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Autograph: Zürich StA, E II 357, 188-191 (Siegelspur) [Beilage:]' Zürich ZB, Ms S 199, Nr. 57 Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 477-479, Nr. 1318
Über die im [schmalkaldischen Heer] dienenden eidgenössischen [Söldner] wird immer wieder
Gutes geschrieben. Daher schlägt Konrad Zwick zur Aufrechterhaltung der guten Sitten
vor, dass die Eidgenossen ein Schreiben mit dem in der Beilage [nicht erhalten] skizzierten
Inhalt an die Söldner richten. Dieser Entwurf kann beliebig abgeändert werden, sollte aber
nicht zu lang ausfallen. Man bemüht Bullinger nur deshalb damit, weil er das Schreiben
geschickter und der Landessprache und -sitte entsprechend formulieren kann. — Es sollten vier
Exemplare dieses Briefes verschickt werden: nach Ravensburg, Kempten, Memmingen sowie
an die Truppen unter Sebastian Schertlin, und zwar mit der hier vorgeschlagenen Überschrift.
— Die Schreiben sollten einem Brief beigelegt werden, der jeweils an den Rat und an die
Bürgermeister von Ravensburg [Bartholomäus Hensler], Memmingen [Balthasar Funk] bzw.Briefe_Vol_17-240 arpa
Kempten [Caspar Zeller] adressiert ist. Anhand der Briefe sollen Räte und Bürgermeister
gebeten werden, sich bei den Hauptleuten über den Inhalt des Schreibens an die eidgenössischen
[Söldner] zu erkundigen, um daraufhin die Mitteilung des Schreibens an Letztere zu
gestatten. —Alle Briefe sollten nach Ravensburg mit der Bitte um Weiterleitung an die jeweiligen
Empfänger in den drei anderen Orten übermittelt werden. — Falls kein Bote nach Ravensburg
zur Verfügung stünde, sollen die Briefe an Blarer geschickt werden, der für ihre
Weiterleitung sorgen wird. [Die Abfassung dieser Briefe] wird bestimmt von Vorteil sein.
—Aktuelle Nachrichten wird Bullinger aus dem Schreiben des Konstanzer Rats an den Zürcher
Rat erfahren. —Aufgrund der dänischen Seeblockade gelangt kein Proviant in die Niederlande.
Das verursacht eine große Teuerung, besonders bei dem Getreide. — [Jakob] Herbrot aus
Augsburg hat geschrieben. Dessen Diener [...]erzählte Blarer, dass er bei der Hochzeit von
[König] Ferdinands Tochter [Anna oder Maria von Österreich] viele wertvolle Gegenstände
verkaufen konnte. Allein schon der König und die Königin [Anna von Böhmen und Ungarn]
hätten für 12'000 Gulden bei ihm eingekauft, ohne allerdings zu wissen, dass die Ware von ihm
stammte. —Eben überbringt der junge [... Herrliberger]den Brief Bullingers [nicht erhalten].
Dazu in Eile Folgendes: —[Konrad Zwick]sprach [nach seiner Rückkehr aus Zürich]begeistert
von Bullinger und berichtete über dessen viele Arbeit. Gerne wäre er länger bei ihm
geblieben. —Blarer hat Bullingers Schreiben vom 10. Juli [Nr. 2493] erhalten. Er informierte
den Zürcher Boten [Melchior Vögeli] davon, jedoch nur mündlich, weil das Schreiben erst
eintraf als er dem Boten seinen Brief für Bullinger [Nr. 2507] anvertrauen wollte. — Auch
Bullingers Brief an [Johannes] Haller [Nr. 2494] hat Blarer weitergeleitet. — Das [Geheimalphabet
hat Bullinger in seinem dem jungen Herrliberger anvertrauten Brief]richtig verwendet.
