[2653]
Autograph: Zürich StA, E II 342, 152f (Siegelspur) Ungedruckt
[1]Bullinger erhielt Myconius' Briefe [Nr. 2649 und Nr. 2650] durch [Christoph] Froschauer.
Myconius möchte die Hast bei dieser Antwort entschuldigen! —[2] Von der achtseitigen
Schrift über die spanische Inquisition, "Newe zeytung [auß dem Niderland]", besitzt Bullinger
nur vier Seiten. Er kennt ihren Drucker nicht. —[3]Es ist nicht bekannt, ob Jost von Meggen
aus Rom zurückgekehrt ist. Fest steht, dass die [Fünf Orte] zum Krieg rüsten und die Zürcher
auf der Hut sind. Man berichtet Verschiedenes über die Umtriebe der Ersten. Bullinger denkt
aber, dass diese im Falle eines Sieges der deutschen [Protestanten] um ihren Glauben fürchten.
Doch ist dies unbegründet. —[4]Bullinger hat über den von [Johannes] Gast berichteten
Sieg des [Grafen Wilhelm von]Fürstenberg nichts gehört. Aber die vielen Gefechte kann man
ja auch kaum auseinanderhalten! Nach der Meinung erfahrener Kriegsleute gab es nie einen
Krieg, der mit solcher Verschlagenheit, auf so erbitterte Weise und unter solch seltsamen
Umständen geführt wurde! —[5]Das Gerücht über die Plünderung Rorschachs durch [Söldner]
von [König]Ferdinand [I.]stimmt nicht. Nachdem die Zürcher Beschwerdebriefe an die
Bregenzer wegen deren italienischen Hilfstruppen gesandt hatten, erhielten sie die Antwort,
dass man nicht vorhabe, jemanden anzugreifen, sondern einen etwaigen Überfall der [deutschen]
Protestanten abwehren wolle. Man halte Frieden mit den Eidgenossen und deren
Nachbarn. Dennoch ist man auf der Hut, einschließlich der Sankt Galler. —[6] Was MyconiusBriefe_Vol_18-209 arpa
über den geplanten Einfall der Böhmen in Sachsen und über die Gegenwehr durch Herzog
Moritz [von Sachsen] schrieb, wurde brieflich auch dem Zürcher Rat gemeldet. Bullinger
schwieg aber dazu, weil auch schon der Übermittler dieser Nachricht [Heinrich Thomann] an
ihrem Wahrheitsgehalt zweifelte. —[7]Am 23. Oktober war [Sebastian] Schertlin immer noch
in Augsburg. Dies und anderes wird [Hieronymus] Gunz berichten können, der Bullinger die
neuesten Briefe von [Hans] Welser [nicht erhalten], [Georg] Frölich [Nr. 2639] und [Johannes]
Haller [Nr. 2640] aus Augsburg mitbrachte. —[8]Die Ulmer sind wirklich standhaft. Der
Herr stärke sie! — [9] Dass Myconius Kaiser [Karl V] als Teufel bezeichnet, stimmt schon,
sofern damit dessen Inkarnation gemeint ist. Frölich schreibt, dass der Kaiser mit Gottes Hilfe
Deutschland nicht verwüsten konnte, abgesehen von einer 10 bis 15 Meilen langen Strecke in
Bayern. Ebenso hielt man ihn davon ab, in Württemberg einzudringen. Leider aber konnte die
Gegend um die Donau nicht auch noch vor Verheerungen geschützt werden. Hoffentlich kann
man den Kaiser wieder donauabwärts treiben! —[10]Über den Tag [der Vier protestantischen
Orte zu Zürich] und über Weiteres hat Bullinger am 30. Oktober durch den Franzosen [?]
Wilhelm [Guillaume Vermod?]geschrieben [nicht erhalten]. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Glücklicherweise tauschen der Zürcher Rat und Bullinger gegenseitig alle Neuigkeiten aus:
Bullinger erhält Nachrichten aus dem [schmalkaldischen] Feldlager, aus Augsburg, Ulm,
Konstanz und aus anderen Orten. Doch gibt es auch in Zürich etliche Neider, die der Meinung
sind, dass man den "Pfaffen"[den Predigern] nichts anvertrauen sollte, da dies schon früher
übel ausging! Kein Wunder, zumal der Herr den Seinen [diese Feindseligkeit]prophezeit hat!
