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Autograph: Zürich StA, E II 357a, 628; [Beilage:]629f; [2. Schreiben:]630; 13. Schreiben:] 631 a (Siegel) b
Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 481-484, Nr. 1321
Die Nachricht von den 12'000 erschlagenen (Soldaten des Landgrafen Philipp von Hessen)
erwies sich als Gerücht. — Blarer konnte dem Überbringer [...) von Bullingers Brief [nichtBriefe_Vol_17-252 arpa
erhalten] nichts mitgeben, da er damals keinen Brief bereit hatte. Erst kürzlich vertraute er
[...]Herrliberger einen Brief [Nr. 2514]für Bullinger an und schickte auch mit demselben das
Schreiben des Landgrafen [und des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen an die Eidgenossen]
zurück. Der Konstanzer Rat hat aber dem Zürcher Rat alles berichtet, und Bullinger
wird darüber auch informiert worden sein. — Wenn möglich, wird Blarer weiterhin schreiben.
Es gibt aber so viel zu tun, dass an etlichen Tagen [Thomas Blarer]und [Konrad Zwick]nicht
einmal Blarer besuchen können, der [wegen eines Leistenbruchs] noch bettlägerig ist. — Der
schwedische König [Gustav I. Wasa] steht auf der Seite [der Schmalkaldener]. Die Dänen
konnten 1'500 Reiter, die für Kaiser [Karl V.] bestimmt waren, aufhalten und sie mit einem
Eid verpflichten, nicht gegen [die Schmalkaldener] zu ziehen. —Blarer sendet anbei die Briefe
[Georg] Frölichs [Nr. 2510] und [Johannes] Hallers [Nr. 2511]. — Hoffentlich kann [das
Treffen der protestantischen Stadtkantone in Zürich] zur Besserung der Lage beitragen.
—Etliche (nicht aber Blarer, der auf Gott vertraut) befürchten, dass die Weigerung der [bereits
im Dienste der Schmalkaldener stehenden]eidgenössischen [Söldner], nach der Schweiz zurückzukehren,
schlimme Folgen haben könnte. — Der Vorschlag Bullingers, wie Blarer seine
Briefe an ihn durch den Konstanzer Stadtschreiber [Jörg Vögeli] übermitteln könnte, ohne
dessen Argwohn zu erregen, ist nicht umsetzbar. Denn wenn [Thomas Blarer]oder Zwick (die
übrigens nicht immer zur Verfügung stehen) die Adresse auf Blarers Briefen anbringen würden,
könnte bei Vögeli der Verdacht aufkommen, dass die beiden mit [Hans Rudolf] Lavater
hinter dem Rücken des [Konstanzer] Rats oder der Heimlichen intrigieren. Blarer kann aber
als Vorwand für seine Briefe an Bullinger die Übermittlung der für Bullinger bestimmten
Briefe aus Augsburg anführen. Gut wäre ferner, wenn die Zürcher Boten stets von sich aus bei
Blarer vorbeischauen würden. —Bullinger soll für göttlichen Schutz und den Sieg beten. — In
Wollmatingen und in anderen Dörfern des [Konstanzer]Bischofs [Johann von Weeze] wirbt
man so viele Söldner wie möglich an. — Der sehnlichst erwartete Landgraf soll bald in Süddeutschland
eintreffen. — [Johann Freiherr] von Heideck wurde zum Oberbefehlshaber der
[württembergischen] Truppen ernannt. —[Beilage:]Auszug aus einem Brief eines Sekretärs
[...] zu Braunschweig an einen Freund [...] in Augsburg. —Der Kurfürst von Sachsen und der
Landgraf haben verordnet, die Schlösser Wolfenbüttel, Steinbrück und Schöningen abzureißen,
was am 11. Juli auch geschehen ist. Daraufhin wurden Bernhard von Mellingen, Hauptmann
von Wolfenbüttel, und seine Soldaten im Anwesen der Domherren von Braunschweig untergebracht.
