Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2285]

Georg Frölich an
Bullinger
[Augsburg],
12. November 1545

Autograph: Zürich StA, E II 346, 169f (Siegelspur) Ungedruckt

Frölich empfing drei Briefe Bullingers [nicht erhalten] von einem einzigen Boten [...]. Die [zwei] ersten Briefe meldeten zu Frölichs Erschütterung, dass die [Zürcher] Kirche keinen Diener nach [Augsburg] schicken könnte; der letzte aber stimmte die [Augsburger]froh, da der Zürcher Rat ihnen darin trotz eigenen Mangels [an Pfarrern] die Entsendung Johannes Hallers ankündigte. Ihre Dankbarkeit werden die [Augsburger] in einem eigenen Brief bekunden. Haller wird in [Augsburg]eingesetzt und nicht woandershin geschickt werden. Er soll noch vor dem Wintereinbruch nach [Augsburg] kommen. Sehr willkommen ist Bullingers eigenhändiges Manuskript mit der in Zürich gebräuchlichen Kirchen- und [Pfarr]ordnung. Frölich will zu erreichen versuchen, dass auch die [Augsburger] Kirche sich danach ausrichtet. Bullinger wird vom [Augsburger]Rat ein [Geschenk]für diese und seine anderen Verdienste erhalten. Die ihm von Bullinger anvertrauten Geheimnisse hat Frölich lediglich den [beiden] Bürgermeistern [Hans Welser und Jakob Herbrot] eröffnet; vor allem Welser hofft

c Darunter von Blarers Hand das Empfangsdatum: 13. novembris 1545. cher
Pfarrern Mitverfasser eines Gutachtens zu Hieronymus Zanchis Thesen. Ein Briefwechsel mit Bullinger ist nicht erhalten. -Lit.: Zürich ZB, Ms. Car C 44,922, Nr. 26; Ms F 95.1, Nr. 27; Zürich StA, G I 179, f. 6v. 13r.; Z IX 346, Anm. 2; HBD passim; HBLS VII 782; Basel, Matrikel II 44, Nr. 21; Pfarrerbuch 662; W[ilhelm] H[einrich] Ruoff Nachfahren Ulrich Zwinglis. Mit einer vorläufigen Nachsahrenliste, Bern 1937 —Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Familienforschung 1/5, S. 4. 33.
14 Hans Wilpert Zoller d. J.; s. Bähler, Haller 4f.
IS Landgraf Philipp von Hessen.
16 Ahab, König des Nordreiches Israel, 9. Jh. v. Chr. —Siehe dazu 1Kön 20.
17 Ben-Hadad II. (evtl. Ben-Hadad I.) von Damaskus, aramäischer König, den Ahab nach seinem Sieg über ihn freiließ.
18 Vgl. oben Nr. 2280.


