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Autograph: Zürich StA, E II 357, 253 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 658-660, Nr. 1480 1
[1] Aus Augsburg schrieb man, dass der französische Gesandte [Charles de Brissac] von
Kaiser Karl V. mit 1'500 Kronen beschenkt und verabschiedet wurde und wieder nach Basel
reitet. Bullinger möge ermitteln, ob das Verhältnis zwischen dem Kaiser und Frankreich wirklich
so gut ist, wie behauptet. - [2] Einem weiteren Bericht aus Augsburg zufolge soll der
Kaiser unter dem Vorwand der Jagd nach München abgeritten sein. Der wahre Grund dafür
sei seine Krankheit. Er gleiche einer lebenden Leiche. Seine Ärzte wissen nicht mehr ein noch
aus und halten es für besser, wenn er in München anstatt in Augsburg stirbt, zumal man dann
seinen Tod länger verheimlichen kann. -[3] Es heißt, dass alle Kurfürsten, außer Moritz von
Sachsen, die Suche nach einer Lösung in der Religionsangelegenheit dein Kaiser überlassen
haben. Blarer wird bald erfahren, ob das stimmt. - [4] Sein Schwager [Stephan Schäffer]
schrieb aus Esslingen, dass am 19. September 700 für Augsburg bestimmte niederländische
Reiter durch die Stadt ritten, eine weitere Truppe von Reitern in das Remstal und eine dritte
nach Schwäbisch Hall und Dinkelsbühl zog. Alles sei für den Kaiser bestimmt. Auch sei immer
wieder von einem Vorstoß des Kaisers gegen Konstanz und die Eidgenossenschaft die Rede.
Dies wird auch aus anderen Briefen deutlich. Hoffentlich stimmt es nicht! - [5] Einigen
Konstanzern wurde brieflich mitgeteilt, dass in Böhmen neue Unruhen ausgebrochen seien.
Selbst der Kaiser habe die von König Ferdinand verhängten Strafen als so grausam empfunden,
dass er ihm diesbezüglich einen Brief geschrieben habe. -[6]Martin Bucer berichtet von
einer möglichen Überwinterung des Kaisers in Straßburg. - [7] Blarer hat den Brief [Nr.
3014], den Bullinger in seinem letzten Schreiben [Nr. 3019] erwähnt hatte, noch nicht erhalten.
Er weiß nicht, weshalb Johannes Gisling ihn noch nicht überbracht hat. Allerdings hat er
auch nicht gehört, dass Gisling von Zürich wieder zurückgekehrt sei. -[8]Blarer weiß nicht,
was mit dem noch gefangen gehaltenen Spanier [...]geschehen soll. Soweit ihm bekannt ist,
hat dieser, abgesehen von seinem waghalsigen Vergehen, nichts angestellt, das die Todesstrafe
verdienen würde, was auch jener betont. Er schreibt seine Freveltat stets der Trunkenheit zu.
Blarer hörte nur, dass Jakob Zorn mit vielen anderen herbeigelaufen sei. Von einer ruhmvollen
tapferen Tat eines einzelnen Menschen hat er nie etwas vernommen. Er muss aber auch
zugeben, sich nicht besonders für die Angelegenheit interessiert zu haben. Auch will er Jakob
Zorn diese Tapferkeit nicht streitig machen, falls dieser als ein unbewaffneter Schweizer es
tatsächlich wagte, einem bewaffneten und rasend schnell galoppierenden Spanier die Zügel zu
entreißen! - [9] Blarer dankt für die Abschrift der Auszüge aus dein langen Pasquill [...].Briefe_Vol_20-502 arpa
Dieses ist auch in Konstanz vorhanden. Die Konstanzer sind wirklich zum Gespött ihrer
Nachbarn geworden! Sie verdienen es allerdings, zumal sie das Evangelium nicht ernst genommen
haben. Der Herr nehme diese Schande all denjenigen ab, die wieder zur Vernunft
kommen! -[10]Soeben, uni die Zeit des Abendessens, traf ein anderer Brief Bullingers [nicht
erhalten] mit der Verteidigungsrede ["Contra scandala ex hello infeliciter gesto oborta Apologia"]
und der Beschreibung der Glarner Himmelserscheinung ein. Wie soll sich Blarer
dafür bedanken? Gemäß Bullingers Wunsch wird er diese Unterlagen an Vadian weiterleiten,
sobald er sie gelesen hat. Sollte ihm oder irgendeinem Kollegen eine Deutung der Vision
zuteilwerden, wird er sie mitteilen. Hoffentlich ist diese Erscheinung ein gutes Omen! Bullinger
soll fur die Konstanzer beten. -[11]Blarer schließt hier, denn er muss noch nach Augsburg
und nach Isny schreiben.
