden in Augsburg 13 Fähnlein mit 5'600 Knechten gemustert. Zehn der Fähnlein trugen als Feldzeichen die Wappen Augsburgs. Die drei anderen hatten ein weißes Feldzeichen mit goldenen Inschriften. In [Hans Wilpert]Zollers Feldzeichen steht: "Kämpfe für das Vaterland!". Im zweiten: "Gottes Wort währt in Ewigkeit". Im dritten ist ein roter Hahn abgebildet mit der Inschrift: "Wehre dich, unser Hahn!", was sich natürlich auf [Philipp von Hessen]bezieht, wie Gwalther weiß. Unterdessen haben auch die Ulmer und Herzog [Ulrich] von Württemberg Truppen gemustert. Doch niemand wusste, wozu. Insgeheim hat sich [Sebastian] Schertlin mit Württemberg und Ulm verabredet, gegen das [kaiserliche]Heer in Füssen zu ziehen. In Augsburg wusste niemand davon. Um eine falsche Fährte zu legen, wurde am 5. Juli ein Fähnlein aus dem Lager in Richtung Dillingen geschickt. Somit war man in Füssen nicht auf einen Angriff gefasst. Am 6. Juli ließ man niemanden aus der Stadt [Augsburg]heraus, jeden aber hinein. Von 16 Uhr an versammelte sich die Kavallerie auf dem Weinmarkt. Sie verließ die Stadt mit Frachtwagen, Kanonen und Feldausrüstung. Die 12 außerhalb der Stadt gelagerten Fähnlein, darunter nicht wenige Eidgenossen, brachen dann sogleich auf und versammelten sich auf eben diesem Markt. Bei Anbruch der Nacht hielt Schertlin ihnen eine Rede, die Haller nicht hören konnte. Doch vernahm er, wie alle begeistert "Ja!"riefen. Darauf brach das Heer unter Begleitung eines Pfarrers [Johann Flinner] in Richtung Denklingen auf Dort verweigerten ihnen zwar nicht die Bauern, aber der [katholische Pfarrer][...]und der Vogt [...]den Ankauf von Proviant. Daraufhin ließ Schertlin deren Häuser plündern und das Geplünderte zerstören. Als am Donnerstag [8. Juli] das Heer vor Füssen ankam, hatte sich das [kaiserliche] Heer in verschiedene Gebiete Bayerns zurückgezogen. Danach haben sich der Zug aus Ulm und Württemberg sowie Truppen aus Kempten mit [Schertlins]Heer vereinigt und Füssen angegriffen. Der Ort ergab sich am Freitagmorgen [9. Juli]. Auch die Klause [Ehrenberg], die