—Herzog Ulrich [von Württemberg] ließ ein Briefpaket [mit Briefen an Ulmer und
Augsburger Kaufleute] beschlagnahmen. Da die Briefe zum Teil chiffriert sind, konnte man
nicht alles verstehen, erfuhr aber von der in den Niederlanden herrschenden Unzufriedenheit
[mit dem Kaiser Karl V.]. —[Die Schmalkaldener]hoffen, die Klause [Ehrenberg] halten zu
können. Blarer stimmt mit Bullinger überein: Die Schmalkaldener sind zu langsam und verschwenden
viel zu viel Geld. Man hat einige Klöster eingenommen. Aus dem Schreiben [des
Konstanzer Rats] an den Zürcher Rat wird Bullinger Weiteres erfahren, nämlich über die
Ereignisse in Günzburg (einer dem Augsburger Bischof [Otto Truchsess von Waldburg] gehörenden
Stadt) und in Donauwörth, über die Befestigungsmaßnahmen des Bischofs von Würzburg
[Melchior Zobel], über den Fußfall der Königin und etlicher Bischöfe vor dem Kaiser
[Karl V.]mit der Bitte, doch keinen Krieg zu beginnen, und über die dabei erfolgte freundliche
Aufnahme der Königin durch den Kaiser, während dieser aber die Bischöfe fragte, warum sie
ihn denn vorher immer zum Krieg gedrängt hätten. — Bullinger möge um Gottes Beistand
beten. —[P.S.:] Blarer hat [gerade]Bullingers Schreiben [nicht erhalten] und den Brief des
Landgrafen [Philipp von Hessen an die Eidgenossen]empfangen. Die entsprechenden Informationen
hat er [Konrad Zwick] und seinem Bruder [Thomas] mitgeteilt, die sie ohne Erwähnung
von [Bullingers] Namen weiterleiten werden. — Das Gedicht [von Sebastian Lepusculus]
gefällt Blarer. Er wird es an [Georg] Frölich senden, der es vermutlich dem Landgrafen
mitteilen wird. Gott verleihe diesem den Sieg! — Den Brief von Mailand braucht Bullinger
nicht zu schicken. Man glaubt ihm und bedankt sich für seinen Einsatz. — Die Antwort
an den Landgrafen ist gut. Gott möge zur Einigkeit und zum Frieden verhelfen! —Blarer hat
oben vergessen, die Überschrift des Briefes an die eidgenössischen Söldner unter Schertlin
anzugeben und holt dies hier nach. — [Beilage:] Die von Frankfurt [a.M.] haben mehrere
Tausend Hakenbüchsen, Rüstungen für 1 '000 Mann und einige Hundert Fässer Pulver beschlagnahmt.
All das war für den Kaiser bestimmt.
Fürgeliebter herr und hochvertrauwter bruder. Dieweyl von eweren l[ieben]
Aidgnossen 2 fur und fur 3 durch die unsren 4 , under denen sy ligend, geschribenBriefe_Vol_17-241 arpa
schriben wirt, das sy sich treffelich wol haltind, 5 hat mein l[ieber] v[etter]
Conrat Zwick ain guten einfal gehapt, das zu erhaltung und mehrung ires
erbarn wesens dienstlich sein mochte, wann in nammen ettlicher Aidgnossen,
deren namen doch nitt ussgetruckt müssen sein, ain schreiben an sy
gestellt wurde, ongefarlich 6 uff mainung, wie ir hiemitt ain verzeichnusß 7
uff das kurtzest empfachen. Unnd wa euch sölichs ouch gefellig, möchtend
irs dann ewers gefallens enderen und besseren oder weyter aussziechen 8 ,
doch das es nitt zu lang wurd. Wir hetten euch damitt nitt bemühet, etc.,
aber ir könnend das schreiben vyl baß 9 und landtlicher 10 dann wir stellen,
ouch sonst baß usstrichen 11 , etc.
Der exemplaria müssen viere sein: Ains uff Ravenspurg, ains uff Kempten, ains uff Memmingen, ains an die hoptleut und aidgnosischen knecht, so under dem hoptman, her Sebastian Schertlin, gelegen seind oder noch ligend. Möcht die uberschrifft lauten: Den hoptleuten und aidgnosischen knechten, so zu Ravenspurg ligen, unsern getruwen, lieben Aidgnosen, etc. Allso ouch an die andere dreu ort. Ir werdends baß ze stellen wissen.
Darnach müsste uber ain yeden brieff noch ain brieff oder coopert 12 gemacht sein an yedes ort oberkait alls 13 burgermaister und rat zu Ravenspurg 14 , Memmingen 15 , item ouch Kempten 16 , etc. Und müste in yedem coopert uff das kurtzest nitt mehr dann ongevarlich allso ston: Fursichtig, ersam weyß, etc., es langt an euch unser gantz fruntlich beger, wellt bygelegt schreiben den aidgnosischen hoptleuten, a So by euch ligend a , uberantwurten und sy b17 verlesen lassen, guter hoffnung, so ir den inhalt des schreibens von den hoptleuten vernemmen, werdind allsdann onbeschwert sein, sölichs ouch den knechten verlesen ze lassen, etc. ||189 Die underschrifft diser vier schreiben müsste ouch nun ston wie im anderen schreiben an die knecht, namlich: Ettlich guthertzig Aidgnossen, etc.
So dann dise brieff an die gemeldten dreu c ort abgefertiget, müsstend ir die brieff all züsamen in ain brieff schliessen. Der müsste an die von Ravenspurg stehn, ouch in maasß wie die anderen, und sy darinn gebetten werden, das sy die anderen dreu schreiben yedes an sin ort fertigen wellten, und allso den brieff gen Ravenspurg schiffen.
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Wa ir aber des nitt gelegenhait hetten, so schickends nun her an mich. Wellend wirs wol versechen by aigner bottschafft gen Ravenspurg, das sy dem burgermaister uberantwurt werden und dann wyter kommend. Wir achtend ye, es wurde nütz und gut sein und vyl frucht daruß kommen. Es schreibend hiemitt unsre herren den eweren alles, was newer zeytung 18 vorhanden. 19 Derhalb on not, mitt zwifacher arbait ain werck aussrichten. Waiß wol das euch alles nitt verhalten beleypt.
