Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2071]

Martin Bucer an
Bullinger
Straßburg,
21. Januar 1545

Autograph: Zürich StA, E II 348, 440f (ohne Siegel) a Ungedruckt

Bucer dankt für die beiden Exemplare von Bullingers ["Brevis greek"] gegen Cochläus, von denen er eines für Ottheinrich dessen bald eintreffendem Boten [...] anvertrauen wird. Eines Tages wird Bullinger sein Urteil über Luther ändern müssen. Luther ist überzeugt, dass die [Eidgenossen], u.a. auch [Zwingli und Oekolampad], sich dem Worte Gottes widersetzen; deshalb auch sein heftiger Angriff [im "Kurtz bekentnis"]. Bucer dankt Bullinger dafür, dass er ihn seinem Gewissen überlässt, bedauert aber sehr, dass die Leiter der Kirchen

14 Benedetto von Locarno.
15 Zu denken ist an Bullingers erste Widerlegung des Cochläus (s. oben Nr. 2064, Anm. 3; vgl. HBBW XIV 66,3 und Anm. 3. 140, 1 und 9), die Ende Februar/Anfang März 1544 erschienen war, oder noch wahrscheinlicher an die "Antiquissima fides", die im August 1544 zum ersten Mal auf Latein erschien (s. HBBW XIV 341, Anm. 13).
16 2Thess 2, 3f.
17 Vgl. Catull, Carmina, 64, 320.
18 Adagia, 2, 5, 1 (ASD II/3 397-406, Nr. 1401).
a Aus der Faltung geht hervor, dass Bucers Brief nicht in Happels Brief (unten Nr. 2072) eingeschlossen, sondern in einem heute nicht mehr erhaltenen Blatt verpackt wurde, auf dem Bullingers Adresse angebracht war.


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sich nicht über das Abendmahl einigen können, wo diese doch allein nach der Ehre Christi streben sollten. Er selbst ist kein Luther-, sondern Christusverehrer. Er dankt aber Christus für Luther, dessen Unvollkommenheit er duldet. In Wittenberg hat Bucer keineswegs die Haltung widerrufen, die er den [Eidgenossen]gegenüber bekundete. Wer das bezweifelt, ist nicht genügend in Christus gefestigt. Das Richten soll Gott allein überlassen werden. Ferner ist zu beachten, dass jeder Streit der Kirche schadet. Die Zürcher sollten nicht denen glauben, die sie aufhetzen; wenn sie nur die Kirche Deutschlands besser kennen würden! Paul III. hat das Konzil wieder einberufen. Er hat auch Karl V. wegen dessen Beschlüssen in Religionssachen an den Reichstagen schwer getadelt, wie aus den beigelegten Abschriften ersichtlich ist. Die Gicht hält Karl V. in Flandern zurück. Einige fürchten, [Suleiman I.] werde noch vor der Eröffnung des Reichstags in Ungarn einfallen (dieser soll Edirne längst verlassen haben); andere fürchten, dass ein mit den Türken ausgehandelter Friede die Unterwerfung der [Protestanten] unter das Papsttum zur Folge haben wird. In wenigen Tagen wird man erfahren, was für eine Heirat Franz I. [in Hinblick auf seinen Sohn Charles II. von Orléans]aufgezwungen wird. Grüße. [P.S.:]Bucer lobt Bullinger für dessen ["Brevis greek"] und ist dankbar, dass dieser ihn darin nicht erwähnt hat. Er bedauert jedoch, dass Bullinger weiterhin Zwinglis posthum erschienene ["Christianae fidei ... brevis et clara expositio"] verteidigt. Gibt es denn nicht schon genügend Anlässe zum Streit? Durch den Abendmahlsstreit bringt der Teufel ganz Deutschland in Gefahr, da er nun dank der Furcht vor dem Türken auch das protestantische Lager zu spalten hofft. Die [Eidgenossen] betrifft das aber nicht! Schreiben sollte man nur, wenn es der Kirche und nicht der Streitsucht dient.

Gratiam et pacem. Utrumque facile, mi Bullingere, a me impetrasti: et ut librum tuum contra Cochlaeum 1 gratus legam, quem mihi dono misisti, 2 et alterum principi Ottoni Henricho 3 cum litteris 4 mittam; id quod spero me hodie aut cras facturum. Expecto enim tabellarium 5 huius principis.