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[König] Ferdinand gehörte, wurde eingenommen. Angeblich schickt Schertlin 200 Wagenladungen Getreide nach [Augsburg], die er im Kloster [St. Mang] zu Füssen erbeutet hat. Seine Truppen lassen die Bevölkerung in Ruhe und beschlagnahmen nur Hab und Gut der Mönche und Priester. Der Kaiser hat auf dem Regensburger [Reichstag] höchstens vier Mannschaften bei sich. Die [katholischen Bischöfe] versprechen ihm viel, halten aber wenig. Der Mainzer [Erz]bischof [Sebastian von Heusenstamm] soll in Regensburg im Auftrag der Kurfürsten den Kaiser an seinen Eid ihnen und dem Reich gegenüber erinnert haben. Dieser habe in Anlehnung an Julius Caesar gesagt: "Im Interesse des Reichs ist wohl ein Eid zu brechen." Am 3. Juli um Mitternacht ist im Regensburger Kloster [St. Jakob] ein heftiger Brand ausgebrochen. Drei Kammerdiener [Karls V. ]kamen ums Leben. Glücklicherweise explodierte in der Nähe gelagertes Schießpulver nicht! Dabei wäre die Hälfte der Stadt zerstört worden. Der Landgraf rüstet. Er hat in [Hessen]etliche Orte mit Truppen versehen und den Rest aufs Spiel gesetzt. Angeblich will er gegen die [kaiserlichen] Truppen in Eichstätt ziehen. König [Christian III.] von Dänemark hat Kurfürst [Johann Friedrich] von Sachsen Truppen zugesandt. Der Kölner [Erzbischof Hermann von Wied] sowie [Kurfürst Friedrich von der]Pfalz halten sich tapfer. [Kurfürst Joachim II. von] Brandenburg würde auch gerne [rüsten], ist aber bankrott. Was die Bischöfe anzetteln, ist nicht bekannt. Die größte Gefahr droht aber von den anrückenden Spaniern und Italienern. Man hofft, dass die Eidgenossen [ihnen den Durchzug verweigern werden]. In der vergangenen Woche haben Albrecht, der Sohn Herzog [Wilhelms] von Bayern, und [Anna von Österreich], die Tochter Ferdinands, geheiratet. Der Kaiser soll sich noch diese Woche nach München begeben. Angeblich ist Papst [Paul III.] gestorben. In Augsburg erzählt man einen Witz darüber. Sobald Haller verbürgte Nachrichten vernimmt, wird er berichten. Gruße. In Zürich soll man weiter für Gottes Kirche beten. Gwalther habe Dank für das Zugesandte. Erst nach dem [Abend]essen begegnete Haller dem [Brief]boten [...], der morgen nach Ulm abgeht. So ist es bereits Il Uhr nachts geworden! [Beilage:] In dieser Woche hat zum ersten Mal nach vielen Jahren der [Augsburger]Große Rat getagt. Man hat sich einhellig für die Verteidigung des Evangeliums entschieden. Es ist kaum zu glauben, wie sehr die aus Augsburg geflüchteten Patrizier versucht haben, die Stadt zu einer Verständigung mit dem Kaiser zu drängen. Vermutlich werden die Fugger und die anderen wegen der Wut des Volkes niemals wieder zurückkehren. Das wäre gut! Von den 200 oben erwähnten Wagen [mit Getreide] sind unterdessen 70 eingetroffen. Heute sollen zehn Fähnlein der [Schmalkaldener] nach Innsbruck ziehen, um den [Italienern und Spaniern] den Durchgang zu sperren. Angeblich wollen die Bündner den [Schmalkaldenern] dabei helfen. Es gilt als sicher, dass die Türken mit zahlreichen Truppen nach Buda gekommen sind.

Salus et vita per servatorem Christum, etc. Accepi jam binas abs te, observande pater, literas. 3 Priores, quas die Petri et Pauli 4 scripsisti, 3. iulii accepi. In iis duo a me postulas, primum ut in periculis praesentibus 5 sim fortis et animo imperterrito, etiam aliis sim animositatis exemplum. 6 Qualis autem sim, ex iis, quas interim a me accepisti literas, intellexisti, opinor; 7 et talis esse pergam, quoad vixero. Deum metuo, sic tamen ut de illius non dubitem

3 Zum einen empfing Haller am 3. Juli (s. weiter unten) Bullingers Brief vom 29. Juni (Nr. 2479) zusammen (s. unten Z. 45f) mit einem nicht mehr erhaltenen Brief vom 27. Juni. Zum anderen bekam er am 7. Juli (s. unten Z. 48) einen nicht mehr erhaltenen Brief Bullingers vom 1. Juli.
4 29. Juni.
5 Vgl. Röm 8, 18.
Vgl. Nr. 2479,1-5.
7 Dies geht nämlich aus den Briefen Hallers vom 17. Juni (Nr. 2462 — erhalten nur wenige Tage vor dem 10. Juli; s. Nr. 2494,3f), vom 20. Juni (Nr. 2467 — am 10. Juli noch nicht in Zürich eingetroffen; s. Nr. 2494 und Anm. 4) und vom 25. Juni (Nr. 2473 — empfangen am 9. Juli; s. Nr. 2494,14f) hervor; s. Nr. 2462, 25-29; Nr. 2467,14-22; Nr. 2473,19-30.


