Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2757]

Bullinger
an Oswald Myconius oder an Johannes Gast
[Zürich],
18. und 19. Januar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 342, 162; [Beilage:]a E II 441, 21-24 (Siegelspur)

Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 929, Nr. 1045

[1]Beiliegend eine rasch abgeschriebene Nachrichtensendung. Warum lässt denn Myconius nichts mehr von sich hören? Bullinger würde häufigere Briefe von ihm erwarten, zumal er selbst sehr oft an ihn schreibt! [2] Das von Kaiser Karl V. für die Badener Tagsatzung eingereichte Schreiben [an alle Orte vom 27. Dezember 1546] werden die Basler bei ihrem Stadtschreiber [Heinrich Ryhiner]einsehen können. Trotz dessen schmeichlerischen Inhalts ist diesem Brief kein Glauben zu schenken! [3] Es gibt nun Streit, weil die Fünf Orte eine Bestrafung Rudolf Gwalthers wegen dessen "Endtchrist"fordern. [4]König Franz I. von

a Die Zusammengehörigkeit dieser beiden Dokumente ergibt sich aus den übereinstimmenden Schnittspuren.
20 Mt 3, 15.
21 Anspielung auf Augustin. der öfters das christliche Leben mit einer Schifffahrt in Richtung eines sicheren Hafen verglich.
22 Anspielung auf Philon von Alexandria (gest. um die Mitte des 1. Jh. n. Chr.), einen von Plato beeinflussten jüdischen Theologen. der einen Hang zu Allegorien und mystischen Ansichten hatte.
23 Bullinger denkt wohl an das "Warhaffte Bekanntnuß" bzw. an die "Orthodoxa Tigurinae
ecclesiae ministrorum confessio" von 1545. —Vgl. auch HBBW XVIII, Nr. 2675.
24 Dass der Brief sich heute in Zofingen, im Nachlass von Wolfgang Musculus, befindet, deutet wohl daraufhin, dass er zurückgesandt wurde, Bullinger ihn aber später Musculus zur Verfügung stellte, als dieser sich zwischen September 1548 und April 1549 in Zürich aufhielt (s. Bodenmann 174f).