Iudicium tuum de Luthero aliquando mutabis, cum dominus abscondita tenebrarum et consilia cordium revelaverit. 6 Persuasum habet vos verbo dei obstinate obluctari. Sic iudicat et de mortuis 7 quos invadit. Hinc ita invehitur et in vos et in illos. Dominus mitiget ista scandala, quae alienissimo ecclesiae tempore revocantur.

Magnas gratias tibi ago, quod me meae vis conscientiae relinquere; eam, ne dubites, approbatam b domino, qui scrutatur corda et renes. 8 Non posse

b Unsichere Lesung. Falls approbab[it] zu lesen wäre, müsste das darauffolgende domino der Vorlage in dominus korrigiert werden.
1 Bullingers "Brevis greek" von Dezember 1544; s. HBBW XIV 460, Anm. 22.
2 Mit einem nicht erhaltenen, wohl Ende Dezember 1544 (s. unten Anm. 4) verfassten Brief Bullingers, der aber noch nicht auf Bucers Brief vom 13. Dezember 1544 (HBBW XIV, Nr. 2049) reagierte, da dieser erst kurz vor dem 16. Januar in Zürich eintraf; s. oben Nr. 2067 und Anm. 20, und unten Nr. 2096, 2f. 7f.
3 Pfalzgraf Ottheinrich, dem die "Brevis greek" gewidmet war. Die Widmungsepistel (HBBW XIV 519-545) trägt das Datum des 10. November 1544. — Bucers Kontakte mit Ottheinrich gehen z.B. aus HBBW XIV, Nr. 2028, 99-105, und Nr. 2049 in fine hervor.
4 Nicht erhalten. Der Brief trug das Datum vom 31. Dezember 1544. Ottheinrich erhielt ihn samt Bullingers Buchgeschenk am 26. Januar 1545; s. unten Nr. 2077,4-6.
5 Unbekannt.
6 1Kor 4, 5.
7 Damit sind besonders Zwingli und Oekolampad gemeint.
8 Ps 7, 10; Jer 11, 20: Apk 2, 23.


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tandem inter tam doctos et primarios ecclesiarum magistros constitui de sacramento, quod omnes ut sumere ita etiam intelligere debent, hoc tam grave offendiculum est, ut eo 9 communicare merito horream. Quis enim credat vere christianos, qui nihil sui, 10 ||440v. sed tantum gloriam Christi spectent, 11 qui precibus instare 12 et cum audire tum docere se invicem vera charitate velint, 13 non posse tandem post tot annorum disputationem in unam venire de hoc tam populari mysterio sententiam? Equidem non Lutheri, sed Christi adoro omnia; cuius 14 cum tam multa in Luthero omnino deprehenderim, propter haec et in gratiam Christi et ecclesiae eius fero 15 et quae in illo c16 Christo tribuere non debeo.

Wittenbergae nihil recantavi; 17 id autem, quod apud vos, professus sum. Talibus vocibus qui 18 valde commovetur, eum cruce Christi nondum valde duratum esse oportet. Dominus det nobis sibi totos vivere, 19 et de fratribus, quorum corda intueri non valemus, 20 sobrie statuere, et in causa religionis versari cum timore et tremore. 21 Nulla inter sanctos pugna ecclesiae non noxia esse potest. Excitant vos plerique ad instaurandum proelium; quos si nossetis, nullis hominibus minus gratificari velletis. Utinam et ecclesias et ministros illarum per Germaniam paulo certius nosses nec ex paucorum ||44lr. literis de ecclesiarum iudicio statueres! 22 Sed quae suggerebat mea conscientia, exposui tibi satis; reliquum est, ut orem dominum, quo tibi in omnibus benigne moderetur et studia tua ad ecclesiae suae vera commoda convertat teque, malis omnibus ereptum, 23 beatum per omnia reddat.