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bonitate. Cur metuerem ab homine mortali, 8 qui transit tanquam flos et ut foenum arescit? 9 Unde "caesaris haud metuo pontificisque minas," ut carmine 10 loquar. Rogo igitur, ne tibi de me persuadeas aliud, quam quod sim Helvetius, christianus, vir, pastor. Cur is metueret lupum? 11 Imo talem me omnibus exhibeo (quamvis invitus scribo, ne videar meipsum velle laudare; sed quoniam sic scribis, ac si tibi animi mei sit suspecta fortitudo et constantia intermittere non possum, quin scribam - boni autem consule), ut mirentur inconcussam illam omnes, quae in me est, spem 12 et animositatem. Iccirco tam nunc frequens habeo auditorium, ut non possit omnes capere, sed admotis me audiant scalis. Sed quid haec scribo? Malo factis, qualis sim, exprimere quam verbis. Hoc unum quaero, ut me agnoscas talem habere fidem, quam abs te praecipue didici, 13 quod velim eam a sanguine meo, si ita domino placuerit, testari, 14 et gloriabor in cruce servatoris mei 15 mecumque bene actum dicam. Indignus enim sum, qui propter Christum ahquid perpetiar. 16 Familia mea 17 similiter sentit. Scimus infoeliciter eum vivere, qui non in Christo vivit. Unde cupimus cum eo vivere sive in praesenti sive in futuro, ubi in b hoc non licuerit, secuio. 18 Cur ergo non bene speraremus, cum vita nostra nobis auferri non possit? 19 Vita enim Christus est. 20 Praesentem enim vitam mortem rectius appellaveris quam vitam. 21 Paratus sum in summa facere, pati, quicquid vult, qui me eduxit ex patria mea. 22 Nisi enim illum voluissem sequi, nunquam reliquissem patriam, 23 parentes, 24 amicos, sed obstinaciter sicut et caeteri me hoc liberassem iugo. Hanc igitur meam obedientiam puto evidens satis esse exemplum, qualiter affectus sim erga deum meum. Dominus hunc animum in me conservet et spiritu suo augeat. Amen.

Alterum, quod petis, 25 est, ut prudenter scribam lacobo chirurgo 26 , affini meo, 27 quod et idem monet frater Gvaltherus 28 . Ago vobis gratias. Scio,

a eam über der Zeile nachgetragen.
b in über der Zeile nachgetragen.
8 Vgl. Ps 56 (Vulg. 55), 12: 118 (Vulg. 117), 6; Hebr 13. 6.
9 Ps 103 (Vuig. 102), 15; Jes 40, 6; 1Petr 1, 24.
10 Nicht identifiziert.
11 Vgl. Joh 10, 12.
12 Vgl. 1Thess 1.3: Hebr. 6, II. 19; l Petr 3, 15.
13 Vgl. 2Tim 1, 13.
14 Vgl. Apg 21, 13.
15 Vgl. Gal 6, 14.
16 Vgl. Apg 5. 41.
17 Hallers Frau Elsbeth, geb. Kambli, und die kaum zweijährige Tochter Agnes. Ende Juli 1546 kam Sohn Johannes zur Welt; s. Nr. 2462,33.
18 Vgl. Gal 2, 20; Phil 1, 20-23; 1Thess 5, 10.
19 Vgl. Mt 10, 28; Joh 10, 28.
20 Phil 1, 21.
21 Ein öfter geäußerter Gedanke Augustins; vgl. Augustin, Epistulae, 187, 10, 33 (,,vita hominis omnis infelix et mors est potius appellanda quam vita"); Enarrationes in Ps, 118, 19, 4; De civitate dei, 13, 2.
22 Vgl. Gen 24, 7.
23 Haller ließ sich im November 1545 nach Augsburg schicken; s. HBBW XV 334, Anm. 10.
24 Hallers Eltern waren der aus Wil stammende Johann Haller (1487-1531) und Verena Zerer von Zürich; s. HIS VI 60.
25 Siehe Nr. 2479,14f.
26 Jakob Ruf.
27 Haller und Ruf waren vermutlich durch


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qualis sit, plenus rimarum 29 . Sed profecto nescio, si quae ei scripsi, quibus possim ego redargui vel pusillanimitatis vel infidelitatis; sic et socero meo 30 . Scripsi simpliciter ea, quae tunc vulgata erant. Sed quoniam prudenter et sancte monetis, obtemperabo vobis neque posthac scribam illis, ne dem eis materiam vana et nugacia de me praedicandi. Scribo hic pauca ad socerum, in quibus eximo ei, si sinistram aliquam de me concepit existimationem. Scribo etiam ei laeta, sicut et tibi significabo de praesenti statu, ut iusseras. In summa hoc peto, ut me defendas ab his calumniis, in quas, dum volui prudenter agere, imprudens incidi. Cupio talis haben, qualis sum. Non enim dedecorosius puto committere posse ministrum hoc tempore, quam si deiecto sit animo.

||16v. Cum iis reddita est etiam mihi epistola brevis scripta 27. iunii, 31 qua idem mones, quod in aliis Gratanter accepere fratres, quod ita pro nobis publicas institueritis preces. 32 Gratias egerunt domino vobisque maximas.