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Frankreich hat 8'000 Italiener im Piemont und 14'000 Franzosen in der Gascogne an der spanischen Grenze stationiert. Vor dem 1. März will er noch 8'000 bis 15'000 Eidgenossen in Rüstung. [5] Grüße an Francisco de Enzinas. Hat denn Johannes Gast das Geld für die Wolle erhalten? Der Inhalt des vorliegenden Briefes ist auch für Enzinas und Gast bestimmt. Grüße an Nikolaus Episcopius und an Johannes Herwagen. [6]Myconius soll den beigelegten Brief mitsamt den zehn Kronen an Josias Simler übermitteln. [7][Beilage.]Nachricht [des Konstanzer Rats], 9. Januar: Der Konstanzer Gesandte [Ludwig Kürnstaller] ist aus Ulm zurückgekehrt. Die Ulmer Ratsabgeordneten erklärten ihm und allen anderen Gesandten der [oberländischen]Städte, warum sie sich zu einem Frieden mit dem Kaiser entschlossen haben und unter welchen Bedingungen dies geschehen ist. [8]Den Ulmern wurde angeordnet, den Schmalkaldischen Bund zu kündigen und keinem Bündnis mehr beizutreten, an dem nicht auch der Kaiser und König Ferdinand I. beteiligt sind. [9] Sie wurden ferner verpflichtet, ihre Kriegsbeute zurückzuerstatten. [10] Von nun an haben sie sich dem Kammergericht zu unterstellen. [11] Sie müssen auch die von ihnen angeworbenen Kriegsknechte entlassen. [12] ihnen wurde schließlich eine gebührende, aber doch mäßige Geldstrafe auferlegt. [13]Als ihre Gesandten [Georg Besserer und Jos Weickmann]beim Kaiser um Beibehaltung ihrer Rechte und Religion bitten [wollten], meinten die kaiserlichen Räte, dass sie vor dem Kaiser die Religionsfrage gar nicht zu erwähnen bräuchten, da der Krieg nicht deswegen geführt worden sei. Der Kaiser werde sie wie Herzog Moritz von Sachsen. die Markgrafen von Brandenburg, Herzog Erich von Braunschweig und noch andere bei ihrer Religion, ihren Privilegien und Bräuchen lassen. Er habe nämlich seine Meinung geändert. Allerdings konnten die Ulmer keine schriftliche Garantie diesbezüglich erhalten. Die kaiserlichen Räte (nicht der Kaiser) erklärten sich bereit, die Versöhnung der Stadt mit einem offiziellen Dokument zu bestätigen. [14]Die Ulmer behaupten, dass sie bei ihrer Versöhnung mit dem Kaiser darauf bedacht waren, ihre Religion nicht preiszugeben, dass sie aber auch keineswegs gezwungen wurden, sich dem Kaiser zu unterstellen, den Fußfall zu leisten und anzuerkennen, unrechtmäßig in den Krieg gezogen zu sein. [15] In Ulm hat sich [Ludwig Kürnstaller] zu nichts verpflichtet, sondern die in Erfahrung gebrachten Punkte zur Besprechung im Großen Rat und in der Bürgerschaft nach Konstanz mitgenommen. [16]Dergleichen haben auch die Gesandten von Lindau, Ravensburg und Isny getan. Memmingen, Biberach und Kempten aber hatten ihren Gesandten die Vollmacht erteilt, sich wie Ulm dem Kaiser zu unterwerfen. Unterdessen wird dies wohl schon geschehen sein. [17]Dies ist in Kürze, was die Gesandten in Ulm über die Versöhnung dieser Stadt mit dem Kaiser in Erfahrung bringen konnten. [18]Nachricht [von Georg Frölich] aus Augsburg, 9. Januar: Die Ulmer haben nicht nur den [Schmalkaldischen] Bund verlassen, ohne dazu gezwungen gewesen zu sein, sondern sie verführen jetzt auch andere Städte zu diesem Schritt, um selbst besser dazustehen. Sie behaupten sogar, dass die Augsburger sie dazu verleitet hätten, was nun wirklich nicht stimmt! [19]Georg Frölich erfuhr brieflich von den Memmingern, dass diese bereits ihre Unterwerfung bereuten. [20]Landgraf Philipp von Hessen hat seine Festungen für den Krieg gerüstet. Er schrieb, er hätte gehört, dass Augsburg sich ebenfalls mit dem Kaiser versöhnen wolle. Darauf antworteten ihm die Augsburger, dass sie im Gegenteil vorhätten, treu zu bleiben. Die Straßburger ermahnten die Augsburger brieflich, standhaft zu sein, solange sie sich im Notfall wehren können. [21]Man behauptet immer wieder, dass der Kaiser tot sei und seine Räte mit seinem Leichnam Theater spielen. [22] Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen hat sein Land zurückerobert und Herzog Moritz von Sachsen nach Böhmen vertrieben. Der Kurfürst hat Leipzig und andere Städte besetzt. Langensalza hat er bestürmt. [23]Nachricht [von Ambrosius Blarer] aus Konstanz, 17. Januar: Immer wieder wird erzählt, dass der Kaiser tot sei und dass seine Räte den Leuten mit einem Abbild seines Leichnams etwas vorgaukeln. Die Gesandten der Städte, die sich ergeben haben, sahen nämlich den Kaiser nie persönlich. Andere sprachen an dessen Stelle. Den Gesandten zeigte man lediglich einen Vorhang, hinter dem er sich befunden haben soll. Von dort war jedoch kein Laut zu hören! [24]Herzog Ulrich von Württemberg ist auch übergelaufen. Zu welchen Bedingungen, ist unbekannt. Fest steht, dass [Fernando Alvarez de Toledo], Herzog von Alba, sogar nach dem Friedensabkommen etliche Ortschaften besetzt hat. [25]Ravensburg, Lindau und Konstanz werden inständig


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zu einem Frieden gedrängt. Anderenfalls werde der bald nach Ulm kommende Kaiser gegen sie ziehen. [26] Die Unterwerfung unter das Kammergericht ist problematisch, weil dadurch Abgötterei und Pfaffenschwarm wieder eingeführt werden. [27] Die kleinen Städte, besonders Isny im Allgäu, hätten gern anders gehandelt. Sie sind aber noch stets bereit, ihr Leben zu opfern, falls etwas gegen Gottes Wort unternommen würde. [28]Angeblich bereut Herzog Ulrich schon seinen hastigen Frieden mit dem Kaiser. [29][Zusatz von Bullingers Hand:] Die Ergebung Ulms an den Kaiser erfolgte absolut freiwillig, wie aus vorliegender Beilage hervorgeht.

