Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1892]

[Bullinger an
Ambrosius Blarer]
[Zürich],
11. April [1544]

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 41 (VBS XII), 360 (ohne Siegel) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 246-248, Nr. 1074

Hat [Blarers] Schreiben zusammen mit [Diethelm] Röist dankbar gelesen. Auf dem Tag zu Baden vom 6.[/7.]April haben Zürich, vertreten durch [Hans Rudolf]Lavater, und Bern die mit Frankreich verbündeten Orte vor der Fortsetzung ihrer Solddienste gewarnt, wie sie es schon seit 20 Jahren tun; diese erwiderten unter Verweis auf ihre Bündnisverpflichtungen und auf das gute Verhältnis zu [Franz I.], dass sie diesen in der Not nicht verlassen könnten. Es wurde viel beratschlagt und auch das Schreiben der Reichsstände verlesen, das die Eidgenossen unter Verweis auf das Bündnis [Franz' I.]mit [Suleiman I.] vom Solddienst abmahnt; die Antwort wurde wegen fehlender Instruktionen auf die Zusammenkunft vom 20.[/21.]April vertagt. Der Zürcher Rat befasst sich morgen damit; eine Gesandtschaft nach Speyer wird von Zürich wie auch von einigen anderen Orten abgelehnt, doch einer gemeinsamen Antwort wird wohl zugestimmt. Den Städten [Straßburg und Konstanz]wurde bisher nicht geschrieben, um sie nicht in Schwierigkeiten zu bringen; gegenüber Kaiser [Karl V.] beschränkt man sich darauf die Form zu wahren. Bullinger will Blarer die Kosten für den Boten erstatten. Die Nachrichten aus Rom [über den Fund des Grabes von Kaiser Honorius]sind seltsam -ob nun dessen Zeit des Niedergangs zurückkehrt? Wundert sich über die Gefangennahme von [Theobald] Billican, bedauert den neuen Streit [um die Kurwürde] Friedrichs [II. von der Pfalz]; der Kaiser hat Verstärkung bekommen. Hat sich bei [Johannes] Haab über Blarers Frage nach Erbfällen erkundigt; ein Erbanspruch ist grundsätzlich dort geltend zu machen, wo das Erbe anfällt. [Jakob] Locher von Frauenfeld hat mehrere Kinder ins Kloster gebracht, darunter eine Tochter [Dorothea?] in Kalchrain, die einen Priester [Hans Kopf?] heiratete; dieser forderte trotz ihres früheren Erbverzichts ihr Erbe von den Geschwistern ein und bekam bei den im Thurgau regierenden Orten Recht, wobei aber die Geschwister einen zusätzlichen Betrag erhielten; Erasmus [Schmid] hat die frühere Feldbacher Nonne [Marta] Blarer geheiratet, woraufhin die Mutter sie enterbt hat, über den Fall ist noch nicht verhandelt worden; [Gregorius]Roggenmann aus Baden wurde von seinem Vater in das Kloster St. Blasien geschickt und sein Erbe dem Kloster versprochen; nach seinem Austritt wurde dies dem Kloster durch Baden wie auch durch die VIII Orte bestätigt. Die Entscheide fallen unterschiedlich aus, was zu Streit zwischen den Orten führt; zur Zeit ist es wohl besser, solche Fälle ruhen zu lassen. Hat Blarers Brief vor wenigen Stunden empfangen. Gerüchte von einem Bündnis zwischen Karl [V.]und Ferdinand gegen den Schmalkaldischen Bund; ein Beitritt von [Konstanz] zur Eidgenossenschaft wäre wünschenswert.

Fürgeliepter, insonders vertruwter herr unnd bruder, üwer schryben 3 hab ich empfangen und gemeinlich mitt h[er]Röysten 4 , was gemeiner sachen, geläsen. Sagen üch von sinetwägen und ouch minet wägen flyssigen und

1 Der Brief enthält die Antwort auf eine von Blarer gestellte Frage; s. unten Z. 64-70 mit Anm. 44.
2 Das Jahr ergibt sich zweifelsfrei aus den im Brief übermittelten Nachrichten.
3 Oben Nr. 1890.
4 Diethelm Röist.