Septima deinde iulii accepi alias a te literas scriptas calendis iulii, 33 quibus non parum gavisus sum, quia ex his intellexi melius aliquid te de me sentire, quam in superioribus. Cum iis accepi etiam a charissimo fratre meo Gvalthero literas 34 et in lonam quaedam annotata 35 . Consulis et prudenter, ut hunc 36 sumam interpretandum; quod et ego constitueram prius, nisi alius quidam 37 ex ministris me praevertisset. Ego itaque, quoniam, si tempora fuissent tranquilla, Genesim eram expositurus. 38 Eius nunc loco in manus sumpsi librum ludicum convenientissimum nostrae reipublicae. Ad quod institutum meum plurimum iuvor iis, quae c aliquando ipse ex ore tuo descripsi

c In der Vorlage quos.
die gemeinsame Herkunft von Rufs Frau Kleophe Schenkli und Hallers Vater aus Wil miteinander verwandt; s. Keller, Jakob Ruf I 145.
28 In einem unbekannten Brief oder in einem nicht erhaltenen Anhang zu einem der beiden Briefe Rudolf Gwalthers an Haller, die für diese Zeit in Frage kommen und nur durch spätere Kopien bekannt sind. Der erste datiert vom 28. Juni (Zürich ZB, Ms F 46, 6221; Ms S 60, 155), der zweite vom 1. Juli 1546 (Zürich ZB, Ms F 46, 623f; Ms S 61, 1). — Wir danken Herrn Kurt Jakob Rüetschi für diese Angabe.
29 D.h., dass Ruf nichts für sich behalten konnte. —Zum Ausdruck vgl. Terenz, Eunuchus 105.
30 Ulrich Kambli.
31 Nicht erhalten.
32 Siehe dazu Nr. 2479,6f.
33 Nicht erhalten. — Siehe dazu Nr. 2485, Anm. 2.
34 Wohl einer oder beide der oben in Anm. 28 erwähnten Briefe Gwalthers an Haller.
35 Für die Zeit vor 1546 ist nicht bekannt, dass Bullinger über das Buch Jona gepredigt hätte. Im Juni und Juli 1545 predigte aber Gwalther ein erstes Mal über Jona, und von diesen Predigten sind Notizen von der Hand Wolfgang Hallers erhalten (Bern, Burgerbibliothek, Cod. B 19, f. 349r.—369r. — Wir danken Herrn Kurt Jakob Rüetschi für den Hinweis). Nicht auszuschließen ist ferner, dass diesem Brief eine Abschrift von Zwinglis "Annotationes" über das Buch Jona (veröffentlicht in Z XIV 804-807) beigelegt wurde.
36 librum Jonae.
37 Unbekannt.
38 Zu diesem Vorhaben, das Haller schließlich aufgab, s. HBBW XVI 250,14f; 251,25-29; 401,80.


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et plurimum assecutus sum annotationibus. 39 Placet etiam hoc institutum ecclesiae, et magno audiunt applausu, quia tuum, quantum possum, imitor in applicando modum. Docet poenitentiam aeque ac lonas, cuius certe nostro tempore perquam neccessaria est praedicatio. Sumus ergo strenui omnes, et profecto magnum sentimus in ecclesia nostra profectum.

De Helvetiis nihil scribis, quia nihil habebas tum Nescio ergo adhuc, quid acturi sint. Scio maledictum esse, qui confidit in homine, 40 tamen impium non esse puto quaerere bonorum auxilia. Et maxime ego hoc appeto, non quod putem sine eorum auxilio nos perituros, sed quia vellem conservarent hanc, quam omnes boni de ipsis habent, existimationem et benevolentiam. Scis enim, quanta est oritura amarulentia erga illos, si detrectarint. Praeterea ego multum hac de re sollicitor. Ego nihil promitto, nihil nego. Iubeo sperare in deum. Interim ego certe peius haberem multo. Adhaec vix possem ferre d , si audirem vel unum de Helvetiorum conqueri fide, cum pereuntem quieti contemplarentur, cuius ipsi pars sunt, Germaniam. 41 Non dubito autem, quin jam constitutum sit Thermis 42 , quid acturi sint, quamvis ego adhuc ignorem. Haec ad tuas.

Quoniam autem petis, ut frequenter scribam, faciam sedulo, sicubi possum habere tabellarios, quorum certe nunc destituimur copia; has enim Ulmam mitto non dubitans, quin sero sis accepturus.