— Man rüstet stark. Braunschweig allein kann 16'000 Bürger stellen. In [Braunschweig]
hielten sich 1'800 Reiter mit ihren Hauptleuten, Johann von der Asseburg und
Christoph von Obergen, auf Diese wollten zu Kaiser [Karl V.]reiten. Der Landgraf konnte sie
aber mit List dazu bringen, sich zu den [Schmalkaldenern] zu begeben. — In den Stiften
Bremen und Minden ist man auf der Hut. Die Grenzen wurden mit Truppen besetzt und Spione
in die Niederlande geschickt. Man wäre also gegen einen Einfall [der kaiserlichen Truppen]
gut gewappnet. —Herzog Albrecht [VII.] von Mecklenburg und Herzog [Franz I. von Sachsen]-Lauenburg
haben an die 800 Reiter für den Kaiser gemustert. Doch wegen der [Militär]sperren
werden sie vermutlich nicht weiterziehen können. — Der König von Dänemark
[Christian III.]steht in Rüstung. In Holstein und Dänemark hat er jeden dritten Mann [für die
Schmalkaldener]aufgeboten und nimmt alle Söldner und Schiffsleute an. Er hat die Ostsee und
den Sund sperren lassen und 400 niederländische Schiffe aufgehalten, die aus Danzig und
Livland kamen und hauptsächlich mit Korn befrachtet waren. Dies verursacht eine große
Teuerung in den Niederlanden. Den Hansestädten aber bietet diese Blockade Vorteile. Hamburg,
Lübeck, Rostock, Wismar und Stralsund nehmen alle Schiffsleute und Fährmänner an.
Ferner rüsten sich jene Städte, sowie auch Magdeburg. —[2. Schreiben vom 1. August:] 16
[schmalkaldische]Fähnlein wurden zur Klause [Ehrenberg]entsandt, um diese zu verteidigen.
Zuvor versorgte der Abt zu Kempten [Wolfgang von Grünenstein] die Söldner dieser Fähnlein
mit einem Frühstück. Warum, ist Blarer ein Rätsel. —Der Bischof von Bamberg [Weigand von
Redwitz]hat seinen Untertanen befohlen, sich zu ergeben, falls der Landgraf angreifen sollte.
— Der Bischof von Würzburg [Melchior Zobel] sandte seinen Kanzler [Georg Farner] zum
[Landgrafen] und erkundigte sich bei diesem über dessen Absichten. [Der Landgraf] zeigte
[dem Kanzler] seine Rüstungen und sagte diesem, er solle dem [Bischof] mitteilen, dass erBriefe_Vol_17-253 arpa
vorhabe, diesen anzugreifen. Der Bischof bereitet sich demzufolge auf eine Gegenoffensive
vor. — Das [schmalkaldische Heer]liegt nun bei Donauwörth. Die aus Ungarn und Österreich
kommenden spanischen [Truppen]lagern bei Rain am Lech. — In Bologna wurden ca. 18'000
Soldaten gemustert. Diese sind mit Helmen, Halbhaken, viel Munition und Sturmleitern ausgerüstet.
—Der Landgraf und einige starke Reiter werden in drei bis vier Tagen in Süddeutschland
eintreffen. Das restliche Heer kommt nach. —[P.S.:] Das [1. Schreiben mit der Beilage]
hat Blarer schon vor einigen Tagen verfasst, doch keinen Boten dafür gefunden. Er weiß auch
nicht, wann er einen solchen finden wird, da er [aufgrund seines Leistenbruchs] noch bettlägerig
ist. — [3. Schreiben:] In dem [bei Ulm] beschlagnahmten Briefpaket hat man auch
Briefe an die Welser und Fugger gefunden, denen wiederum Briefe an den Kaiser beilagen.
Daraus erfuhr man, dass die beiden Kaufleute dem Kaiser sieben Tonnen Gold geliehen haben.
Die [Schmalkaldener] haben sie nun unter Strafandrohung aufgefordert, ihnen die gleiche
Menge Gold zu leihen. Bullinger soll dies geheim halten. Eines Tages wird es sowieso ans
Licht kommen. — [P.S.:] Blarer weiß noch immer nicht, wann er einen Boten finden wird.
Vielleicht schickt er die Schreiben mit den Metzgern oder Fuhrleuten.
||628r. [1. Schreiben:]
Lieber herr und brüder, die post von den 12'000 erschlagnen ist ain erdicht, 2 gestifft mähr 3 gewest deren, die sölichs gern sächen. Gott hab lob! Der well die luge mitt der warhait gwaltiklich dempfen.
So hab ich euch aber by dem 4 , der mir ewern brieff 5 geantwurt 6 , nichts schreiben können (dann ich ouch nichts hett 7 ) c und euch erst geschriben 8 by dem Herrliberg 9 , by dem ich dann des landgrafen schriben 10 euch ouch widerum geschickt hab. Meine herren aber haben den eweren all ding geschriben," 11 das ir des wol bericht sind.
