[2848]
Autograph: Zürich StA, E II 366, 237 (Siegelspur) Ungedruckt
[1]Hier einige Neuigkeiten aus Briefen oder Erzählungen von anderen. —[2]Das kaiserliche
Kriegsvolk, das Ruff von Reischach vor Fastnacht in [Süddeutschland] anwarb, wurde am
Musterort unweit von Bremen durch die Hansestädte dezimiert. Wenn doch nur die [Schmalkaldener
ebenso beherzt gekämpft]hätten, wäre die Lage jetzt nicht so misslich! Die Hansestädte
und Dänemark brechen zum Krieg auf, wohin, ist unbekannt. —[3]Als Nachfolger des
verstorbenen polnischen Königs [Sigismund I.] wurde sein Sohn [Sigismund II.] in Krakau
gekrönt. Ein Bote aus Breslau [...] erzählte, dass bei der Krönung der Gesandte [...] des
türkischen Sultans Suleiman zugegen war, dass Suleiman seine Tochter dem jungen König
versprochen habe und die Hochzeit nach Ostern [10. April 1547] stattfinden werde.
—[4]Auf Antrag König Ferdinands I. hat die Obrigkeit von Breslau diesem eine Steuer von
einem Groschen pro Sack Getreide für den Kampf gegen Suleiman bewilligt. Doch schon nach
15 Wochen wurde ihm diese Abmachung wieder aufgekündigt. Die Breslauer wollen nämlich
mit dem Geld selbst gegen die Türken rüsten. —[5]Ferdinand wollte auch, dass Breslau dem
Kaiser Karl V. Geschütz und Munition liefere. Viele Stadtherren willigten ein. Doch als der
Beschluss ausgeführt werden sollte, erhob sich bei einer Volksversammlung solch ein Widerstand,
dass man Ferdinand absagen musste und dabei auf die bedrohlichen Rüstungen Suleimans
verwies. —[6] Vor wenigen Tagen kam ein Bote [...] aus Ulm. Er berichtete Schreckliches
über die Verwüstung der Stadt durch den Kaiser, der zudem zehn Kanonen mit Munition
und viel Geld beschlagnahmte. Infolge des stürmischen Regenwetters ist dieser noch iii Nördlingen.
—[7] Ein Fremder [...] wirbt mit 100 Kavalleristen Knechte bei Ensisheim an (man
weiß nicht, wofür). Zu seinem Ärger aber bieten sich nur wenige an. —[8]Landgraf Philipp
von Hessen rüstet angeblich. —[9]Aus Straßburg wurden Gesandte [Jakob Sturm, Marx Hag,
Friedrich von Gottesheim und Ludwig Gremp]abgeordnet, um den Friedensvertrag mit dem
Kaiser abzuschließen. Die Straßburger sind wohl nicht ganz bei Trost, denn wie die anderen
Städte beten sie dabei einen verwesenden Abgott an! Sie werden schon noch merken, dass
dieser einen Hass gegen die deutsche Freiheit hegt, der so tief sitzt wie der des Publius
Vatinius. —[10]Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen soll wieder im Besitz seines Landes
einschließlich Leipzigs sein und Herzog Moritz von Sachsen zwei Niederlagen zugefügt haben.
—[11]Aufgrund einer brieflichen Mitteilung, die von Prag über Augsburg nach Basel gelangte,
gilt es als sicher, dass es in Böhmen einen Aufstand gegen König Ferdinand gibt, da die
Böhmen wegen ihres Bündnisses mit dem Kurfürsten nicht gegen Letzteren ziehen wollen,
obwohl Ferdinand das nachdrücklich fordert. Daher eilt der Kaiser dem König zu, um dessen
Vertreibung zu verhindern. — [12] Im kommenden Sommer wird es zu gewaltigen Unruhen
kommen, und Gottes Reich wird sich entgegen allen Erwartungen ausbreiten. Gruß. Das
Übrige schreibt Myconius. Was gibt es Neues in Zürich?Briefe_Vol_19-421 arpa
S. in domino. Nova, que mihi ab aiis scripta et narrata sunt, paucis accipe: Die knecht, die vor faßnacht 2 angenomen sindt in disen landen dem keyser mit Rüffli von Rischach 3 , sindt geschlagen worden mit anderen knechten uff dem musterplatz nit wyt von Brem 4 von den Seestetten 5 . Sindt iren wenig darvon kommen. Hetten die unseren sölichs gethan, es stiende baß 6 ! Die Seestett mit Denmarckt syndt uff 7 ; wohin, kan mann nit wüssen.
