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Autograph: Zürich StA, E II 345, 323 (Siegel) Ungedruckt
[1] Frölich wird sich kaum jemals für Bullingers häufige und nützliche Schreibtätigkeit auf
angemessene Weise bedanken können! Er lässt zwar auch keinen Boten ohne einen Brief
abgehen, erkennt aber an den Antworten, dass einige seiner Briefe abgefangen werden. Dies
erklärt, warum die Zürcher manchmal über den Kriegsverlauf im Unklaren sind. Doch ist dies
belanglos, zumal in diesem Krieg kaum etwas Bedeutendes geschehen ist. Der Feind [Kaiser
Karl VI hat stets mit List versucht, einer Schlacht auszuweichen und den Krieg in die Länge
zu ziehen, damit den [Schmalkaldenern] die Mittel ausgehen, während er auf die finanzielle
Unterstützung der päpstlichen Welt zählen kann. Doch, so Gott will, werden die [Schmalkaldener]
weiterhin soviel tun wie möglich. —[2] Wegen des harten Winters und des besonders
bei den Kaiserlichen bestehenden Mangels an Proviant und Futter können Soldaten und Pferde
nicht länger im Feldlager ausharren. Die kaiserliche Kavallerie ist fast doppelt so groß wie
die der [Schmalkaldener] und soll noch einen Nachschub von 1'000 Pferden aus Neapel
erhalten. Allerdings wird das bei dieser Witterung dem Kaiser kaum etwas bringen, nur dass
dadurch den armen Bauern noch mehr Schaden zugefügt wird. Sobald es möglich ist, werden
die [Schmalkaldener] abziehen, jedoch 2'000 Reiter und 10'000 Fußsoldaten zurücklassen.
Diese sollen bis zum Frühling für die Verteidigung (Süddeutschlands] sorgen. Der Herr möge
Deutschland aus dieser bedrohlichen Lage retten! —[3]Bullinger soll nicht so viel arbeiten,
besonders nicht für Frölich, der ihn schon vor kurzem [mit Nr. 2684]diesbezüglich ermahnt
hat. Auch sollte Bullinger seine Schrift [,,Underscheid des Altten und Nüwen gloubens "] einer
angeseheneren Person als Frölich widmen. —[4] Die Zürcher Pfarrer [Lorenz Meyer, RudolfBriefe_Vol_18-319 arpa
Schwyzer und Thoman Ruman] halten sich gut. Die Umstände ihrer Berufung sind zwar nicht
ideal, doch wird man sich ihrer brüderlich annehmen. Gott allein kann das Vorhaben der
Augsburger gelingen lassen. —[5]Bullingers Ermahnung zu Wachsamkeit und Vorsicht wird
befolgt. Bisher haben sich die [Schmalkaldener] als ausdauernd und mutig erwiesen. Klar ist
auch, dass dieser Krieg nur durch den Sieg einer der Parteien, ohne jegliche Verhandlung,
entschieden werden kann, sonst würde das ganze deutsche Volk daran Schaden nehmen. Sollte
es aber zu einem [Friedens]vertrag kommen, dann wünschte Frölich sich arm und weit weg
von Augsburg! —[6]Bullingers Angaben über Heerführer und Kriegsvolk sowie die Nachrichten
aus Luxemburg und zu [Nicolas Perrenot, Herrn von]Granvelle, hat Frölich an die dafür
zuständigen Personen weitergeleitet. Er hat auch an Landgraf [Philipp von Hessen] geschrieben.
Bullingers Brief an Hans Wilpert Zoller [nicht erhalten] sowie das für den hessischen
Prediger [Theobald Thamer] bestimmte Buch [,,Endtchrist" von Rudolf Gwalther] hat
er umgehend ins Feldlager geschickt. Möge Gott Bullinger für seine Verdienste um die Religionssache
und um das Vaterland schon im Diesseits reichlich belohnen! —[7] Zu keiner Zeit
hatten die [Schmalkaldener] vor, mit dem französischen [König Franz I.] oder mit dem englischen
[König Heinrich VIII.] ein Bündnis einzugehen! Sie versuchten nur, dem Kaiser
Schwierigkeiten zu machen und an Geld zu kommen. Man wird sich nun auch bemühen,
Granvelles Machenschaften zu vereiteln. —[8](Johannes]Haller, Zoller, [Hans]Vogler [d.J.]
und alle Zürcher liegen Frölich sehr am Herzen. Hoffentlich kann er sich ihnen behilflich
erweisen! — [9]Grüße an die Bürgermeister [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater], an
den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs], an Gwalther, [Konrad] Gessner, [Johannes]
Fries, [Theodor] Bibliander und an alle Gelehrten. —[10][Wolfgang Lavater], der Sohn des
Bürgermeisters [Hans Rudolf], ist schon längst aus Ulm abgereist und wird nun hoffentlich
wieder zu Hause angelangt sein. —[11]Gruß an die Gattin [Anna, geb. Adlischwyler] und an
die Kinder. Der Herr sei mit ihnen allen. Amen!