Wa 12 ich kan, will ich mich mitt schreiben nitt sparen. Es ist so vyl ze schaffen 13 , das etwan ain gantzen tag weder min brüder 14 noch vetter 15 zu mir kommend. So 16 lyg ich noch in meiner kindbett 17 , etc.
Ir wisst, wie der könig usß Schwedien 18 ouch mitt den unsern 19 ist. Item, das Denmarck dem kaiser 20 byß in 1500 pferd abtriben 21 und die in glubd gnommen 22 , wider uns nitt ze ziechen.
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Schick euch hiemitt brieff von Augspurg vom Leto 23 und Hallero 24 . Werdt 25 ir wol vernemmen, wie es um Augspurg herum steht. 26
Wir hoffend, es solle yetzund uff dem tag by euch 27 etwas guts aussgericht werden und die sachen ettwas bessern.
Das ewer Aidgnossen 28 nitt widerum haim wellend, bringt by ettlichen sorg, es mochte vyl und grosß unrat verursachen. Ich hoff aber, es solle die sach nitt alls böß werden, etc.
Das ir mir wäg zögend, wie ich euch schreiben möcht on argwon unsers statschribers d29 , namlich das min lieber bruder oder vetter die uberschrifft machtind, etc., hat nitt fug 30 , dann ich hab sy nitt allweg 31 an der hand. Item, so möchts der gemelt 32 selbs nitt gern an sy haben, und mainen, sy hetten ouch ausserhalb ains rats oder der haimlichen 33 etwas practic 34 mitt dem Lavater 35; welch ouch nitt gut were. Ich will wol sechen, wie ich im 36 thü, damitt üch nichts verhalten werde, waß ich waiß, wie byß anher. Dann ich kan etwan brieff, die an euch von Ougspurg komend, zu wort haben 37 , etwan anders 38 , wann der ewer 39 , der uff der posst ist, allweg für sich selb 40 zu mir keme, wann er brieff minen herren bringt von den eweren.
Bitten den herren für und für, das er ob unß hallt 41 und syg gebe zu preyß seines namens. Amen.
Man schlecht by unsern nachpuren in des bischoffs 42 dörffern Wolmatingen 43 , etc., um 44 , und nympt an, was kompt.
Landtgrauff 45 soll in kurtzen tagen hie oben 46 sein. 47 Des wartet man mitt grossem verlangen.
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Mittler zeyt ist der von Haideck 48 hoptman uber die unsern.
[Ohne Unterschrift.]
||629 [Beilage:]49
A di 50 22. iulii in Brunschwig. Usszüg ausß ainem brieff aines secretaris 51 zu Braunschwyg an ain guten freund 52 zu Augspurg:
Sachsen und Hessen haben verlassen 53 , das die zu Brunschwyg die dreu schlosß Wolfbeutel 54 , Stainbrugk 55 und Scheningen 56 in grund abbrochen sollen werden und aller ding der boden gerumpt. Welchs auch auff 11. iulii beschechen. Ist allso herr Bernhart von Mellingen, hoptman zu Wolfbeutel, mitt seinen knechten abgezogen herin in die statt und von unsren herren ainem rath in der thümherren höf 57 gelosiert 58 worden. Die 59 mussend inen underhaltung geben 60 .
So ist man hie in grosser rüstung, das es uber alle maaß ist e (Brunschweig die statt vermag allain 16'000 burger) e . Es sind ouch hie frembder reuter by 1'800 in rüstung gewest under zway edelmennern, die ir hoptleut gewesen, namlich herr Johann von der Aschenburg 61 und Christoph von Obereck 62 . Habend dem kaiser zugewelt 63 . Die hat der landtgraf hinderkommen 64 , das sy die hoptleut 65 den schmalckhaldischen ztifürend f .
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Im stifft Prem 66 und Munden 67 ist man gar starck uff 68 und hat man die päsß so hart verlegt 69 auch kuntschafft gnüg uff die Niderlender gelegt 70 , das wir verhoffen, so sy 71 kommen, sollend sy gnug leut vor inen finden. 72 Dann in disen landen dermassen yederman uff ist, das ir euch da ussen nitt besorgen dörfft vor frömbdem kriegsvolck.
