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Autograph: Zürich StA, E II 338, 1422 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 662f, Nr. 1482
[1] Blarer hofft, dass Bullinger seinen Brief [Nr. 3031] erhalten hat. Erst gestern Abend
empfing er Bullingers Brief [Nr. 3014] (den eigentlich der junge Pfarrer von [Lang]rickenbach
[Johannes Gisling] hätte überbringen sollen) aus der Hand eines Metzgers [...]. Einer
Antwort bedurfte es lediglich bezüglich Bullingers Frage zum Inhalt der von Blarer an Graf
Georg von Würtremberg-Mömpelgard mitgeteilten Nachricht. Da diese aber unterdessen allgemeinBriefe_Vol_20-536 arpa
bekannt ist, braucht Blarer sie hier nicht zu wiederholen. -[2]Philipp Melanchthon
ist in Wittenberg und wird nicht nach Tübingen übersiedeln. Auch eine Berufung nach Leipzig
hat er ausgeschlagen. Sollte aber der junge Kurfürst in Weimar [Herzog Johann Friedrich II.
der Mittlere von Sachsen] eine neue Schule einrichten, wäre er geneigt, dahin zu gehen.
-[3] Zwei Personen aus dein Umfeld König Ferdinands I., die neulich in Konstanz waren,
erzählten, dass 18'000 Italiener für einen Feldzug gegen Konstanz und die Eidgenossen bereitgestellt
würden. Das stand auch in einem Brief der aus München nach Konstanz an einen
vornehmen Mann [...]geschrieben wurde. Der Kriegszug gegen die Eidgenossen sei für das
kommende Frühjahr geplant. -[4] Über das Anliegen der Gesandtschaft [Louis Daugerant,
Seigneur de Boisrigaut]König Heinrichs II. von Frankreich wird Bullinger mehr als Blarer
wissen. Ailes deutet daraufhin, dass der König von Frankreich und Kaiser Karl V. sich einig
sind. Es scheint auch, dass der König vorhat, den unter seinem Vater Franz I. in Ungnade
gefallenen Connétable Anne de Montmorency zu rehabilitieren, und man weiß ja, dass dieser
aufseiten des Kaisers steht. - [5]Bullinger soll für die sich in einer äußerst verzwickten
Situation befindlichen Konstanzer unablässig beten. Überall herrschen Betrug, List und Verrat,
und nur bei Gott gibt es Sicherheit. Würden doch die Mahnworte der Pfarrer zur Bußbereitschaft
etwas nützen! Denn ohne diese ist jegliches menschliche Bemühen vergebens, ja
sogar schädlich. Blarer und andere sind zum Schluss gekommen, dass die Welt lieber alles
andere tut, als sich Gedanken über eine christliche Lebensführung zu machen, weshalb allen
klugen Menschen klar ist, dass die Welt ihrem Ende, ja sogar ihrem baldigen Ende entgegengeht.
Christus möge die kleine Schar seiner Gefolgsleute bewahren! Segenswunsch.
-[6]Gruß an Bullingers Hauswesen, an die Kollegen und Freunde. Grüße von allen, besonders
von Blarers Bruder Thomas und von Konrad Zwick.
Lieber herr und brüder, ich hab euch letstlich diß tag geschriben 1 . Hoffen, euch worden sein. So ist mir erst gestert ain schreiben von euch 2 kommen, welchs mir der jung pfarrer von Rickenbach 3 sollt überantwurt haben, und ers aber ainem metzger 4 zugestellt, von dem ichs erst auff necht 5 empfangen, und nichts zu verantwurten 6 darinn gefunden hab, dann 7 grauff Jörgen 8 halber, und was ich ime geschriben; 9 des ir aber nunmehr 10 , waiß ich wol, on das 11 bericht, dann 12 es nun landsmär 13 sind.
Philippi 14 halber ist nichts mitt Tubingen. Er kompt nitt dahein. Ist zu Wittenberg. Hat sich um Lypsigk 15 nitt wellen annemmen. Aber so 16 der jung churfürst 17 zu Weynmar ain schul 18 wurde anrichten wellen, wurde er belyben 19 .
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Sonders waiß ich euch nichts ze schreiben, das gewiss seye. Dann es sind wol diß tag zwen hie gewesen, kommend vom könig sagend, es solle ain frisch welsch 21 volck herausß gemacht 22 werden, 18'000, wider unß und die aidgnossen. Derglichen wirt ouch hieher ainem fürnemen mann 23 usß Mynchen geschriben. Dem stymmend auch etlich andere schriben zu Es solle gewisß uff kunfftigen früling etwas wider euch fürgenomen werden.
Das des Frantzosen 24 bottschafft 25 umher reyt von ort zu ort, und was sein werbung seye, wisst ir mich vyl baß 26 dann ich euch gruntlich und wol ze berichten. Es will allenthalb her 27 zusamen stymmen, das er und kaiser 28 im grund wol ains seyen. Und hat man des ettlich coniecturas 29 , das der alt constestabel 30 , der von dem alten konig abgestossen, yetzund von dem jungen gar widerum zu gnaden uffgenommen worden und an sein ampt kommen, der aber gantz und gar güt kaiserisch ist, wie ir dann selbs wol wisst.
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Praeterea nihil prorsus habeo, quod scribam, nisi ut te rogem, ne tuis perpetuis et flagrantissimis interpellationibus apud dominum nobis desis, quo impeditas nostras rationes quamprimum et feliciter explicet et expediat. Omnia passim circumsepta sunt fraude, perfidia, proditionibus, nec usquam quicquam tutum, nisi quod a abunde tutus iam est, qui habitat in adiutorio altissimo 31 . Utinam possent aliquid nostri ad christianam penitentiam exhortationes, quandoquidem extra illam 32 non frustra solum sed magno nostro malo conamur, quicquid conamur. Et tamen ingenium mundi huius ita et multis et mihi comparatum videtur, ut quidvis citius quam aliam, hoc est dignam christianis hominibus vitam meditaturum videatur, quo sane fieri opportet, ut, qui exactius iudicant, nihil aliud nisi extremum illi 33 exitium, et id repentinum, imminere non immerito pronuncient. Christus nos, inter pusillum gregem 34 suum conscriptos, per omnia ista mala integros et recte sentientes et viventes conservet! In illo, mi anime, aeternum vive et vale!
Constantiae, 10. octobris 1547. Salveat tua domus cum omnibus symmystis et amicis nostris in domino. Nostri omnes, atque inter hos praecipue germanus frater 35 et Zviccius 36 , officiosissime te iubent salvere.
Tuus Ambr. Bl. |
[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, fratri suo in servatore Christo longe coniunctissimo. Zürich.