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auf eine allmähliche Stärkung der Freundschaft zwischen den [deutschen und eidgenössischen Protestanten]. Das unglückliche [Zweite Regensburger Religions]gespräch kommt in Gang. Von den [Protestanten] sind Philipp Melanchthon, Martin Bucer, Erhard Schnepf und Johannes Brenz dazu abgeordnet; als Auditoren der Magister Franz Burchard, Graf Wolrad von Waldeck, Balthasar von Gültlingen und Hieronymus Baumgärtner; als Gehilfen Martin Frecht und Veit Dietrich: fast alle ausgesprochene Lutheraner. Diese haben die ausdrückliche Auflage erhalten, nichts gegen die [Heilige]Schrift zu entscheiden noch Zweideutiges zu genehmigen. Hoffentlich sind weder die Kolloquenten noch die Auditoren aus der Partei des Kaisers [Karl V] bestimmt worden, so dass es zu keinem [Religions]gespräch kommt! Vielleicht werden in Kürze Gesandte des [Schmalkaldischen]Bundes zum Rat von [Zürich]kommen und bitten, weder fremden Soldaten den Durchzug durch die Eidgenossenschaft gegen die [deutschen Protestanten] zu gestatten noch den Papisten Hilfstruppen gegen die Evangelischen zu schicken, sondern vielmehr [den Schmalkaldenern]Hilfe zu senden. Als Gegenleistung werden die Eidgenossen bei den [Schmalkaldenern]Hilfe finden. Zürich soll die Gesandtschaft freundlich empfangen. Bullinger ärgert sich, dass Frölich [Anna, geb. Adlischwyler] drei Goldstücke schenkte. Damit wollte Frölich nur Bullingers Kosten vergüten, die diesem durch den [Augsburger] Rat wegen der Entsendung von Boten an Matthias Erb entstanden. Als glaubwürdigen Bericht über den Braunschweiger Feldzug legt Frölich einen Brief des Landgrafen Philipp von Hessen an die Augsburger bei. Später erfuhr man, dass Reiter und Fußsoldaten von Herzog Heinrich [von Braunschweig] beim Abzug die Bauern brandschatzen und plündern wollten. Daher haben die [Schmalkaldener]jene am 23. Oktober [1545] angegriffen, über 100 Reiter getötet, 18 Adlige, unter ihnen 6 Domherren, gefangengenommen, viel Fußvolk umgebracht und sie zum Abzug in kleinen Gruppen gezwungen. Im Zelt des [Herzogs Heinrich]fand man einen ganzen Kasten voller Briefe, aus denen Intrigen vieler Potentaten, besonders aber der [katholischen Geistlichen]hervorgehen, die auch die Eidgenossen betreffen sollen. Deshalb sollten die [Zürcher] eine Gesandtschaft auf den [Schmalkaldischen Bundestag] zu Frankfurt schicken, wo am 6. oder 9. Dezember [1545]die evangelischen deutschen Obrigkeiten gegen die Abhaltung eines Konzils, ob in Trient oder anderswo, abstimmen und über die [Fortsetzung ihres Bündnisses] beratschlagen werden. Herzog Heinrich liegt gefangen zu Ziegenhain, sein Sohn [Karl Victor] zu Kassel. [Heinrich] hatte, ehe die [Schmalkaldener] von seinem Vorhaben wussten, mit Hilfe der Papisten 4'000 Reiter und 7'000 Knechte zusammengebracht; eine Zahl, die bis auf 20'000 [Mann]stieg. Am 18. Oktober griff er die [Schmalkaldener] an. Danach gab es einen Waffenstillstand, welchen [Heinrich] aber nicht einhielt, weshalb der darüber erzürnte Landgraf [Philipp] von Hessen zum Angriff schritt. Jetzt verhört man [Heinrichs]Helfer. Größe an Bügermeister [Hans Rudolf] Lava-ter den Stadtschreiber [Hans Escher vom Luchs], Rudolf Gwalther, [Konrad] Gessner und alle [anderen] im Hort der Gelehrsamkeit. Frölich wird bedeutsame Nachrichten stets mitteilen.

S. Ternas simul a te, vir venerabilis, uno cum tabellario 1 accepi literas 2 quarum singula adeo amicabiles et iucunde sunt, ut decorum et copiam

1 Mit dem Augsburger Boten, der aus Konstanz auch die zwei ersten Briefe Bullingers, die dort eine Zeitlang aufgehalten wurden, mitnahm; s. unten Anm. 2; Nr. 2303.
2 Drei nicht erhaltene Briefe Bullingers. — Die zwei ersten Briefe, von dem einer wohl eine Antwort auf Frölichs Brief vom 30. September (Nr. 2256) war, enthielten die schlechte Nachricht (s. Z. 4-6), dass die Zürcher keinen Prädikanten schicken würden (vgl. auch unten Nr. 2303). Der
dritte Brief mit der guten Nachricht von der bevorstehenden Sendung Hallers (s. Z. 6-9) wurde dem Augsburger Boten anvertraut, der um den 24. Oktober (s. oben Nr. 2264, Anm. 36; 2270, Anm. 17) Frölichs Briefe vom 8. und 20. Oktober (Nr. 2264; 2270) nach Zürich überbracht hatte, und der erst nach der Zusage des Zürcher Rats, einen Prediger nach Augsburg zu schicken (s. unten Nr. 2303), also erst nach dem 29. Oktober (vgl. oben Nr. 2272, 43), Zürich in Richtung Konstanz mit einem Brief