Nova ergo apud nos haec sunt, et sic se res nostra habet: Imperator 43 hatt zu Fußen (ist deß bischoffs von Augspurg 44 ) e biß inn 6'000 knecht ghan (ist 12 klein myl 45 von Augspurg) f , 46 deßglich ein anderen huffen zu Eichstett. Ist also die prattick 47 gemacht gsin uff Augspurg. Die unseren habend ylends dem landtgrafen 48 und allen stenden zugschriben und angfangen, knecht annemmen. Uff den 4. tag iulii hatt man in unser statt 13 fennli gmusteret: 49 ist bis in 5'600 knecht, alle der statt farw 50 , || 17r. bis an drü, die sind gar wyß. Inn dem einen 51 stat mitt guldinen buchstaben: g "Pugna pro patria" g . Das

d In der Vorlage ferrein. —
C Klammern ergänzt.
f Klammern ergänzt.
g-g In Versalien.
39 Bullinger hatte seine Vorlesung zum Buch Richter am Donnerstag 1. Juni 1542 begonnen. Ab 14. Juli setzte er sie freitags fort und beendete sie am Freitag, 20. April 1543; s. HBD 30,31; 32,4. Die Konzepte dieser Predigten sind für Ri 3-21 sowohl in einem Autograph (Zürich ZB, Ms Car III 206) als auch in einer Abschrift von Wolfgang Haller (Bern Burgerbibliothek, Ms B 26, 3. Teil, f. 109r.—126v.) erhalten.
40 Jer 17, 5, hier mit einer Anspielung auf Nr. 2479,8-10.
41 Vgl. schon Nr. 2462,21-23.
42 Baden (Kt. Aargau). — Zu der am 5. Juli begonnenen Badener Tagsatzung s. Nr. 2474,1-4 mit Anm. 6.
43 Karl V.
~ Kardinal Otto Truchsess von Waldburg.
45 Meile. — Die Entfernung zwischen Füssen und Augsburg beträgt ca. 100 Kilometer.
46 Zur Einnahme Füssens am 9. Juli s. Nr. 2499,6-14.
47 Anschlag.
48 Philipp von Hessen.
49 Zum folgenden vgl. Roth, Augsburg III 384.
50 alle der statt farw: alle in den Farben der Stadt. — Das Augsburger Wappen zeigt einen in Rot und Silber gespaltenen Schild mit einer grünen Zirbelnuss.
51 Gemeint ist das Feldzeichen.


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tregt der Zoller 52 profecto magno omnium applausu (institui eum, qualis debeat esse miles; bene se habet eius res). h . Imm anderen stat: i "Verbum domini manet in aeternum" i . Imm dritten statt ein roter güggel 53 mitt guldinen klawen 54 undt kammen, und darob gschriben: "Wer dich, unser han". Ist gut landtgräfisch, sicut novit Gvaltherus 56 . Interim etiam Ulmenses aliquot collegerunt cohortes, 57 et dux Wirtembergensis 58 fortem conscripsit militem. Nieman hatt gewüßt, wo us 59 , was man thun well. Schertli 60 hatt nachts postiert 61 und mitt Wirtemberg und Ulm ein anschlag 62 gmacht, uff einen tag gen Füßen uff den selben huffen 63 zu ziehen. Es hatt aber kein mentsch zu Augspurg darvon gewüßt. 5. juli amm morgen hatt man ein fänli uss dem leger 64 (dann alle knecht ussert der statt in eim läger glegen sindt) gschickt ein myl gegen Dillingen zu, so deß bischoffs sitz ist, 65 allein der meinungs, 66 , das man ins volk das gschrei brechte, man welt uff Dillingen, damitt sin 67 die zu Füßen nitt gewar wurdendt, das man uff si zuge. Den gantzen tag darnach warend die thor 68 verschlossen. Nieman ließ man uß, aber jederman in. Umb die 4 zu abendt sammlet sich ein reisiger huff 69 , wiewol nit vil, unversehenlich inn der statt uff dem winmarckt. Wäert 70 biß umb 5, eb 71 si zemmen kamendt. Darnach fürendt si mittsampt etlichen reißwegen 72 zum thor us. 73 Baldt hept man ander reisswegen bringen 74 , darnach 17 großer stuck büchsen, darnach houwen 75 , schufflen 76 , sturmleiteren. Niemand wußt, was es werden wolt. Glich so bricht das leger uf, ziehendt die 12 überigen fennli uff den winmarckt. Da wartend si deß bescheids, darunder nitt wenig Eidtgnossen. Als es nun gar nach 77 nacht, kam der oberst Schertli, thet ein red zum huffen; weiß nitt was, jedoch si schrüwend all "Ja" mitt großen fröuden. Uff das gschach der uffbruch mitt großen
h Klammern ergänzt.
i-i In Versalien.
52 Hans Wilpert Zoller, der von Sebastian Schertlin zum Bannerträger ernannt worden war; s. Nr. 2467,23f.
53 Hahn.
54 Krallen.
55 Wehre.
56 Da dieser in Marburg studiert hatte; s. HBBW X und XI, Reg.
57 Unter der Leitung von Sebastian Schertlins Leutnant, dem Ulmer Marcell Dietrich von Schankwitz. Die beiden Truppenteile vereinigten sich bei Roßhaupten (Lkr. Ostallgäu, Bayern) am 8. Juli; s. Paulus, Schertlin 56.
58 Herzog Ulrich von Württemberg.
59 wo us: wohin.
60 Oberst Sebastian Schertlin.
61 Botschaften geschickt. 62 Plan.
63 Das kaiserliche Heer; s. Z. 77-79.
64 Lager.
65 Des Bischofs von Augsburg: s. Nr. 2467, Anm. 5.
66 Absicht.
67 dessen.
68 von Augsburg.
69 reisiger huff: Kavallerie; s. Fischer V 279.
70 Es dauerte.
71 ehe.
72 Mit Kriegsmaterial beladene Wagen.
74 Dementsprechend ist die Datierung dieses Auszuges auf den 5. Juli in Paulus, Schertlin 56, wohl zu korrigieren.
74 hept man ... bringen: fing man an zu bringen.
75 Hacken.
76 Schaufeln.
77 beinahe.