Concilium Tridentinum restituit Paulus III.,24 et imperatorem Carolum

c in illo über der Zeile nachgetragen.
9 offendiculo.
10 1Kor 10, 24; Phil 2,4.
11 Vgl. Gal 5, 26; Röm 16, 27.
12 Röm 12, 12; Kol 4, 2.
13 Kol 3, 13-17.
14 Christi.
15 Vgl. 2Tim 2, 10.
16 Luthero.
17 Nämlich beider Abfassung der Wittenberger Konkordie von Mai 1536. —In seinem verlorenen Brief hat Bullinger Bucer vielleicht nur dessen schriftlichen Widerruf vorhalten wollen; s. HBBW XIV 339, 12 und Anm. 8.
18 Bullinger z.B.
19 Röm 14, 8.
20 Vgl. Jak 4, 12.
21 2Kor 7, 15; Eph 6, 5; Phil 2, 12.
22 Siehe HBBW XIV 517, 64f.
23 Ps 121 (Vulg. 120), 7; Joh 17, 15.
24 In den Jahren 1532/1533 hatte Papst Clemens VII. (gest. 1534) kurz die Möglichkeit eines Konzils erwogen (s. CT IV LXXXI-CII). Im Frühjahr 1535 ließ Paul III. das Konzil ankündigen und bestimmte in der Bulle "Ad dominici gregis curam" vom 2. Juni 1536 Mantua als Konzilsort (Text in: CT IV 2-6, Nr. 2), was Franz I. ablehnte. Mit einer weiteren Bulle vom 22. Mai 1542 (Text in: CT IV 226-231, Nr. 184) wurde der Beginn des Konzils auf den 1. November 1542 in Trient festgelegt; doch kam es erneut zu einer Verzögerung (s. Rudolf Pfister, Zu Bullingers Beurteilung des Konzils von Trient, in: HBGesA I 124f. Beunruhigt durch die unter Karl V. veranlassten Religionsgespräche in Deutschland (s. unten Anm. 26) entschloss sich Paul III., mit der Bulle "Laetare Hierusalem" vom 19. November 1544 (Text in: CT IV 385-388, Nr. 283) ein Konzil in Trient für den 15. März 1545


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graviter increpuit, 25 quod de religione ipse agere in his comitiis 26 voluerit; mitto tibi utriusque scripti exemplaria. 27
einzuberufen (die tatsächliche Eröffnung erfolgte erst am 13. Dezember 1545); s. HBBW XIV 606 und Anm. 8. — 1545 erschienen mehrere lateinische und deutsche Ausgaben der Bulle ohne Orts-, Druck- und Jahresangabe (s. Brockmann 608f). Ein Auszug in deutscher Sprache (entsprechend CT IV 387, 11-29) ist in zwei später entstandenen Kopien im Nachlass Bullingers zu finden: Zürich ZB, Ms A 65, 130f; Ms A 128, 17v.-18r.
25 Anspielung auf das päpstliche Tadelsbreve an Karl V., das im [August 1544] erstmal publiziert wurde (Druck in: CTIV 374-379, Nr. 277), dann aber durch eine mildere Fassung vom 24. August 1544 ersetzt und dem Kaiser Anfang Oktober 1544 in Brüssel übermittelt wurde (Text in CT IV 364-373, Nr. 276; deutsche Zusammenfassung in Druffel I 215-217); s. dazu Pastor 504-507; Jedin, Geschichte I 398-401; WA LIV 195f. Beide Fassungen waren den Zeitgenossen bekannt, ehe der Kaiser die mildere Fassung erhielt. "Den Protestanten scheint sogar zunächst nur dieser erste Entwurf zugegangen zu