Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2506]

Bullinger
an Ambrosius Blarer
[Zürich],
21. Juli 1546

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 163 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 476, Nr. 1315

Blarer wird nun wohl den Brief (Nr. 2493], der Hans Rych aus Rapperswil anvertraut wurde, erhalten haben. Nach dem Eintreffen von Blarers Brief [Nr. 2503]erkundigte sich Bullinger nach Rych und erfuhr, dass dieser erst am letzten Samstag [aus Rapperswil]abgereist ist.

d Textverlust durch Entfernung des Verschlussbandes.
81 Es geht hier um die Art und Weise, wie die Schmalkaldener auf die Forderung der Neun Orte (man müsse alle eidgenössischen Söldner zurückschicken) reagieren sollen. Bullinger war der Meinung, die Forderung einfach zu ignorieren; s. Nr. 2496,22-24.
82 befolgt.
83 ausrichten.
84 Salem am Bodensee (Linzgau, Baden-Württemberg), bis ins 18. Jhd. mit der gleichnamigen Reichsabtei auch Salmansweiler genannt. Dort lag seit dem 9. Juli der Kölner Koadjutor Graf Adolf von Schaumburg mit neun Fähnlein; s. Lenz, Kriegführung 444f; EA IV/Id 661 t.
85 Angriffsplan.
86 Es kam nicht zu einem schmalkaldischen Angriff. Schaumburg konnte sich rechtzeitig mit seinen Truppen via Bregenz nach Tirol zurückziehen; s. Lenz, aaO, S. 445 und Anm. 2; Zürich StA. A 177, Nr. 12.
87 Vgl. Zürich StA, A 177, Nr. 13.
88 Ungeziefer; s. Fischer VI/I 284 s.v. Unzifer.
89 schlimme Buben.
90 elf; s. SI I 283.
91 dem Ungeziefer.
92 unerträglich.
93 Der Brief wurde durch den jungen [...] Herrliberger übermittelt; s. Nr. 2507,1-3.


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Abgesehen von dem, was Blarer aus dem Schreiben des Zürcher Rats entnehmen wird, gibt es nichts Besonderes zu berichten. Etlichen kriegserfahrenen [Zürchern] scheint es nicht ratsam zu sein, wenn man jetzt nach der Eroberung der [Klause Ehrenberg] noch viele Ortschaften und Schlösser einnimmt, weil man dann das [Kriegs]volk für die Besatzung aufteilen müsste. Es wäre viel besser, das [kaiserliche] Heer bei Salem zu überfallen. Denn sollte Kaiser [Karl V. vom Landgrafen Philipp von Hessen]angegriffen werden, wäre es von Vorteil, keine kaiserlichen Truppen im Rücken zu haben. Anbei eine Abschrift über die Anordnung öffentlicher Gebete in Stadt und Landschaft [Zürich]. Blarer soll eifrig über die Lage berichten.

Gnad und frid. Ich truw, ir habind nunmee minen brieff 1 durch Hansen Rychen von Rapperschwyl empfangen, 2 dann ich uff üwer letst schryben 3 nitt unflyssig kundtschafft uff inn gemacht und vernomen hab, das er erst sampstags vergangen 4 fertig 5 worden.

Demnach 6 ist nut sonders, dann wie ir uß miner herren schryben vernemmen werdent.

Es bedunckt vil der unsern, redliche, kriegsche lüt, das nach erlangtem und verlegtem paß 7 nitt gut sye, das man vil stett und schlosser ynnäm, dann 8 man das volck in die besatzungen 9 teylen muß. Vil wäger 10 were, das die huffen und sunderlich der zu Salmanschwyle 11 angriffen und dannen than 12 werde, damitt, so ir hinab ziehen müssend uff den keysser 13 , das ir nitt ein huffen hinder üch lassen müssind. Zudem ist es kundtbar und offentlich, wer die houptschlachten behallt 14 , der hatt stett und schlosser uffgethan 15 . Dorumb bedunckt sy, ir söltend üwer sach uff dasselb richten. Zeig ich üch guter meynung 16 ; dann gwüßlich meint man es gar gut und wol mitt üch.

Wie man ein gemein päett 17 uff dem land angesähen 18 , also ouch in der statt, des ir hie ein copy 19 habend.

Schrybend mir flyssig wider, dann mich übel verlangt 20 wie es stande.

Vale, vale. 21. iulii, zu mittag 12, 1546.

Bullinger.

[Ohne Adresse.]

1 Nr. 2493 vom 10. Juli.
2 Blarer erhielt den Brief am 22. Juli; s. Nr. 2507, Anm. 16.
3 vom 16. Juli; s. Nr. 2503,4-10.
4 17. Juli 1546.
5 zum Aufbruch bereit.
6 Außerdem.
7 Gemeint ist die Einnahme der Klause Ehrenberg; s. dazu Nr. 2498,1 19f; Nr. 2499.
8 weil.
9 besetzten Orte.
10 besser.
11 Zu dem kaiserlichen Heer bei Salem
(Salmansweiler) am Bodensee s. Nr. 2505, Anm. 84 und Anm. 86.
12 dannen than: entfernt, vertrieben.
13 Karl V.
14 die houptschlachten behallt: die Hauptschlachten für sich entscheidet.
15 eingenommen.
16 Absicht.
17 gemein pätt: öffentliches Gebet.
18 angeordnet, fesgesetzt hat.
19 Siehe dazu Nr. 2478, Anm. 2.
20 dann mich übel verlangt: denn ich begehre sehr [zu wissen].