Briefe_Vol_14_193arpa

hohen danck; dann wir sunst warlich die groß trüw, müy 5 , flyß unnd arbeit nimmermee vergällten mögend. Doch söllend ir uns in trüwen alle zyt befolhen sin etc. Min herr last üch gantz früntlich grüssen.

Gemeiner sach unsers landts halb stat es also: Uff vilfaltig warnung eeren, biderben 6 lüten und vertruwter habend min herren ein gemeinen tag allen eydgnossen uff palmarum 7 gen Baden gesetzt, dahyn verordnet h. seck[elmeister] Lavatar 8 , und habend den eydgnossen, so mitt dem könig 9 in püntnuß, fürhallten lassen die gfaar, so gemeiner eydgnoschafft daruff stadt, so sy mitt irem a uußlendigen kriegen fürfaren wöllend etc., und deßhalben sy abgemandt, wie sy nun me ob den 20 jaren sy abgemanet; deßglych hatt sy ouch Bern abgemanet, nitt mitt minderm ernst dann ouch min herren etc. Daruff sy geantwurt: "Wir erckennend üwer trü[w]b und unser gfaar, in dero wir stand. Wie söllend wir imm aber thun, insonders in der nodt? Wir habend ein vereynigung mitt dem künig alein uff schirmm sins landts; 10 dorumb hatt er uns vil guts gethon etc. Söllend wir inn jetzund in aller nodt verlassen? Das wirt gemeinen eydgnossen ein eewyg uffheben 11 sin. Und wiewol wir an den hertzogen von Meyland dheine 12 schuld tragend, müssend wir doch schwärlich verdacht sin. 13 So wir jetzund von dem könig abston in sinen nöten, were doch schantlich. Dorumb werdent wir imm namen gotts unser lib und plut zu imm setzen. Hand wir das gut angenommen, so wöllend wir das böß ouch beston etc. Wüssen[d]c ir uns aber mitt eeren daruß ze hälffen, so pitt[end]d wir üch früntlich, ir wöllindts thun. W[ir]e wend 14 alles das thun, das trüw eydgnossen thun s[öl]lend f "etc. 15

In dem sind allerley radtschlegen beschähen, ist ouch der fürsten schryben [uß]g ||360/1v. Spyr 16 (deß meldung ir ouch gethon 17 ) durch einen eignen botten 18 fürbracht. Das lut, wie ir schrybend. Es zeigt an, wie der Frantzoß sich mitt dem Türggen 19 vereinigt, wie das rych willens, das vatterland zu rätten etc., mitt ernstlicher vermanung, die eydgnossen wöllind ire knächt vom Frantzosen abmanen und imm nitt zuziehen etc., mitt ernstlicher begär einer

a Vielleicht als iren zu lesen.
b Rand beschädigt.
c-g Text an der rechten unteren Ecke beschädigt.
5 Mühe.
6 ehrbarer, rechtschaffener.
7 6. April; der Abschied datiert vom Montag nach dem Palnitag (7. April); s. EA IV/1d 364-367, Nr. 173.
8 Hans Rudolf Lavater.
9 Franz I.
10 Gemeint ist der Ewige Friede von 1516; s. oben Nr. 1879, 12 mit Anm. 7.
11 Vorwurf.
12 keine.
13 Gemeint ist wohl: Die Eidgenossen stehen ohnehin schon im Verdacht (wenn auch zu Unrecht), sie hätten die mailändischen Herzöge gegen Frankreich unterstützt.
14 wollen.
15 Vgl. zu dieser Debatte EA IV/1d 364f a.
16 Der Brief der Reichsstände an die Eidgenossen vom 2. April; s. RTA JR XV/3 1020-1023, Nr. 113 (Regest: EA IV/1d 366f, Nr. 2); zeitgenössischer Druck inklusive der Antwort der Eidgenossen: VD 16 R 745-747. ZV 17432.
17 Vgl. oben Nr. 1890, 1-12.
18 Unbekannt.
19 Sultan Suleiman I.