sein" (WA LIV 196). Zur Überlieferung des Tadelsbreves unter den Protestanten s. WA LIV 196-198. Damals erschien eine freie Übertragung der milderen Fassung ins Deutsche ohne Orts-, Druck- und Jahresangabe ("Vätterliche Ermanung Pauli III. zu dem aller unüberwindtlichsten Keyser Carolum den fünfften, in welcher er in, das er sich der Lutrischen Secten ze dieff inngelassen und ein zukünfftig Concilium, dorinn der Religion und des glaubens spaltungen und zwitrachten zuvereinbaren fürgenomen hat, strafft"; Brockmann 610), sowie auch eine von Calvin besorgte kommentierte Ausgabe des lateinischen Textes der gleichen Fassung, die "Admonitio paterna ad Caesarem cum scholiis", die im [März] 1545 in [Basel von Robert Winter] fehlerhaft gedruckt und bald darauf in [Mainz von Ivo Schöffer] nachgedruckt wurde (Bibliotheca Calviniana I 206-210, Nr. 45/13 und 45/14; Brockmann 610). — Siehe ferner unten Anm. 27.
26 So z.B. während des Reichstags zu Speyer 1544, auf dem Karl V. den Protestanten Religionsfrieden versprochen hatte, um auf ihre Hilfe gegen Franz I. zählen zu können (s. z.B. HBBW XIV 134, Nr. 1867; 256, 7-9; 262, 1-15; 298, 25; 313 und Anm. 10). Damit sind aber auch die Religionsgespräche von Leipzig (Januar 1539), Haguenau (Juni/Juli 1540), Worms (November 1540 bis Januar 1541) und Regensburg (April bis Juni 1541) gemeint. — Bucers Sorge, dass das bevorstehende Konzil die Bemühungen der vorhergehenden Religionsgespräche zunichtemachen würde, kommt in mindestens drei seiner Schriften aus dem Jahre 1545 zum Ausdruck (s. Brockmann 479-482), darunter Ein Christlich ongefährlich bedencken, wie ein leidlicher anefang Christlicher vergleichung in der Religion zu machen sein möchte, zu Leypsig Anno M.D. xxxjx zusammengetragen, dabey Georg Vicel auch gewesen und in alles bewilliget hat, Straßburg, [Kraft Müller], [März] 1545 (BucerBibl, Nr. 143; VD 16 B 8855), und Von den einigen rechten wegen und mitlen Deutsche nation inn Christlicher Religion zu vergleichen und was dafür und darwider auff den tagen zu Hagnaw, Worms und Regenspurg Anno 1540 und 41 und seither fürgenommen und gehandelt worden ist, Straßburg, Wendelin Rihel, [August] 1545 (BucerBibl, Nr. 145; Brockmann 482; VD 16 B 8940).
27 Nicht erhalten. Zu den Teilabschriften der Bulle in Bullingers Nachlass s. oben Anm. 24. In diesem Nachlass ist eine von zwei verschiedenen Händen stammende Abschrift der milderen Fassung des lateinischen Tadelsbreves zu finden (Zürich ZB, Ms A 65, 73-84). Dass dieses nach Zürich geschickt wurde, geht aus der Faltung der Abschrift hervor. Doch die dort vorkommenden Wasserzeichen (Piccard XV/2 Abb. 357-360) weisen eher auf eine im Berner Gebiet entstandene Abschrift hin.