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respondendi penitus in me desiderem. Hinc fit, ut tantum tuo candore fultus effutiam respondendo, quicquid in buccam venerit 3 . Scias ergo priores ex literis tuis me nonnihil movisse, eo quod nunciabatur nullum a vobis ecclesiæ ministrum ad nos venturum; posteriores vero ingenti nos gaudio affecerunt significantes nimirum magistratus Tigurini erga nostros et amicitiam et benevolentiam et ob id ex propria penuria factam esse copiam dominum nempe Ioannem Hallerum seligendo, qui nostri ecclesiæ presit 4 . Bone deus, qua alacritate, qua gratitudine, quo denique affectu senatus noster tam ingens benefitium amplexus est! Perpetui, crede mihi, amicitiae et fidei inter utrunque magistratum haec benevolentia arrabo et character erit, ita ut nesciam, quid Tigurinus magistratus a nobis petere possit, quod non acceptum facile referat. Gratificatoriae Augustanorum litere 5 de hoc etiam aliquid testabuntur. Ioannem ergo illum Hallerum nostri in hac urbe ecclesiæ praeficiemus nequaquam illum alio missuri. Charior quippe nobis erit, quam quod inter barbaros ex tam celebri accitus collegio versari debeat! 6 Quantum vero ad me pertinet, operam dabo, ut sentiat se a me non tam propter sua diva ingenii dona quam propter Henrichum illum a meum Buliingerum diligi et observari. Tu mandato illi, ut postulando et petendo ex me quidlibet non intermittat. Nunc restat, ut iter ad nos maturet, antequam hiems ingruerit.

Manus impositionis 7 et synodi Tigurina formula dextra tua exarata 8 adeo grata sunt ut nihil supra. Dabo operam, ut nostra ecclesia etiam in hoc vestrae fiet conformis. Proinde recepturus es mnemosinon a magistratu nostro pro iis et alus tuis in nos collatis officiis. 9

Que mihi secreto 10 secreta communicasti, 11 nonnisi d. consulibus 12 aperui; illi nresertim Welserus plurimum gratificantur b sperantes fore ut pedetentim

a illum vor der Zeile nachgetragen.
b In der Vorlage gratificatur.
Bullingers an Blarer (Nr. 2272— s. dort Z. 37 und Anm. 34) verließ. Der dritte Brief Bullingers wird also kurz nach dem 29. Oktober verfasst worden sein.
3 Adagia, 1, 5, 72 (ASD IL/I 546, Nr. 472).
4 Als Pfarrer, nicht als Antistes.
5 Der Rat von Augsburg schickte in der Folge zweimal einen Dankesbrief nach Zürich; einmal unmittelbar nach der Ankunft Hallers in Augsburg am 19. November 1545 (Zürich StA, A 202/1, Nr. 7), das zweite Mal am 5. Januar 1546 (Zürich StA, A 202/1, Nr. 8), um seine Zufriedenheit mit Haller auszudrücken.
6 Vgl. oben Nr. 2270, 13-24 und Anm. 8; 2272, 36-40.
7 Die in der Zürcher Kirche übliche Handauflegung bei der Ernennung eines Pfarrers; s. Ludwig Lavater, De ritibus et institutis
ecclesiae Tigurinae opusculum, [Zürich 1559], f. 2r. (VD 16 L 828).
8 Die Aufzeichnung über die Zürcher Kirche, die Frölich von Bullinger erbeten hatte; s. oben Nr. 2264, 69-77.
9 Dazu kam es nie; s. unten Nr. 2313,27-31.
10 mihi secreto: mir als Sekretär.
11 Möglicherweise ein ähnlicher Inhalt wie in jenem Brief, den Zürich im Namen der evangelischen Orte Bern, Basel, Schaffhausen, St. Gallen und Mulhouse am 29. Oktober 1545 —als Antwort auf Molckenpurs Gesandtschaft an die Eidgenossen (s. zuletzt Nr. 2260 und Anm. 16) — an Konstanz geschrieben hatte (Zürich StA, A 205/1, Nr. 202), mit der Versicherung, dass die Unterzeichner ihre Landsleute nicht gegen deutsche Protestanten ziehen lassen würden.
12 Den Augsburger Bürgermeistern Hans Welser und Jakob Herbrot.


