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Teilkopie a von Peter Schnyder: Zürich StA, E II 347, 148 (Siegelspur) Gedruckt: Bizer, Abendmahlsstreit 155f
[Oswald Myconius und Simon Grynäus]sind auf den 17. August [zu Gesprächen über die Wittenberger Konkordie] nach Bern gekommen. Da die Straßburger [Bucer und Capitol in ihrer Erläuterung der (Wittenberger] Artikel erklären, dass der Leib Christi vom gläubigen Gemüt als geistliche Speise empfangen werde, so wie ihn schon Abraham und die Vater genossen haben, und daß kein Widerspruch zu den Schriften Oekolampads und Zwinglis bestehe, anerkennen die Berner Theologen diese Erläuterung als übereinstimmend mit dem [Ersten Helvetischen] Bekenntnis. Sie setzen dabei in Übereinstimmung mit den Zürchern und Baslern voraus, der Artikel über die manducatio indignorum könne so verstanden werden, daß die Gottlosen nur das Zeichen, nicht den Leib Christi essen. Diese ohne Absprache mit den übrigen oberländischen Kirchen abgefaßte Stellungnahme ist nicht als [verbindlicher]Beschluß zu verstehen.
Auff b den 17. tag augusti sind zuo unns komen gen Bern c die wuolgelerten
unser fur 3 geliebten herren unnd bruöder 4 [...] d .Briefe_Vol_06_392 arpa
Der declaration aber unnd der erluterung halb, wie e von unsern lieben herren unnd bruöderen von Strasburg uber die artikel gestelt 5 , sagend wir also, doch erluterens unnd gar nit beschlusnerische wyse 6 : Dwyl 7 sy redind, das die meynung docto[r] Marti[n] Luth[ers] unnd der sinen f nit syge, das im helgen nachtmal g Christi nit ain liplich, sunder ain geystlich spiß, die an leyn 8 mit dem gluöbigen gmiet empfangen werde, unnd das wir ouch den lib Christi, der zuo der gerechten 9 gottes sitzt, nit anders wesenlich 10 essind, dann wie in Abraham mit sampt anderen halgen 11 vaetteren vor siner mensch werdung gegessen habind 12 , unnd in summa, das dise außlaegung gantz unnd gar nutzig 13 in iro habe, das nit doctor Oecolamp[adius] unnd Maister Huld[rich] Zwing[li], bayd loblicher gedaechtnuß, in iren auß gangnen geschrifften von disem nachtmal gelaert habind, wie das alles mit vil wuorten in dero von Strasburg geschrifft gehandlet wurtt, konnend wir nit sagen, dan das sölche außlegung unser confession 14 , zuo Basel gestelt, glich förmig laute, dann eben alleyn h das, so im vierden artikel vom niessen unnd essen den lib Christi von dem unwurdigen geschriben stat 15 , wo dersaelb artikel erlyden mag, so fer i ein k mensch gluöbig, so esse er den lib Christi, so ferr er aber gottloß angefochten
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hertzens, böß furnaemens, als dan esse er nit den lib Christi, sonder nun 16 das zeychen unnd das sacrament, so mögend wir soemliche außlegung, wie ouch unsere lieben herren unnd bruöder von Zurich, von l Basel 17 , by unserer confession wuol dulden, die wir ouch nit anders dann mit anfaltigem und rechtgeschaffnem hertzen gestelt habind, guoter hoffnung, man lasse unns by der saelben unser confession unnd christelichem verstand bliben. Wir wend ouch hie mit diser unserer erluterung one alle andere oberlenddische kilchen newt 18 beschlossen haben, sonder so wir bessers möchtind befinden m unnd unns deß berichten, weltind wir allwegen umb der göttlichen warheyt wyllen gern volgen. Amen.
Die diener unnd laesser 19
der kilchen zuo Bern n .
Petrus 20 tuus o
[Adresse auf der Rückseite:] An Meister Heynrichen Bullinger, predicant zuo Zürich.