L[ieber] h[err]. Was ich hab, hab ich üch in höchster yl abzeichnen lassen. 1 Kan mich nitt gnüg verwundern, das ir mir so gar nut schrybend. 2 Müß ye sagen, das ir nitt so yferig 3 syend, alls 4 ich gern sehe, und ich vermeint, ir söltents thün, diewyl ich üch so vil und dick 5 züschrib, etc.

Uff dem tag zü Baden 6 hat der keyser 7 ein gschrifft yngelegt 8 . Mögend ir bekummen by üwerm stattschriber 9 . Sy ist glatt 10 , aber ich truw der sach nut.

Die 5 Ort begärend, das min herren Gvaltherum straaffind von wägen des Entchrists 11 . Wirt ein gfretz 12 , aber laß hargan 13 .

Der Frantzos 14 hat 8'000 Italier in Pemondt 15 gelegt, 14'000 sins volcks an Hispanien in Vasconien 16 .b Begärt vor 1. martii gerüst von 8'000 biß in 15'000 Eydgnossen. 17

Dryandrum 18 grüssend mir. Gastium, nimpt mich wunder, ob imm das gällt worden, das ich imm umb die wullen 19 geschickt. Habend diß mitt inen gemein. Grüssend mir Episcopium 20 , Hervagium 21 , etc.

b Am Rande von Myconius' Hand: Wantinier 15'000 cum equitatu.
1 Gemeint ist die unten veröffentlichte Beilage.
2 Myconius hatte zuletzt am 28. Dezember 1546 (HBBW XVIII, Nr. 2729) an Bullinger geschrieben, und dieser hatte seitdem schon zwei Briefe (Nr. 2738; Nr. 2740) an ihn adressiert.
3 eifrig; s. Fischer II 568f.
4 wie.
5 häufig, oft; s. SI XII 1238.
6 Die Badener Tagsatzung vom 10. Januar; s. Nr. 2737, Anm. 3.
7 Karl V.
8 eingereicht; s. SI III 1184. — Zum Brief des Kaisers vom 27. Dezember 1546 s. Nr. 2751, Anm. 47.
9 Heinrich Ryhiner.
10 schmeichlerisch; s. Fischer III 674.
11 Siehe EA IV/1d 758f u. Die Publikation sorgte auch noch später im Jahr 1547 für Aufregung; s. dazu die Verweise in HBBW XVII 400, Anm. 7.
12 Gezänk; s. SI I 1344.
13 laß hargan: lassen wir das passieren; s. SI II 30.
14 König Franz I. von Frankreich. — Siehe schon Nr. 2751,53-59; Nr. 2752,16-21.
15 Piemont.
16 Gascogne.
17 Diese Angaben kommen aus dem Brief, den Johannes Haab und Itelhans Thumysen am 14. Januar aus Baden an den Zürcher Rat geschrieben haben (Zürich StA, A 225/2, Nr. 37), nur dass Bullinger die Zahl 8'000 (statt 12'000) falsch in Erinnerung hatte. —Anfang März waren dem König diese Söldner noch immer nicht zur Verfügung gestellt worden; s. EA IV/1d 784 zu aa.
18 Francisco de Enzinas.
19 Wolle. — Siehe dazu Nr. 2738,16f; Nr. 2740,20f.
20 Nikolaus Episcopius (Bischoff), Basler Buchdrucker.
21 Johannes Herwagen.


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Diß 10 kronen und brieff 22 an Josiam Simler 23 verschaffend 24 mir. Datum 18. ianuarii 1547 post 3, 25 pomeridianam.

[Ohne Unterschrift.]

||E II 441, 21f. 23f [Beilage:]c

||23 9. ianuarii von Constantz: d

Unnser gesandter 26 ist widerumb her heim kummen. Den sampt anndern gesandten von stetten habend die verordneten vom radt ze Ulm erzellt, was sy zü dem friden 27 verursacht unnd mit was bescheid sy k[aiserliche] m[ajesta]t versünt.

Item sy söltend sich der Schmalckaldischen püntnus verzyhen 28 , fürohin in kein püntnus begeben, darin k. mt. unnd könig[liche] m[aiesta]t 29 e nit ouch e begriffen.

Alles, was imm krieg abgenommen unnd noch vorhanden, widerkeren 30 , denen es genommen sye.

Das sy by dem camergericht, so künfftigklich uffgericht werden möcht, blyben söllind. 31

Item das sy das kriegsvolck, das by inen ligt, urlouben söllend.