S. Quomodo autem tibi, amicorum et fratrum devinctissime, pro tot et tantis diligentissimis et utilissimis scriptitacionibus 1 officiisque responsurus sim unquam, non habeo. Ego etsi neminem hinc sine literis meis ad te ire sciens permitto, tamen ex tuis facile deprehendo meas aliquando intercipi. Hinc fit, ut de rebus nostris sepius incerti sitis. Pluries equidem de inauspicati huius belli gestis scribere, quam scripsi, nihil proderat. Nam nihil scitu memorabile unquam in illo factum est, cum hostis 2 conflictum suis subterfugiis 3 semper declinarit, castra nunc hac, nunc illac moverit et bellum in hunc usque diem protraxerit, nimirum facile sibi persuadens nostros 4 tot sumptus diu ferre non posse, 5 ipsum vero ab universo papatu pecuniis iuvari, 6 neminem autem nos; id quod sane vanum non est. Summa: Nos hactenus fecimus, quod potuimus; facturi porro in posterum, quantum dominus concessent.
Nunc hiemis asperitas castra prohibebit. 7 Poterunt hoc frigus neque equi neque milites diutius ferre; taceo, quod victus et pabulorum ingens penuria
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in utroque exercitu, in hostis tamen major quam in nostro, sit. Cesar nos equitatu fere in duplo exuperat, iamque ei adhuc mille Neapolitanorum equites advolant, 8 licet hac tempestate preter depredationem miserorum agricolarum parum effecturus sit. Nostri se brevi domum, si comode fieri a potent, recipient relicturi nobis 2'000 equitum et 10'000 peditum, quibus nos, donec ver redierit, defendamus. 9 Deus interim optimus maximus gravissimum hoc et toti Germanie exiciale negotium in salubrem statum ponat! Amen. Hunc vos pii omnes nobiscum ex penetralibus cordium exorabitis, scio.
Labores tui sanctissimi, frater, nirnii sunt, presertim illi, qui in favorem mei fiunt. Dignior quidem eligendus fuerat me, cui scripta tua divina dedices. 10 Ego meipsum in hoc novi minorem esse, quam ut tam honorifice habear. Sed tuus in me ardor et amor iure locum accipiant. Proinde te paucos ante dies literis monui, ne nimium te onerares laboribus. 11 Id obiter hic repetisse volo, precorque, ut rebus modum facias.
Vestri concionatores, imo nunc nostri, 12 viri optimi hic sunt atque se strenue et honeste gerunt. Causa autem, cur accersiti sint, non in eo statu est, quo debebat. Dominus tamen pro sua gloria et benignitate pium institutum nostrum poterit adhuc abunde prosperare. Nihilominus tamen optimos illos viros fraterne fovebimus.
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Wie ir treulich unnd freundtlich schryben 13 unnd erinnerend, wol zu wachen unnd nit zw viel trawen, das geschieht furwar mit allem vleiß. So hat man sich stieff unnd keckh 14 gehalten, unnd verhoffe, es soll am selben, so viel gott genade verleihet unnd so weit sich unnser vermögen erstreckt, nit manglen. Der krieg kan und mag kainswegs on entlich 15 verterben teutscher nation durch ainig mittl 16 gericht werden, sonnder da muß ain tail furziehen 17 . Sobald aber ain vertrage gemacht wurdt, so wollt ich gern arm unnd weitt von hinnen sein. 18
323v. || Was ir mir fur anlaitung 19 unnd bericht 20 hauptleut unnd kriegßfolkh, auch die zeittungen 21 uß Lutzemburg unnd mit 22 Grandvela 23 geschriben, das hab ich alsbald an ortten, da sichs gebuert, vermeldt unnd darzu dem landgrafen 24 geschriben. Auch eurn brieff an Hanns Hilpert Zoller, 25 desglichen das büchlin an den hessischen prediger 26 furderlich 27 inn das geleger 28 geschickht. Ich bedannckh mich sollichs alles. Gott wolle, das ewr trewe, vleiß, sorg, miehe 29 unnd arbait inn dem hanndl gottis unnd des vatterlands hie im zyt 30 erkennt werde.
Nunquam nostris in animo fuit vel cum Gallo 31 vel Anglo 32 foedus inire, 33 sed eos ad faciendum hosti negotium et nobis pecunias accomodandum b 34
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pellicere conati sumus. Dabimus quoque nunc operam Grandvele astutus contraire. 35
D. Hallerus, Zollerus, Voglerus 36 atque omnes Tigurini sunt mihi commendatissimi. Utinam possem illis rite gratificari!
Dominos consules 37 , archigrammateum 38 , Gvaltherum, Geßnerum, Frisium, Bibliandrum et totam doctorum coronam salutabis impensissime.
Filius 39 d. consulis Lavatheri, ut nuper scripsi, 40 iamdudum ex Ulma abivit, domum haud dubie concessurus. Spero ipsum nunc advenisse.
Vale cum honestissima coniuge 41 et liberis 42 . Dominus sit vobiscum. Amen. 23. novembris 1546.
Tuus Georgius Letus, etc.
[Adresse auf f. 324v.:] Dem christennlichen, hochgelerten herren Hennrichen Bullinger, vorgeern 43 der kirchen Zurch, meinem geliepten herren unnd bruder, etc., Zurch.