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fröüden. Mitt inen hatt man gschickt ein pfarrer 78 . Als si gen Dencklingen 79 kommen (ist ein dorff) j , habend si profannt 80 begert umbs gält. Die puren 81 habend gen 82 , was si ghept (ist in 83 eerlich zalt) k . Allein der pfaff 84 und vogt 85 habends nitt wellen thun. Deren hüser hatt Schertli den landtknechten geben zu brandschatzen 86 und huffen mee zmachen. Habends ylends als zerrißen 87 . Amm donstag 88 sindt si amm morgen für Füßen kummen. Ist der huff 89 endtflohen, sich hin und wider 90 ins Peyerland zerströwt. Darnach ist der ulmisch und wirtenbergisch zug zemmen kon zu inen auch andere fennli von Kempten, etc. Daruff si ins stettli 91 gschoßen, welchs sich amm fritag am morgen 92 inen ergen 93 hatt. Darnach sind si fürgruckt, dem Ferdinando 94 ein schloß und veste klus 95 imm gebirg, ein myl von Füßen glegen, ingnon 96 Was si wyters thun werdendt, weiß ich nitt. Man || 17v hatt mir hütt gsagt, der Schertli schick 200 wägen mitt korn inn dstatt 97 , die er imm kloster 98 tu Füßen gefunden hab. Jederman laßend si sunst bliben 99 Allein, was münchen undt pfaffen ist, theilend si mitt inen 100 Amm läben thtlnds inen nichts. Haec de nostris.

Caesar Ratisponae 101 non habet plures 4 vexillis secum. Pfaffi multa promiserunt, nunc pauca praestant. Episcopus Moguntinus 102 soll die tag zu imm komen sin mitt 300 pferden in nammen aller churfürsten, inn zu ermannen deß eids, den er inen und dem rych geschworen. 103 Aiunt eum 104