Item das sy ein zimliche 32 , gnedige geltstraff geben söllend. 33

Unnd, als die gesandten von Ulm 34 by k. mt. angehalten, sy blyben zelassen by iren regalien 35 unnd irer religion, wie sy die jetzund habend, haebend inen die keyßerischen rädt 36 mit ußtruckten worten 37 gesagt, sy söllend der k. mt. der religion überein 38 nit gedencken 39 , dann 40 der krieg von deren

c Von derselben Hand wie die, die schon früher Briefe für Myconius abgeschrieben hatte; s. HBBW XVIII, Nr. 2659, Anm. a, und Nr. 2696, Anm. a.
d Leicht paraphrasierte Auszüge aus dem am 9. Januar verfassten Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat (Zürich StA, A 177, Nr. 158). Von einer späteren Hand (die gleiche wie unten in Anm. f) irrtümlich: Eiusdem Laeti a. 1547. —
e-e Fehlt in der Vorlage. Ergänzung anhand des Konstanzer Originals.
22 Unbekannter Brief.
23 Er studierte damals in Basel und war bei Konrad Wolfhart (Lycosthenes) untergebracht; s. HBBW XVI 219, Anm. 4.
24 übermittelt.
25 post tertiam horam.
26 Ludwig Kürnstaller, der am 8. Januar wieder in Konstanz eingetroffen war; s. Nr. 2743, Anm. 9. Die Ulmer hatten die oberländischen Städte aufgefordert, auf den 2. Januar ihre Gesandten zu ihnen zu schicken, damit den Städten auch zu einem Frieden verholfen werden könne; s. HBBW XVIII 459; Rommel, Ulm 85f.
27 Zum Friedensschluss der Ulmer mit dem Kaiser s. Nr. 2734, Anm. 4.
28 sy söltend sich der Schmalckaldischen püntnus verzyhen: sie sollten den
Schmalkaldischen Bund aufgeben; s. Fischer II 1424f s.v. verzeihen.
29 Ferdinand I.
30 zurückerstatten; s. Fischer VI/1 780.
31 Vgl. Nr. 2746,48-51.
32 angemessene; s. Fischer VI/1 1206.
35 Siehe dazu Nr. 2738, Anm. 8.
34 Georg Besserer und Jos Weickmann; s. HBBW XVIII 396, Anm. 9.
35 Rechten.
36 Darunter Nicolas Perrenot, Herr von Granvelle, und Reichsvizekanzler Johann von Naves; s. Nr. 2746, Anm. 44.
37 mit ußtruckten Worten: ausdrücklich; s. Fischer I 463 s.v. ausdrucken.
38 durchaus; s. SI I 274.
39 erwähnen; s. SI XIII 669.
40 denn.


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nit angefangen sye. Doch habend sy die keyßerischen rädt getröst, die k. mt. werde sy by jetziger religion, wie hertzog Moritzen 41 , die Margraven von Brandenburg 42 , Hertzog Erichen von Brunschwig 43 unnd anndere deß gelich, ouch by iren privilegien unnd harkommen 44 gnedigklich blyben lassen unnd darvon mit gwalt nit triben, dann ir mt. vil 45 eins andren, dann vor 46 , gesinnet sye. Als die Ulmischen gesandten dißer handlung ein versicherung begert, sye inen die abgeschlagen, 47 aber ein kundschafft 48 unnd absolution unnd mandata zegeben bewilliget worden, doch nun 49 von rädten.

Wie wol 50 nun die von Ulm bedacht gewäsen, die huldigung uff ettliche artickel der religion unnd annder sachen halb zestellen, so habend sy doch uff ettlicher (irer achtung) ge-|| 24 trüwer radt sich absolute fry, one einiche 51 capitulation 52 an deß keysers gnad ergeben, den füßfaal gethan, und bekendt, das sy mit der kriegsrüstung unrecht gethan unnd zum theil verfûrt worden unnd geirrt habind, mit undertänigster pitt, ir mt. wölte sy gnedigist versünt haben, by iren regalien blyben lassen, ir gnedigster herr sin, in iren gnedigen schutz unnd schirm uffnemmen. 53

Unnser bott 54 hatt sich nit wyter ingelassen 55 , sunder die articul, uns hindersich zebringen, genommen, das wir uns mitt unserm grossen radt unnd der gmeind 56 darüber beratschlagen mögind,

Die gesandten Lindow, Ravenspurg und Ißni habend ouch nit annders gehandlet. Aber Memmingen, Bibrach unnd Kämpten habend iren gesandten befelch geben, sich dem keyser züglich wie Ulm zü ergeben, welchs, alls zü achten 57 , nun mee beschechen ist. 58

Disß ist in summa der bericht der handlung, den der stätt gesandten uff dem tag zü Ulm deren von Ulm versönung halb empfangen unnd gethan habend; welchs wir üch unangezeigt nit lassen wellen.