Dennmarck hat die see beschlossen, das kain profand[t]d20 . noch anderß dadannen in das Niderland komen mag. 21 Derhalb grosse theure eingebrochen, die unleydlich, allso das, was für traidt e22 12/14 fl. golten, yetzund 67 fl. gillt.
Schreibt mir der burgermaister Herrbrot 23 von Augsp[urg], des diener 24 uff sontag 25 by mir gewesen. Und mir angezögt, wie er yetzund (verstond, der diene[r)] uff der hochzeyt Ferdinandi 26 tochter, 27 etc., gewesen mitt ettlichen klainetern 28 . Haben im allain der könig und königin 29 für zwölftausend guldin abkofft. Und hette er die rechten klainet dagehapt, er wellt hunderttausend guldin gelöst haben. Aber man hat nitt gewisst, das die klainet des Herrbrots gewesen. Weren vylicht sust durhinder gle[gen]30 . O execrandum luxum impiissimorum principum, qui tantam vim auri in lapides impendunt!
II 90 Yetz zu 2 uren bringt mir der knaab 31 ewer ander schreiben 32 , daruff in yl diß antwurt:
Erstens min lieber vetter 33 sagt all ehr von euch mitt anzögung ewer vyler geschefft. 34 Ir sind im nitt minder lieb. Hett gern gsechen, das er lenger by euch hette beleyben können.
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So wisst, das mir ewer schreiben 35 worden ist des datum 10. iulii. Habs ewerm botten 36 nechermal 37 anzögt, er sollts euch muntlich sagen, dann es ward mir erst, nachdem ich in meinen brieff 38 zugestellt hatt.
Hab dem Hallero seinen brieff 39 ouch schon zugeschickt.
Das Welsch 40 ist gut
Hertzog Ulrich 41 hat ain post nidergeworffen 42 . Hat man ouch nitt all sachen verstehn können, von wegen das ettlich verborgen zaichen und charakter darinn gewesen. Doch hat man gnug verstanden, das man im Niderland treffelich unwillig ist.
Die Cluß 43 ist wol besetzt und gnugsam versechen, das die druff 44 sy hoffend zu erhalten, alls sy schribend. Sonst ist im 45 , wie ir schreibend 46 : Man ist vyl, vyl zu langsam, und klagend sich des vyl, vyl verstendiger. Aber wir können im nitt thain 47 . Es thut im hertzen wee, solichen unmässigen costen tragen und nichts usrichten! Die unsern nemmend die clöster in hin und wider, 48 wie es dann zu Guntzburg in des bischoffs zu Augspurg 49 statt ergangen sey, 50 item was zu Thunauwwerd gehandelt, item wie der bischoff von Wirtzburg 51 die thurn abgebrochen und sich zur wehr geschickt,
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item wie die künigin mitt all iren kinden 52 sampt ettlichen bischoffen dem kaiser 53 zu füssen gefallen seyen und inn gebetten, die kriegsrüstung abzeschaffen, etc., wie der kaiser die konigin wol empfangen, aber mitt den bischoffen etwas ernstlich gereddt und gesagt, sy seyen im doch um sölich sach lang angelegen 54 , warum sy inn dann yetz darfür bittind, etc. Diß alles und anders wirt ewern herren zügeschriben. 55
Ach bittend gott getrulich für uns und die unseren. Es darff sin wol, ut omnia melius cadant quam vel pro nostris meritis vel ratione nostrorum consiliorum.
27. juli 1546.
||191 Lieber herr und brüder, ewer schreiben 56 sampt des landtgrauffen 57 brieff 58 ist mir wol zükommen. Hab sölichs meinem lieben brüder 59 und vetter anzögt. Werden sölichs wol weyter anzögen on meldung des secretarii 60 .
Die carmina 61 gefallend unns treffelich wol! Wills dem Leto furderlich zuschaffen. 62 Der wirts ja gwisslich dem landtgrauffen nitt verhalten. Gott geb im hertz und dapferkait mitt vyl syg.
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Des brieffs von Mayland 63 dörffen 64 wir nicht f . Gloubend euch um diß und noch vyl grossers. Sagend euch ewer fleyssigen treu[w] und des truwen fleysß möglichen 65 dan[ck]. Wissend wol, das irs alles gut und uffs aller trülichest mainend.
So gefellt unß ewer antwurt an den landtgrauffen 66 sehr wol. Gott well, das man der tag ains 67 zu ainigkait des gaists kommen und dieselbigen erhalten möge im band des fridens. Amen, amen
Die uberschrifft an die aidgnosischen knecht under dem hoptman Schertlin g müste allso stehn ungevarlich: Den aidgnosischen knechten, so under herr Sebastian Schärtlin von Burtenbach zu Burtenbach h (ist ein Rytter) h gelegen sind oder noch lygend. Hab diß hie oben 68 vergessen.
[Ohne Unterschrift.]
[Beilage (Auszug):]
||MS S 199. 57 Die von Frankfurt habend dem kaiser niderglegt etlich und tausend haken, ouch harnasch für tausend mann, und etlich hundert tonnen 69 pulver. 70
Datum ut in literis.
[Ohne Adresse.]71