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13 major et fortior amicitia et necessitudo inter vestros et nostros plantetur.

Colloquium quantumvis male auspicatum incipit progredi. 14 Per nostros sunt ad hoc deputati Philippus Melanchton, Martinus Bucerus, Erhartus Schneppius c et bannes Brentius. Auditores sunt magister Franciscus Burckart 15 , graf Wolrat de Waldeckh 16 Balthasar de Gultlingen 17 et leronimus Bamgartner; adiuncti vero Martinus Frechtus et Vitus Theodoricus 18 : singuli fere extreme Lutherani. 19 Hac tamen expressa informatione abibunt, ne contra scripturas aliquid committant aut amphibola 20 ° loco concordatorum ponant, sed aperte cuncta tractent. Ego tamen spero ex parte cesaris 21 neque colloquentes neque auditores adhuc subornatos esse, imo colloquium hoc futile in spongiam recisurum 22

c Inder Vorlage Scheppius. 13 =pedetemptim.
14 Das Zweite Regensburger Religionsgespräch; s. oben Nr. 2221, Anm. 5; unten Nr. 2287, 46-49.
15 Franz Burchard (Burkart), geb. 6. Juli 1504 in Weimar, gest. 15. Januar 1560 in Weimar. Ab Januar 1536 Kanzler von Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen mit dem Titel Vizekanzler. September 1542 kursächsischer Kanzler in Wolfenbüttel. Ab 2. November 1544 sächsischer Rat in Weimar. — Lit.: MBW-Reg XI 241 (mit weiterer Lit.).
16 Graf Wolrad II. von Waldeck regierte seit 1539 in einem kleinen Teil der Grafschaft Waldeck. Er galt als überaus gebildet und verfasste während des Reichstags zu Augsburg 1548 ein Tagebuch in lateinischer Sprache (hg. y. C[arl] L[udwig] P[hilipp]Tross, Stuttgart 1891). —Lit.: Rudolf Rocholl, Graf Wolrad von Waldeck. Ein Beitrag zur Reformationsgeschichte, Hannover 1865; Victor Schultage, Waldeckische Reformationsgeschichte, Leipzig 1903, S. 111-193.
17 Balthasar von Gültlingen, geb. um 1500, gest. 24. Juni 1563. Von 1541 bis November 1550 württembergischer Hofrat und Obervogt zu Wildberg. 1546 Kriegsrat des schmalkaldischen Bundesheeres. — Lit.: Walter Bernhardt, Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre
Beamten, 1520-1629, Bd. 1, Stuttgart 1972 —Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B, Forschungen 70, S. 332f.
18 Veit Dietrich.
19 Die Namen der Kolloquenten und Auditoren wurden im Brief des Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen an Straßburg vom 17. September 1545 mitgeteilt. Davon wurde Bullinger am 18. November eine Abschrift zugeschickt; s. unten Nr. 2286 und Anm. 7. Am 12. November 1545 sandten Bürgermeister und Rat von Konstanz an den Rat von Zürich eine weitere Teilnehmerliste (Zürich StA, A 205/1, Nr. 206), in der im Vergleich zum vorliegenden Schreiben Frölichs zu den Beratern Martin Frecht und Veit Dietrich noch die Namen von Caspar Cruciger und Iustus Menius hinzugefügt sind. Daraufhin stellte Bullinger eine Liste für sich selbst auf, die er mit Erläuterungen versah (Zürich StA, E II 350, 527). — Siehe ferner oben Nr. 2225, Anm. 10.
20 Zweideutiges; Doppelsinniges.
21 Karl V.
22 in spongiam recisurum, im Sinne von "in spongiam abiturum". — Zum Gebrauch ähnlicher Ausdrücke im Neulatein s. Johann Philipp Krebs, Antibarbarus der Lateinischen Sprache, Frankfurt am Main, 1543. S.798.