41 Herzog Moritz von Sachsen.
42 Wie z.B. Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, dessen Bruder Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin, oder auch Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach.
43 Herzog Erich II. von Braunschweig-Calenberg-Lüneburg.
44 überlieferten Rechten; s. SI III 281.
45 ganz; s. Grimm XXVI 132.
46 dann vor: als zuvor.
47 Siehe Nr. 2734, Anm. 6.
48 schriftliches Zeugnis; s. SI III 353.
49 nur.
50 Wie wol: Genauso wie.
41 irgendeine.
52 Gemeint ist, dass sie nicht durch einen Vertrag (zwischen Belagerten und Belagerer) dazu genötigt wurden.
53 Siehe dazu Rommel, Ulm 78f.
54 Der schon oben erwähnte Konstanzer Bote Kürnstaller.
55 verpflichtet.
56 Bürger; s. Fischer III 330.
57 alls zü achten: wie zu vermuten (ist).
58 Es kam erst am 25. Januar dazu; s. Nr. 2741, Anm. 4.


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||21 Uß Augspurg, 9. ianuarii: f

Die von Ulm lassend sich nit vernügen 59 , das sy one nodt sich usß der püntnus 60 gethan habend, sunder farend erst zü 61 unnd ziehend ouch andere stett inanis persuasionibus uff ir syten, sich zeschönen 62 . Redent ouch von uns, samm 63 wir an der trennung schuldig, das sich doch in eewickeit nit findt.

Von Memmingen hab ich schryben, daruß ich wol verstan, das sy 64 der schertz 65 geruwen ist 66 . Dann sy ire botten gern gewendt 67 hettend, wo 68 es nit ze spat.

Der landgraf 69 hatt sin starcken plätz besetzt. Verhofft, die zü erhalten. Hatt ouch gen Augspurg geschriben, imm werde yngebildet 70 , sam sy sich ouch ußsönen, etc. Daruff imm zeantwort worden, sy wölind glouben unnd trüw redlich halten. Es hatt ouch Strassburg har geschriben unnd vermanet, ze blyben unnd sich nit ze ergeben, diewyl man nodt halb möge 71 .

Es wirt für und für darfür gehalten 72 , der keyser sye todt, unnd tribend sine rädt das affenspyl 73 mit dem Cadavere. Wirt vil daruff verwettet. Der churfürst 74 hatt sin land wider yngenommen, unnd darzü hertzog Moritzen uss dem sinen in Behem 75 vertriben. Hatt Lipsig 76 unnd andere 77 inn. Saltza 78 , die statt, hatt er gewunnen mit dem sturm. f Daneben von einer späteren Hand (dieselbe wie diejenige in oben Anm. d): Georg. Laeti Augustani archigrammatei Augustani manus. Über der von Johann Jakob Simler besorgten Abschrift (Zürich ZB, Ms S 63, 12) steht von dessen Hand Georgius Laetus, Archigrammateus Augustanus, haec misit Blaurero et Bullingero, hic vero Myconio et Gastio. Frölichs Brief an Blarer wurde tatsächlich von Letzterem an Bullinger zur Lektüre übermittelt; s. Nr. 2754, 3f