j Klammern ergänzt.
k Klammern ergänzt.
78 Johann Flinner; s. Friedrich Roth, Zur Einführung der Reformation in der Stadt Füssen, in: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte 9, 1903, 145f.
79 Denklingen (heute Lkr. Landsberg am Lech), zum Hochstift Augsburg gehörig, ca. 50 Kilometer nördlich von Füssen.
80 Proviant. 81 Bauern.
82 gegeben.
83 ihnen.
84 Wohl der in Denklingen amtierende Priester. — Unbekannt.
85 Unbekannt.
86 hier: plündern.
87 als zerrißen: alles zerstört.
88 8. Juli.
89 Das in Füssen liegende kaiserliche Heer; vgl. Nr. 2499,10-12.
90 hin und wider: überallhin. 91 Gemeint ist Füssen.
92 9. Juli.
93 ergeben.
94 König Ferdinand I.
95 Die Klause Ehrenberg, ca. 18 Kilometer südlich von Füssen.
96 eingenommen. — Am 10. Juli 1546 hatte von Schankwitz die Burg und die Klause Ehrenberg erobert; s. Zürich StA, A 177, Nr. 8; Franz von Rexroth, Der Landsknechtführer Sebastian Schertlin. Ein Bild seines Lebens und der beginnenden Neuzeit, Bonn 1940, S. 105; Paulus, Schertlin 57.
97 Nach Augsburg.
98 Im Benediktinerkloster St. Mang in Füssen; s. Josef Feistle, Materialien zur Geschichte der Stadt Füssen von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1861, Füssen 1861, S. 17; Paulus, Schertlin 58f.
99 in Ruhe.
100 mitt inen: unter sich.
101 Auf dem Regensburger Reichstag. 102 Der Mainzer Erzbischof Sebastian von Heusenstamm.
103 Heusenstamm war am 10. Juli nach Regensburg gekommen, empfing am 13. Juli die Regalien und reiste am 17. Juli wieder ab; s. RTA-JR XVII 528f.
104 Gemeint ist Karl V.


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dixisse illud Iulii Caesaris tyrannicum dictum: "Si violandum est iusiurandum, imperii gratia violandum est."105

3. iulii inn der nacht umb 12 ist in eim kloster 106 zu Regenspurg ein groß für ufgangen, also das vil verbrunnen, darunder auch dry deß keisers kammerbüben verbrunnen sindt. Unwyt darvon ist ein großer huff tonen 107 pulver gstanden. So es in dasselbig kommen, acht man, der halb theil der statt wer verdorben. Aber gott hatt der frommen geschonet, dem keiser anzeigt, was er wol thun möchte, wann er welt.

Langrafius ist in großer rüstung. Hatt etlich stett imm land 108 bsetzt, das ander als inn lufft gschlagen 109 . Man sagt, er züch uff den huffen, der zu Eichstett ligt, den selbigen zu zertrennen. Rex Daniae 110 mittit etiam electori 111 auxilia. Cöln 112 undt Pfaltz 113 haltend sich wol Brandenburg 114 thet gern; so ist er verdorben 115 . Episcopi quid moliantur, nunc incertum est. Maximum periculum videtur esse ab Hispanis et Italis venientibus, qua in parte plurimum Helvetiorum desideratur fides. 116

Superiori septimana nuptiae fuerunt Alberti 117 , filii ducis Bavariae 118 cum Ferdinandi filia 119 . Incertum, quid monstri alatur 120 . Veniet hac septimana caesar Monacum 1 .

Pontificem 121 obiisse fama apud nos est, unde ex nostris quidam hoc scomma in eum iecit: "Der tüfel ist so unmäßig 122 , das er uß der hell hatt müßen. Darumb hatt er den papst gnon und zum statthalter gsetzt, diewyl er keinen wußt, der imm sin sach bas 123 köennt verwalten."

Haec habui, Bullingere charissime pater, quae nunc ad te raptim partim Germanice partim Latine scriberem. Boni consule. obsecro. Multa sunt praeterea, sed incerta. Quae certa sunt, ego scripsi. Quamprimum potero, dabo plura.

l Vor Monacum gestrichenes Ratisponam nimium.
105 Das (hier nicht vollständig angeführte) Zitat stammt ursprünglich aus der Tragödie "Die Phönissen" von Euripides und ist überliefert bei Cicero, De officiis, 3, 82; Sueton, De vita Caesarum, lulius Caesar, 30, 5.
106 im Kloster St. Jakob; s. RTA-JR XVII 307, Anm. 51; Viglius van Zwichem 25.
107 Fässer.
108 Hessen.
109 inn lufft gschlagen: aufs Spiel gesetzt; vgl. Nr. 2486,21f. — Zu den damaligen Vorkehrungen des Landgrafen s. Karl Ebel, Kleine Beiträge zur Geschichte Hessens im Schmalkaldischen Krieg, in: Philipp der Grossmütige. Beiträge zur Geschichte seines Lebens und seiner Zeit, Marburg 1904, 563-567.
110 Christian III.
111 Johann Friedrich I. von Sachsen.
112 Erzbischof Hermann von Wied.
113 Friedrich II. von der Pfalz.
114 Kurfürst Joachim II. von Brandenburg.
115 zahlungsunfähig; s. Fischer II 1096.
116 Man hoffte, dass die Eidgenossen und die Bündner diese Truppen nicht durch ihre Länder ziehen lassen würden.
117 Gemeint ist der ab 1550 regierende Herzog Albrecht V. von Bayern.
118 Herzog Wilhelm IV. von Bayern.
119 Anna von Österreich. —Die Hochzeit hatte am 4. Juli stattgefunden; s. Viglius van Zwichem 25.
120 Adagia 2, 4, 98 (ASD 11/3 394, Nr. 1398).
121 Paul III. —Vgl. Nr. 2485, Anm. 13.
122 stark beschäftigt; s. Fischer VII 1204.
123 besser.