Der künig von Polen ist gestorben 8 ; der son 9 des kunig zü Cracovia gekrönet zü ein künig des Polenlandt. By der krönung sol gsin des Turcken legat 10 mit 400 pferden, köstlich gekleidet, und die sag ist (diß habe ich mundtlich gehört von eim botten 11 dise tag von Breslauw) a , das dem jungen künig der Turck 12 sein tochter vermähelet habe, 13 und dise wöllen hochzeit haben nach ostern 14 zü Crocauw.
Idem tabellarius dixit: Die von Preslauw sindt uß bitt Ferdinandi 15 , des küngs, bewegt worden, das sy ein groschen uff ein sack mit korn haben geschlagen, im dise steür zü geben, damit er sich dester baß möchte richten, wider den Turcken zü stritten. Es ist etwas darzwischen gefallen, das sy im das gelt allein haben geben 15 wochen lang. Do haben sy diß im abkündet 16 . Wöllens inen selber behalten, wider den Turcken zü stritten.
Item Ferdinandus hat von der statt Preslauw begert, geschütz und pulver dem keyser züzüschicken, das im ettlich der grossen Hansen 17 haben verwilliget. Da 18 mans hat wellen richten, do ist die gmein [da g]sin b . Gemurmelt also, das mans im wider abgekündet h[at] von wegen der grossen rustung des Turckens. 19
Briefe_Vol_19-422 | arpa |
---|
Es ist ein Baselbott 20 dise tag von Ulm kommen. Der sag grüsame ding, wie Ulm verwüstet sey, wie sy der keyser 21 beroubt hab, genomen 10 stück buchsen mit aller rustung, vil gelt hinweg. Lytt 22 zü Nörlingen. Propter tempestatem pluviarum kan er nit witers ziehen.
||v Es lyt zü Ensisheim ein welscher 23 herr mit 100 pferden. Nympt knecht an. Findt aber wenig kriegsvolck, das er selbs unwillig 24 ist. Wohin er sy bruchen wil, ist still 25 .
Der landtgraff 26 sol in einer rustung sein.
Die von Straßburg 27 ritten dem keyser nach. Begeren ein vertrag. Insaniunt cum reliquis civitatibus adorantque putridum idolum caesaris! 28 Sentient tandem, quid egerint cum hoste, qui libertatem Germanicam odio Vatiniano 29 prosequitur.
Der elector Saxonic 30 sol alß 31 sin landt wider haben, mit Lipsig 32 . Es soll ouch hertzog Moritz zwey mal geschlagen sin. 33
Briefe_Vol_19-423 | arpa |
---|
In Behem 34 ist ein grosser zwitrach wider dem kunig 35 , hocque certum est. Nam ex Praga Augustam scriptum est; ab Augusta nostris. Nam nolunt incommodare Saxoni propter fedus; 36 sed Ferdinandus instat et urget. Propterea et caesar properat, 37 ne Ferdinandus rex eiciatur ex Bohemia.
Videmus hac aestate turbas ingentes ac domini regnum propagatum in contra omnium expectationem! Vale. Basileae, 1545 c , martii 17. Reliqua Myconius. 38 Rescribe, quid apud vos novi sit.
Tuus G[astius].
[Adresse darunter:] An den eerwürdigen herren Meyster Heinrych Bullinger, lüttpriester zü Zürich, mynen lieben, günstigen herren und frundt. Zurich.