—[11]Myconius' zweiten, umsichtig geschriebenen Brief [Nr. 2650] hat Bullinger gern und
mehrmals gelesen. Mehr ist dazu nicht zu sagen. —[12] Am Samstag (30. Oktober] versammelten
sich Räte und Bürger. Thematisiert wurden alle Angelegenheiten des [oben erwähnten]
Tags und sonstige Nachrichten [über den Krieg]. Man bekannte sich eindeutig zum Evangelium
und erklärte sich bereit, alles für die [drei anderen]protestantischen Städte und ihre
Nachbarn aufs Spiel zu setzen und doch mit den [Neun] verbündeten Eidgenossen die Bünde
und den Landfrieden zu halten, wenn diese es auch täten. Man beschloss ferner, Zunftversammlungen
in der Stadt, in den Graf-, Herr- und Ortschaften Zürichs zu organisieren und
dabei über die geplante Ausrottung des Evangeliums durch Papst [Paul III.] und den Kaiser
zu informieren. Zu diesem Zweck wurde ein schriftlicher "Fürtrag" zur Verlesung ausgearbeitet.
—[13] Gestern [Sonntag]trafen sich alle Zünfte. Einhellig wurde beschlossen, tapfer
Leib und Gut einzusetzen. Daraufhin begann man eifrig mit Rüstungen und Gebet.
—[14] Am Sonntag [7. November] sollen die Versammlungen auf dem Land stattfinden. Bullinger
wird Weiteres berichten. — [15] Dies alles ist auch zur Weitergabe an [Francisco de]
Enzinas, Gast und an die anderen Kollegen bestimmt. Gruß an diese, an Myconius' Familie
einschließlich [Huldrych]Zwingli [d.J.] und [Josias] Simler. Bullinger schreibt frühmorgens
und kann den Brief nicht durchlesen.
S. D. Attulit mihi tuas 1 Froschouerus noster, Myconi colendissime, ad quas paucis haec respondeo. Oro autem, ut festinanti 2 ignoscas.
Inquisitionem Hispanicam 3 nondum vidi integram, sed duo modo folia 4 aut, ut sic dicam, 4 facies 5 , quarum 8 folium 6 constituunt. Nescio, quis impresserit. 7 Titulum habet: "Nüwe zytung", etc.
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Nihildum audimus de ludoco a Meggen 8 , redieritne Roma an non. Hoc autem certissimum est illos homines 9 noctes atque dies sese parare adeoque iam in procinctu stare Martis. Ac varius quidem rumor est de illorum conatibus. Ego arbitror illos suae religioni metuere. Suspicantur enim rebus Germanorum bene cadentibus 10 sibi inferenda esse arma, et in religionem nostram adigendos, sed vane. Nostri diligenter advigilant neque aliud hactenus intelligere potuerunt.
Nihildum audivi de iis, quae de Fürstenbergii victoria dixit Gastius. 11 Verum nihil contradixero, nam in singulos dies et singulis pene momentis congrediuntur 12 , ita ut nemo possit singula certamina significare. Ac revera hoc bellum ita geritur, ut rei militaris peritissimi dicant intra hominum memoriam nullum tanta astutia, strenuitate et animorum acerbitate casuumque novitate gestum esse.
Vanissimus est rumor de Ferdinandinis Roschachium 13 diripientibus sparsus. Alls min herren gen Bregantz geschriben 14 und sich ettwas beschwaret, das sy Welsch zum zusatz 15 angenommen, habend sy geantwort 16 gantz früntlich, sy habindts nitt 17 yemandts ze überfallen oder zu schedigen (dann sy nitt imm krieg), sunder überfaal, der inen alle tag von Protestierenden tröwt 18 , uffzeheben 19 . On das syend sy züfriden mitt den Eydgnossen und iren nachtparen, etc. Interim nostri nihilominus advigilant. Advigilant et Sangallenses, qui sunt in vicinia.
||152v. Allatae sunt magistratui nostro literae 20 significantes idem, quod tu scribis 21 : Bohemos tandem improbis victos supplicationibus parare sese, ut irruant in Saxoniam, quorum irruptioni dux Mauritius 22 sese sit oppositurus.
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Sed quia de veritate rei addubitabat, qui 23 haec significabat, nihil de incertis ad te scribere volui.
Schertlius 23. octobris adhuc Augustae fuit, 24 id quod Guntius 25 tibi referre potent, qui ultimas 26 ab Augusta a d. Welsero 27 , Laeto 28 et Hallero 29 attulit. Quae illi scripserunt, longum esset recitare. Habes Guntium vivam epistolam.