Briefe_Vol_17-194arpa

Tu saluta fratres, et sicut coepistis, pergite fideliter dominum pro ecclesia sua orare. Nos idem facimus indesinenter. Gratias age d. Gvalthero pro his 124 , quae ad me misit. Vale cum omni tua familia et vive foeliciter. Amen.

Augustae Vindelicorum, 12. iulii sonante jam 11. noctu; modo enim post coenam inveni nuncium 125 , qui cras abiret Ulmam. Ideo ignosce.

Tuus ex animo loan. Hallerus.

[Beilage:]E II 370a, 567

|| Hoc mihi fere excidit, quod te maxime scire volui. Diser wuchen hatt man ein grossen radt ghalten. 126 Ist in langen Jaren nie bschahen. Da hatt sich ein gantzer einhellig vereint, si wellind zum evangelio und zu diser sach setzen lyb, eer, gut und blut. Quibus artibus illi, qui diffugerunt, potentiores 127 conentur in concordiam trahere nostros cum caesare parum m honestam, indicibile 128 est; sed frustra laborant. Hoc enim, ut dixi, in senatu illo universali conclusum est. Non credo Fuggeros et alios unquam in urbem reversuros; ita supra modum in ipsos exacerbatus est populus. Quod si factum fuerit, melius multo nostra habebit respublica.

Scripsi supra de 200 curribus, 129 quorum 70 iam venerunt, quos vidi. Ist bis inn 600 mütt 130 korn.

Et id: fama venit, uff hütt zühend 10 fennli der unseren uff Insbrugg zu. das land inzünemmen und bsetzen, 131 das das weltsch volk, so vorhanden, nitt mög herus 132 kommen. Dazu, sagt man, wellind inen die Pündter 133 helffen.

Haec 13. iulii mane.

Turcam 134 cum magnis copiis advenisse Budam certissimum est.

[Adresse auf der Rückseite der Beilage:] Clarissimo doctissimoque viro d. Heinrycho Bullingero, Tigurinae Ecclesiae antistiti fidelissimo, domino et patri suo unice observando. Zürich an m. Heinrich Bullinger.

m parum über der Zeile nachgetragen.
124 Einer der beiden, vielleicht auch beide in oben Anm. 28 erwähnten Briefe Gwalthers an Haller. —Dem zweiten Schreiben war ein Brief von Zwinglis Hand beigelegt, der Haller zeigen sollte, wie schon Zwingli Kaiser Karl V. missbilligte.
125 Wohl der unbekannte Bote, der Bullingers Briefe übermittelte; s. oben Anm. 3 und Anm. 33.
126 Am 7. Juli tagte der Große Rat. Bei dieser Gelegenheit hielt Bürgermeister Georg Herwart einen Vortrag und verlas eine von Georg Frölich verfasste Schrift, welche die Argumente für und gegen einen Krieg aufzählte; s. Roth, Augsburg III 387.
127 Zu den aus Augsburg geflüchteten Patriziern s. zuletzt Nr. 2486 und Anm. 24.
128 unsagbar; s. Thesaurus Linguae Latinae, Bd. VII/1, Leipzig 1934-1964, Sp. 1145.
129 Siehe oben Z. 121-123.
130 Ein Getreidemaß mit unterschiedlichen Mengen, je nach Region.
131 Die schon begonnene Ausführung dieses Vorhabens wurde von Augsburg und später von Ulm aus gestoppt; s. Viglius van Zwichem 26. 40-42, Anm. 22; Nr. 2505, Anm. 34.
132 aus Italien.
133 Bündner.
134 Sultan Suleiman I.