Es wirt von Augspurg her geschriben, das die frantzösisch bottschaft 2 vom kaiser 3 gantz wol abgefertiget worden und mitt 1'500 cronen verehret, darnach widerum uff Basel verrytten seye. Lieber, macht kuntschafft daruff, ob doch alls 4 güt ainikait zwyschen kaiser und Frantzosen seye, wie man fürgibt.
Man schreibt ouch von Augspurg, das der kaiser uff Mönichen 5 verritten seye under dem schein, alls ob er jagen welle. Man habs aber darfür 6 , das er kranckhait halber sich dahein hab füren lassen, dann er seche gar kainem lebendigen menschen gleych: seye nichts dann vivum cadaver, 7 und die ärtzt gar an im verzagt; habind aber darfür, besser sein, er sterbe zu Mynchen
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dann zu Augspurg, us vyl ursachen, sonderlich aber, das es lenger möge verschwigen sein.
Die churfürsten all sollen kai[serlicher] m[ajesta]t die religionsach haimgestellt haben, 9 aussgenommen hertzog Morytz. 10 Der wells nitt thain 11 . Aber was daran seye, wyll ich in kurtzen tagen wol gewar werden.
So schribt mir mein schwager 12 von Esslingen, das uff 19. septembers ob 13 700 niderlendische pferdt durch Esslingen uff Augspurg, dessgleichen ain anderer hauff niderlendischer pferdt das Ramstal 14 hinuff zogen seyen und noch ain hauff für 15 Hall 16 und Dinckelspyel 17 , all dem kaiser zu 18 Und seye für und für 19 das geschray bey inen der kaiser welle Costentz sampt den Schweytzern überziechen. Das schreibt man unß ouch von andern orten. Aber wir hoffend gentzlich zu gott, es seye nichts daran. Amen. Amen!
Es ist ettlichen auch hieher geschriben worden, das in Behem 20 neuw uffrür seie, und der könig 21 alls grausam gehandelt, das der kaiser selbs ain treffelich missfallen darab gehapt und ime desshalb geschriben hab.
So hat mir B[ucerus] verruckter tag 22 von Strassburg geschriben 23 , es welle die sag sein und darfür gehalten werden, der kaiser welle by inen winteren. 24
Tuas 25 , de quibus mentionem facis in proximis literis 26 , nondum accepi. Quid bannern Gyslingerum 27 remoretur, quominus reddat, plane ignoro, quamquam etiam, num istinc rursus redierit, nondum a quoquam accepi.
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Hispanus ille 28 adhuc in vincula coniectus detinetur. Quid de illo futurum sit, nescio, nec audio extra audax istud facinus, quicquam morte dignum (quod fassus sit) t designasse. Quicquid vero hic peccavit, in temulentiam constantissime reiicit. lacobum Zornium accipio cum multis aliis accurrisse. De singulari vero hominis strenuitate et digno gloria facto nihil audio, tametsi non valde diligenter, ut istuc rescirem, laboraverim. Non invidebo autem bono lacobo b hanc fortitudinis laudem b , si inermis Helvetius armatum Hispanum et equo incitatissimo vectum transversum rapere ausus est.
Pro fragmentis illis ex prolixo, quem habemus, pasquino 29 descriptis maximas tibi gratias agimus. Vere facti sumus oprobrium vicinis nostris, subsannatio et illusio his, qui in circuitu nostro sunt. 30 Sed ita meritum est nostrum, qui etiam verum et serium Christi evangelium pro ludo habuimus. Dominus auferat a nobis mature resipiscentibus opprobrium nostrum!
Iam sub cenam redduntur aliae literae tuae 31 cum oratione apologetica 32 et visione illa Glareana 33 , pro quibus non satis tibi gratiarum agere unquam
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potero. Ego Vadiano nostro lecta mox, ut petis, misero. 34 Quodsi vel mihi vel cuiquam ex nostris interpretatio quaepiam visionis illius revelata fuerit, haud te celabo. Utinam boni aliquid ista nobis portendant! Ora pro nobis.
Scribendum nunc Augustam et Isnam est, 35 ut nihil praeterea addere iis possim.
29. septembris 1547.
[Ohne Unterschrift.] |
[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo pietate doctrinaque viro d. Heinricho Bullingero, Tigurinorum episcopo syncaerissimo, domino et fratri suo colendissimo.