59 lassend sich nit vernügen: geben sich nicht damit zufrieden; s. SI IV 701.
60 Schmalkaldischer Bund.
61 farend erst zü: gehen rücksichtlos vor; s. Fischer VI/1 1302.
62 zu rechtfertigen; s. SI VIII 868.
63 als ob; s. Fischer V 559.
64 die Memminger.
65 Ironischer Bezug auf Memmingens Unterhandlungen mit dem Kaiser; s. HBBW XVIII 431, Anm. 15.
66 geruwen ist: bereuen.
67 zur Rückkehr bewegt. 68 wenn.
69 Philipp von Hessen. Vgl. Nr. 28 15,13-16.
70 eingeredet; s. Fischer II 591.
71 diewyl man nodt halb möge: solange man sich im Notfall wehren kann.
72 für und für darfür gehalten: immer wieder für wahr gehalten; s. SI II 1224f s.v. halten.
73 Theaterspiel; vgl. SI X 136f.
74 Johann Friedrich I. von Sachsen.
75 Böhmen.
76 Leipzig. — Die Stadt wurde seit 6. Januar 1547 vom Kurfürsten belagert und ab dem 13. Januar beschossen. Am 27. Januar zogen die kurfürstlichen Truppen wieder ab; s. Georg Voigt, Die Belagerung Leipzigs 1547, in: Archiv für die Sächsische Geschichte, hg. v Karl von Weber, Bd. 11, Leipzig 1873, S. 272. 279. 290f; Mentz III 555-557, Nr. 74 (Bericht des Kurfürsten vom 8. Februar 1547 über den Abbruch der Belagerung).
77 andere Städte.
78 Bad Langensalza Unstrut-Hainich-Kreis, Thüringen). — Der Kurfürst hatte die Stadt am 24. Dezember 1546 eingenommen (s. dazu Voigt, Moritz 245), doch ohne Gewalt (s. PC IV/1 568, Nr. 524).


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Usß Constantz, 17. ianuarii g

Man sagt für unnd für, sol gewüß sin, das der keyser todt, unnd sine herren mit dem simulachro ir afenthür 79 bestandind 80 . ||22 Es habend inn die gesandten der stetten nie gesehen, da 81 sy inn gehuldet 82 . Man hatt aber inen zeigt ein umbhang, darhinder er sye. Habend aber nieman gehört. Andere habend in deß keysers namen geredt. 83

Wirtenberg 84 ist hinüber. Hatt ouch ein friden angenommen. Conditiones wüssend wir nit. Alls er den friden gehept, hatt nüt des minder duce de Alba 85 ettlich flecken unnd stettli uffgefordert. 86

Ravenspurg, Lindow unnd Constantz werdent hefftig getrungen unnd gewarnet, den friden ze suchen, oder der keyser werde der tagen gen Ulm kommen unnd demnach uff sy ziehen. Mag nit wüssen, was man thün wirt. 87

Es ist gar ein schwers willigen in das camergricht, welchs alle abgöttery unnd pfaffengeschwürm 88 restituieren wirt, etc. 89

Die kleinen stettle, insonders Yssne imm Algöw, hettend gern ir bestes gethan. Sind noch deß fürnemmens, wo man immer wider gottes wort ettwas was anmuten 90 wil, ir leben darob zü verlieren. 91

Wirtenberg sol ouch wöllen, er hette nit also geylt mitt dem fryden annemmen. Gott schicke es wol! 92

[Zusatz von Bullingers Hand:] Ulm hat sich fry absolute am keyser ergäben, lut der volgenden geschrifft 93 yngelegt. 19. ianuarii. h

[Adresse:]] An herren Oßwalden Myconien oder h. Johansen Gasten, predicanten zü Basel.

g Diese paraphrasierten Auszüge stammen aus den Briefen Blarers Nr. 2754 und Zwicks Nr. 2755 vom 16./17. Januar; s. Nr. 2754, Anm. I
h Danach von einer anderen Hand: 1547. —
1 Von Bullingers Hand auf der Versoseite eines nicht nummerierten Blattes, welches nach dem Blatt mit den Seiten 21 und 22 in den Einband E II 441 gebunden wurde.
79 "aventüre", Zauberei, Blendwerk (s. SI I 103), mit dem gleichen Sinn wie "Affenspiel" in Blarers Brief; s. Nr. 2754,15.
80 treiben; s. FNHDW III 1952, Nr. 14.
81 als.
82 inn gehuldet: ihm gehuldigt, Treue geschworen (haben); s. Fischer III 1861.
83 Paraphrase von Nr. 2754,13-20.
84 Herzog Ulrich von Württemberg.
85 Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von Alba.
86 Paraphrase von Nr. 2754,21-28.
87 Paraphrase von Nr. 2755,1-7 und 10-12.
88 Pfaffengewimmel; s. Nr. 2754, Anm. 53.
89 Paraphrase von Nr. 2754,43-45.
90 verlangen.
91 Paraphrase von Nr. 2754,47-50.
92 Paraphrase von Nr. 2754,56-58.
93 Gemeint ist die vorliegende Beilage, ganz besonders Z. 19-62.