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||169v. Brevi forsan foederis nostri 23 ad magistratum vestrum legati venient et petent, ne peregrinos milites per Helvetiam contra nos transire patiantur, ne quoque Helvetii papistis auxiliares copias adversum evangelicos mittant, imo nobis implorantibus supetias ferant, etc. Vicissim nos quoque habituri estis in subsidium vestrum paratos, etc. Velim, ut eiusmodi legatio humaniter tractaretur, donec dominus huic principio plura adiiceret.

Egre inter cetera fers, quod uxorem 24 3 aureis donaverim. 25 Non equidem volui illis tue liberalitati, sed tantum expensis tuis satisfacere, quas fecisti nomine magistratus nostri ad d. Mathiam Erbium tabellarios mittendo, etc., quemadmodum coste tue 26 honestissime id satis exposui. Ne igitur sis amplius ea de re sollicitus, sed persevera in dilectione Leti, qui tibi tot inquietudines parit, quas tamen nolit tam cumulate fieri. Scribas ergo mihi posthac non nisi ab utilioribus negotiis vacuus.

Von dem brunschwigischen krieg kan ich nit grundtlichern bericht schreiben, dann wie mein genediger herr, lanndgraf Philips zw Hessen, der theur Josias, 27 meinen herrn selbs zü frischer that 28 geschrieben hat, 29 wie innliegende copei außweist. Dem ist güter glauben ze geben. Wer lustbarlich zu horen und lesen, wa die nebenhandlung und geschicht, dem sich viel zugetragen, auch ußgedruckt wem. 30 Seyt diesem schreiben haben meine herrn oder ich kamen weitter beschaid, dann das herzog Henrichs 31 reutter unnd fueßvolkh inn irem abzug die baum uff lannd wider prantschetzen unnd plundern wollen; darumb die unnsern uff den 23. octobris mit ettlichen reuttern unnd fueßvolkh inn sie gesetzt, der reutter ob hundert erlegt, 18 vom adl, darunder 6 thumpfaffen 32 gewest, gefanngen, viel vom fueßvolkh umbracht unnd sie enntlich dahin gepracht, das sie die fennlin abreisen unnd rottweiß 33 uß dem lannd ziehen muessen.

23 Der Schmalkaldische Bund. — Siehe oben Anm. 11.
24 Anna Bullinger, geb. Adlischwyler.
25 Dieses Geschenk hatte Frölich während seines Besuchs in Zürich am 25. September 1545 (s. oben Nr. 2203, Anm. 20) Anna überreicht; s. unten Z. 49.
26 Gemeint ist Anna. —Vgl. Gen 2, 21f.
27 Philipp von Hessen galt als ein neuer Josia (s. 2Kön 22f; 2Chron 34f), der die abgöttischen Verhältnisse im Lande beendete; s. Gury Schneider-Ludorff Der fürstliche Reformator. Theologische Aspekte im Wirken Philipps von Hessen von der Homberger Synode bis zum Interim, Leipzig 2006 — Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 20, S. 94f. 97. 230.
28 zu frischer that: sofort nach dem Ereignis.
29 Die hier erwähnte Beilage ist in Zürich StA, E 11350,507-510, erhalten. Es handelt sich um einen Brief Philipps von Hessen an Bürgermeister und Rat der Stadt Augsburg vom 21. Oktober 1545.
30 In Augsburg erschien noch 1545 ein Bericht über diesen Sieg; s. unten Nr. 2313, 73-75 und Anm. 42.
31 Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.
32 "Dompfaffen": abschätzig für Chorherren. — Listen gefangener Adliger werden in PA I 482, Nr. 768, angeführt.
33 das sie die fennlin abreisen unnd rottweiß: dass sie die Feldzeichen abnehmen und rottenweise (d.h. Abteilung für Abteilung).


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Inn des tyrannen von Brunschwigs zellt ist ain gantzer kassten vol brief gefunnden worden, daraus sich, als unnser gnädiger herr landgraf schreibt, wundersame practic vieler potentaten, innsonnderhait aber der pfaffen erfynndt. Unnd, als ich vernimme, soll es die aidgenossen auch antreffen. 34 Wann es eur herrn gelegenheit were, ettwas groß zu er- || 170r. farn, so mochten sie ungeferlich 35 uff 6. oder 9. decembris schirist 36 gen Franckfurt verordnen. Da werden die evangelischen sampt allen teutschen dem wort gottis anhengige oberkaiten erscheinen unnd wider die execution des trientischen 38 oder ains anndern dergleichen concili ratschlagen, auch von amer ainigung reden 39 Unnd achte dofür, eure herrn sollten, dahin ze kumen, angesprochen werden. Wa nit, wurd man sie dannoch uff gedachtem tag von hertzen gern sehen, etc.