Es hat hertzog Albrecht von Meckelburg 73 und der hertzog von der Lawenburg 74 byß in 800 pferdt. Gehören dem kaiser zu. Deren soll (wills gott) nitt ains hinauß kommen. Dann in disen landen werden alle pesß verlegt, und ir werdend (wills gott) g von unß noch wunder hören.
So ist der kunig uss Denmarck 75 in treffelicher rüstung. Hat dem dritten mann uffbotten 76 im land zu Holstain und Denmarck unß zu hilf. Nympt auch alle die knecht und possleut 77 an, was er haben mag, und hat dann die see 78 beschlossen, als 79 den Sundt, das nieman weder hinder sich noch fur sich kan. 80 Und sind von im by 400 klain und gross schyff, die im Niderlandt und Holandt zu haus gehören, uffgehalten, welche schiff zu Dantzka 81 und Liefflandt 82 das maist tail mitt korn, ouch ettlich mitt habern und kauffmanschatz, beladen sind. Hellt der konig alle an sich, das er grosse theure in Niderlandt und Hollandt machen wurdt. Ist aber hie der stett treffelicher unnd grosser nutz. ||630 So nemmend die Hamburger, Lubecker, Rossokher h83 , Wismer 84 , Sundt 85 , dise stett, all schyffer und pesserknecht 86 , so zu der seefart geprucht werden, an, ouch all ander knecht, was man gehaben 87 mag. Dessgleichen Madenburg 88 und Handstett 89 rusten sich zum treffelichsten.
[2. Schreiben:] l Uß Costantz, l. augusti. l
So wisst weyter, das die unsern 16 fennlin uff die Kluß 90 geschickt habend, dieselbigen zu erretten. Dise knecht habend mitt dem abbt zu Kempten
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91 ze morgen gessen. Nitt waiß ich, wie man dasselbig verston soll und was sy mitt im gehandelt.
Bischoff von Bamberg 92 hat den seinen bevolchen, wann der landtgrauff komme, sollen sy sich ergeben. 93 Er wisse sy nitt ze schutzen, etc.
Der zu Wirtzburg 94 hat seinen cantzler 95 by im 96 gehapt und fragen lassen, wess er sich zu ime versechen sölle. Hat er 97 inn 98 in seinem leger die rustung sechen lassen und im gesagt, er solle seinem herren 99 anzögen, das er in haimsuchen welle. Daruff schickt sich nun der bischoff in die sach, ain gegenwehr anzerichten. 100
Unnser huff ligt yetz by Tainowwerd 101 . Unnd ziechend die Spanyer, die in Ungern und Osterreych gelegen, heruff. 102 Lygend am Ran 103 Werden die unsern sechen, wie man inen begegne, etc.
Zu Bonony 104 hat man ain grosß fusvolck kurtzlich gemustert, byß in 18'000, den mehrtail wol gerüst mitt sturmhauben und halben hacken, ouch mitt vyl munition, sonderlich aber mitt vyl laytern zum sturm. 105
Der landgrauff wirt in drey oder vier tagen mitt ettlich kleppern 106 hie oben 107 sein, aber nitt mitt allem hauffen. Der soll erst hernach kommen. Er 108 hat vorhin etwas uszerichten. 109
Datum den 1. augusti j.
[Ohne Unterschrift.]
Den andern brieff 110 hab ich vor ettlichen tagen gehap 111 und kain botschafft konnen haben. Waiß nitt, wann ich zu disem ouch boten gehaben mag. Ich lyg noch inn. 112 Wellt im 113 sonst wohl recht thain 114 .
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||631r [3. Schreiben:]
In den nidergleyten 115 posten hat man under anderm funden brief. k . Sind an die Welser und Fucker gestanden, aber darinn ander gesteckt an den kaiser. Daruß man aigentlich"6 erfaren und erlernet, das die gemelten dem kaiser gelichen 117 habend siben tunnen gold. Des man gar ubel zufriden gewesen. Und hat inen gesagt, sy sollind gedencken und disen stenden ouch siben lichen, oder 118 wa nitt, müssind sy bössis thain. 119 Per amicitiam nostram te adiuro, ut ne cuiquam mortalium quicquam de hoc isto quidem tempore -idque non ob leves caussas. Erit autem, quando et istec et alia id genus a luce arguentur. 120
Datum 1 a augusti.
Waiß nitt, wann ich bottschafft haben werd; vyllich geb ichs unsern metzgern oder karrern 121 .
[Ohne Unterschrift.]
[Adresse:]||628v. Bullingero suo Tiguri. ||631V. Zürich. 1