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Imperatorem podagra detinet in Flandria. 28 Comitia 29 nondum cepta sunt. Metuunt multi Turcas prius in Pannoniam quam principes Wormatiae adfuturos; pridem enim ultra Adrianopolim 30 imperatorem 31 Turcarum profectum aiunt. Alii metuunt, ne induciis cum Turcis factis 32 nos sub iugum papae reducere conaturi sint. Prior metus certior videtur. 33 Inter d paucos dies prodent se monarcharum conatus; nam heri dies ille fuit, quo imperator de nuptiis Gallo 34 definire debet. 35

Dominus det nobis a se totos pendere, et nihil non nostro bono cadet. In eo optime vale cum collegis tuis omnibus. Amen.

Argentinae, 21. ianuarii 1545. 36

M. Buc. tuus.

In donato libro 37 veneror multa dona dei et gratiam habeo, quod nullam mei mentionem feceris, ubi etiam occasio esse videbatur. 38 Atqui libellum

d Inter vor der Zeile nachgetragen.
28 Siehe oben Nr. 2065, 44f und Anm. 23.
29 Der Wormser Reichstag; s. oben Nr. 2064, Anm. 33.
30 Edirne (Prov. Edirne, Türkei), an der Grenze zu Bulgarien. — Diese Nachricht stimmt nicht: Von Dezember 1544 bis mindestens Mitte April 1545 befand sich Suleiman I. in Edirne, wo er sich "samt seinem Hof sowohl im Winter als auch im Hochsommer gerne aufhielt"; s. Ernst D. Petritsch, Ferdinand I., Moritz von Sachsen und die osmanische Frage, in: Moritz von Sachsen — Ein Fürst der Reformationszeit zwischen Territorium und Reich, hg. v. Karlheinz Blaschke, Stuttgart 2007 — Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 29, S. 63; EA IV/1d 457; Mihnea Berindei und Gilles Veinstein, L'Empire Ottoman et les pays roumains. 1544-1545. Etude et documents, Paris/Cambridge 1987, wo die zwischen dem 13. Dezember 1544 und dem 14. April 1545 erlassenen Befehle des Sultans aus Edirne ediert sind.
31 Suleiman I.
32 Ferdinand I. wie auch Karl V. verhandelten damals unabhängig voneinander und geheim über einen Frieden mit Suleiman. Am 5. Februar wurde ein provisorischer Waffenstillstand geschlossen; s. NBD VIII 77, Anm. 1. Erst am 10. November 1545
sollte ein anderthalbjähriger Waffenstillstand vereinbart werden; s. unten Nr. 2301, Anm. 33. Im Juni kam es aber noch zu einem weiteren provisorischen Frieden; s. unten Nr. 2185, Anm. 21.
33 Die zweite Vermutung sollte aber eintreffen: Das Waffenstillstandsabkommen mit den Osmanen ermöglichte es Karl V., 1546/47 den Schmalkaldischen Bund anzugreifen.
34 Franz I.
35 Infolge des Friedensabkommens von Crépy-en-Laonnois (September 1544) wurden zwischen dem Hause Valois und Habsburg Heiraten vereinbart, u.a. die des Sohnes von Franz I., Charles II. von Angoulême und Orléans; s. HBBW XIV 407, 19f und Anm. 29; 462, 75-78 und Anm. 44.
36 Dem Überbringer dieses Briefes wurde wohl auch Happels Brief vom gleichen Tag (unten Nr. 2072) anvertraut.
37 In Bullingers "Brevis greek"; s. oben Anm. 1.
38 Bullinger fertigt Cochläus' Angriff auf die Wittenberger Konkordie (s. auch HBBW XIV 460, Anm. 24) in ein paar Sätzen ab; so auch Cochläus' Behauptung, einige Protestanten hätten sich während des Regensburger Religionsgesprächs (s. oben Anm. 26) in seinem Sinne geäußert. Weder im ersten noch im zweiten Fall wird


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||441v. Zvinglii posthumum, 39 utinam non ubique defendendum susciperes! 40 Quid prodest, quae non solum nihil conferunt ecclesiis, sed plurimum obsunt, urgere? Annon plus satis antehac pugnae existit? Et quid in illo libello, quod non sit tractatum in aliis saepissime? Sed dominus, qui ecclesiam suam magno emit, 41 ipse viderit; mea anxietate nihil proficitur. 42 Quae nostri cribratio satanae permissa est, precibus et poenitentia ei 43 extorquenda est. Ingens certe malum ex isto revocato dissidio 44 satan toti Germaniae minatur. Hanc enim, quam diu quaesivit, putat se nunc occasionem invenisse, ut novum politicum schisma 45 inferat, ad quod Turcicus metus non parum confert, et quod contra hunc communem hostem et Germaniae et religionis vos nihil confertis. Valde igitur utile esset, quam minimum liceret contentionum nunc suscipere, et tantum purgandis ecclesiis stylum concedere. 46

Iterum atque iterum vale.

[Ohne Adresse.] Bucer erwähnt; s. "Brevis greek", f. 17r. bzw. 19v.

39 Zwingli, Christianae fidei ... brevis et clara expositio, hg. v. Heinrich Bullinger, Zürich, Christoph Froschauer, [Februar] 1536 (Z VI/V 15. 46; Finsler 72, Nr. 100; HBBibl I 702; II 1003). Diese von Luther in dessen "Kurtz bekentnis"heftig kritisierte Schrift (s. HBBW XIV 505, Anm. 36) bedauerte Bucer bereits 1544 (HBBW XIV, Nr. 2028, 41-43. 89-91; Nr. 2031, 37-40; Nr. 2049, S. 586).
40 Bucer erwähnt diese Schrift hier erneut, weil Bullinger sich dazu von Neuen in seiner "Brevis greek", f. 17r., geäußert hatte: "Libelli Zuingliani ad Regem Christianum
[Franz I.] per me editi nihildum poenituit. Extat propalam. Iudicent lectores, an in eo intolerabiliores Zuinglii errores quam in aliis eius libris doceantur".
41 Vgl. 1Kor 6, 20; 7, 23.
42 Vgl. Phil 4.6. 19.
43 satanae.
44 durch den wieder hervorgerufenen Abendmahlsstreit.
45 Innerhalb des protestantischen Lagers.
46 Dies stellt einen erneuten (s. z.B. HBBW XIV 505, 69-84. 569, 21-24) verhüllten Aufruf Bucers dar, Luthers "Kurtz bekentnis" nicht bzw. nur mit Zurückhaltung zu beantworten.