Hertzog Henrich ligt zu Ziegenheim 4 °unnd sein sone 41 zw Cassel gefanngen. Seien furwar rechte wunder gottis geschehen. Der tyrann hat bei 4'000 reutter unnd ob 7'000 knecht durch huss der bäbstier gehapt, eh wir von seinem vorhaben gewisst. So ist er darnach inn alles starckh worden bis inn zwaintzig tausent. 43 Unnd als die unnsern noch nit gefasst gewesen, hat sie hertzog Henrich anfencklich angriffen uff 18. octobris unnd schaden gethon, dodurch ettwas forcht entstanden. 44 Doruff ain anstand amen tag lang erfolgt, 45 welchen der tyrann auch nit gehalten, darab landgraf erhitzigt, unnd hats durr unnd dapffer hinein gesetzte. Dem gott der herscharn sei lob, preiß und herlichait in ewikait! Das pfaffengeschwurm 47 hat amen mercklichen schrecken darab empfangen. Yetz wurdt mit hertzog Henrichs helf-fer gehandlt; 48 was unnd wie weit, geit 49 die zeit zu erkennen.

34 Vgl. unten Nr. 2313, 94-96, und möglicherweise PA 1479, Nr. 761.
35 etwa.
36 nächstkommenden; s. Grimm XV 19, s.v. schier.
37 Bezug auf den Schmalkaldischen Bundestag in Frankfurt am Main, der vom 15. Dezember 1545 bis zum 8. Februar 1546 abgehalten wurde; s. Jakob Sturms Tagebuch über die Verhandlungen (PC III 697-712. Nr. 651).
38 Das Konzil zu Trient.
39 Siehe dazu oben Nr. 2263, 37-39 und Anm. 18; unten Nr. 2287, 451 und Anm. 19.
40 Ziegenhain (heute zu Schwalmstadt; Hessen).
41 Karl Victor.
42 Vgl. Amerbach Korr. VI 204; PA I 4831, Nr. 770. Beide wurden nach Kassel transferiert; s. Demandt 60f und Anm. 68.
43 Zu weiteren, unterschiedlichen Angaben
über die Truppenstärke des Braunschweigers s. Ißleib 451, Anm. 139.
44 Die am 18. Oktober 1545 stattgefundene Schlacht bei dem Dorf und Kloster Höckelheim (bei Northeim, Niedersachsen), von wo aus Heinrich das Lager Philipps angriff. Der Verlust auf braunschweigischer Seite betrug über 100 Mann, auf verbündeter Seite soll er gering gewesen sein; s. Ißleib 47f.
45 Dieser Waffenstillstand dauerte vom 18. Oktober bis zum Abend des 19. Oktober 1545, währenddem Herzog Moritz von Sachsen mit Heinrich von Braunschweig unterhandelte. Philipps Forderungen verhinderten aber eine Einigung; s. Ißleib 451
46 hats durr unnd dapffer hinein gesetzt: hat es [den Angriff] keck und tapfer begonnen; s. Grimm 111740.
47 Pfaffengewimmel. — Zum Ausdruck "Pfaffengeschwürm" s. Roth III 316, Anm. 64, mit weiteren Belegen.


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Gruest mir herr burgermeister Lavatern 50 den herrn statschreiber 51 dominum Rodolphum Gvalterum, Geßnerum et totum domicilium Palladis 52 Ego, si quid rerum memorabilium audiero, semper ad te perscribam. Vale, meum cor.

12. novembris 1545.

Tuus ex animo G. Letus, archigrammateus Auguste Vindelicorum.

[Adresse auf der Rückseite:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, ecclesiaste Tigurino venerabili, amico et fratri.