Ulmenses sane strenui sunt. 30 Dominus confirmet ipsos! Recte iudicas caesarem 31 esse diabolum, modo adieceris incarnatum. Laetus schript 32 , von dem gnaden gottes sye imm gewert 33 , das er sinem fürnemmen nach nitt habe noch 34 Germaniam mögen wüsten 35 onet 36 die 10 oder 15 myl umb Beyern. Dann man inn so streng in ysen gelägen 37 , das er in Wirtenberg nitt hab mögen kummen. Da habe man aber nitt mögen vor sin 38 , dann das er umb die Donow gewüst, 39 dann sy nitt an beiden orten gewerren mögen 40 . Hoffend, inn ze tryben, das er wider die Tonow ab müsse. Das gäbe gott!
De comitiis nostrorum 41 et aliis nonnullis scripsi per Wilhelmum Gallum 42 , quem tibi 30. huius literas 43 reddidisse credo. Proinde non est, quod
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plura addam. Ego certe deo et senatui nostro amplissimas gratias debeo maximas, qui me harum rerum nihil celat! 44 Nam et ipse omnia mea ei 45 communico. Scribunt autem ad me quoque ex castris 46 , ex Augusta, Ulma, Constantia et aliis 153r || civitatibus viri optimi! 47 Optime item inter nos nobis convenit. Dominus id velit esse perpetuum ad utilitatem ecclesiae suae! Interim 48 non desunt, qui hanc nobis concordiam invident et clamant pfaffis nimium credi! Id aliquando factum et cessisse nobis pessime; 49 id iam nunc quoque cessurum male. Sed novimus, mi Myconi, quid praedixerit dominus! 50 In eo simus constantes et patientes!
In posterioribus tuis 51 , quia nihil est, ad quod respondere oporteat, hoc tantum dixero: libentissime ilias legisse ac relegisse. Sunt enim prudenter et utiliter scriptae.
Wyter wüssend von nüwem, das man amm sampstag 52 rät und burger gehept. Da hatt man alle die händel, so sich verganges tags 53 und sunst verloffen, für hand genommen 54 . Und habend sich rät und burger vereiniget uff ein nüws einhellig, zu dem evangelio und allen den stetten, dem evangelio in Eydgnossenschaft anhengig, und zu iren nachpuren lib und gut ze setzen; an andern Eydgnossen 55 , die es ouch an inen 56 halltend, pündt und lantsfriden ze hallten; und das man die gmeinden durch die zünfft in der statt und in allen iren graffschafften, herschafften, stetten, landen, lüten hallte; 57 denen fürhallte, wie die sachen standint, was fürnemmens bapst 58 einen Schüler von Gilbert Cousin. Da Letzterer in Kontakt mit Zürich stand (u.a. mit Bullinger und Theodor Bibliander; s. HBBW XV, Reg.), ist es durchaus möglich, dass sein Schüler dorthin gesandt wurde; s. M-Basel 45, Nr. 25, und AK VI 296, Anm 2: ebd., VII 251, Anm. 1.
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und kaiser syend, das evangelium uußzeriten 59 in Germania, etc. Dorumb ist gar ein schöner fürtrag in gschrifft gestellt. 60 Würt vorgeläsen werden.
Gester hatt man alle zünfft gehept. 61 Da ist ein einhällige antwort gefallen, trüwlich lib und gut zusetzen: min herren söllind nun manlich 62 sin, etc. Vidisses miram alacritatem! Deo gratia! ||153v Hieruff ist ein träfflich rüsten, ernst bätten und dappfferkeit.
Volgendts sontags 63 wirt man die sach uff dem land and 64 hand nemmen. 65 Ja man ist froo, das man die sach dappffer an die hand nimpt, etc. Was sich wyter zutragt, sol üch nitt verhallten blyben.
Haec omnia habe cum d. d. Dryandro 66 , Gastio et reliquis charis; quos meo nomine salvere iubebis. Valebis et tu cum universa domo, cum Zvinglio et Simlero, 67 filiis nostris.
Tiguri, 1. novembris mane ad horam 7., anno 1546. a Non relegi. a68
Tuus Bullingerus.
[Adresse darunter:] Eximio viro d. Osvaldo Myconio, Basiliensis ecclesiae fidelissimo et vigilantissimo antistiti, [si]ve b in domino [vener]ando et [charissimo fr]atri.