Briefe_Vol_14_194arpa

gschrifftlicher antwurt. Diewyl dann die botten darumb dhein empfälch 20 gehept, habend sy das schryben genommen in die abscheid, hinder sich 21 zu bringen etc., und ein andern tag gen Baden angesetzt 8. paschae 22 , mitt radtschlägen ze kummen, was man antwurten und wie man in der sach handlen wölle etc.

So wirt man hie morn 23 darumb rädt und burger halten und ouch radtschlagen. 24 Desßhalb hatt es gott gar wol gefügt (imm sye danck), das üwer schryben, kundtschafft und radt kummen noch uff hütt, das es noch hütt mag bedacht werden. Es ist von ettlichen der eydgnossen gar ernstlich angetragen, man sölle gen Spyr 13 botten von den 13 orten uff den rychßtag senden, sich da vor allen ständen ze entschuldigen 25 etc. Ist aber ettlichen. ouch minen herren, gar widerig uuß vilen ursachen. Das einmütig schryben wirt, alls ich hoff, by uns wol erhept. 26

Das aber nochmals 27 den stetten nitt geschriben, 28 kumpt dahar, das man besorgt h , man mache inen ein verdacht und unwillen by der herrschafft etc.

So söllend ir das wüssen, das min herren gar nüt thund, sich by dem keysser 29 ynzeflicken 30 ; dann man imm so wenig alls dem Frantzosen nachvragt. Was da beschicht, beschicht zu uffenthallt 31 des landts. Schrybens halb und der tittlen muß imm rächt beschähen.

Wir bittend früntlich, ir wöllind in uwerm guten willen also beharren und schriben wie bißhar. Unser pitt ist ouch, diewyl das jetzund der ander 32 ||360/2r. bott 33 ist, ir wöllind den kosten anzeigen, was der sye; wöllend wir von hertzen gern schicken; dann ich sunst nüt mitt dem botten gemachet.

Die nüwe zytung 34 von Rom 35 sind seltzam; ist neißwas 36 dran, so möcht wol ettwas spans 37 daruß kommen. Quid, si tempora redirent Honorii, ut nunc occidentale imperium prorsus dilaberetur, quod sub Honorio inclinare et laborare coepit?

h das man besorgt irrtümlich wiederholt.
20 keine Anweisung, Instruktion.
21 an die Obrigkeit.
22 20. April. - Der Abschied datiert vom Montag nach Quasimodo (21. April); s. EA IV/1d 368-373, Nr. 175.
23 morgen.
24 Das Ratsmanual weist für diesen Zeitraum eine Lücke auf.
25 rechtfertigen.
26 angenommen. - Die Antwort der Eidgenossen erfolgte am 29. April; s. RIA JR XV/3 1049-1052, Nr. 124.
27 hernach.
28 Blarer hatte geraten, an die Städte Straßburg und Konstanz zu schreiben; vgl. zuletzt oben Nr. 1882 mit Anm. 16.
29 Karl V.
30 einzuschmeicheln.
31 Erhaltung, Schutz.
32 der zweite.
33 Unbekannt.
34 Nachricht.
35 Bullinger bezieht sich auf die Nachricht vom Fund des Grabes des Kaisers Flavius Honorius und dessen Frau Maria; s. oben Nr. 1886, 46-55 mit Anm. 36. Auf einen von Bullinger wahrscheinlich mit diesem Brief übersandten Bericht, dem eine Deutung beigefügt war, reagierte Blarer am 16. April; s. unten Nr. 1893, 36f. -Zu einem weiteren, ausführlicheren Bericht Bullingers s. unten Nr. 1896, Beilage; 1899, 15f.
36 irgendetwas.
37 Streit.


Briefe_Vol_14_195arpa

Die ursach, worumb Billican 38 gefangen, möcht ich wol wüssen. Leid ists mir, das sich ein nüwer unwill zwüschen Fridrychen 39 und sinen brüdern zutragt 40 und das der bösten suw 41 die best eychlen worden ist. 42 Der keysser haft aber ein wagen an sim wagen 43 etc.

Üwer vragen halb 44 hab ich by minem herren Haben 45 empfangen bescheid. Wo das erb gefallt 46 , da muß es berächtiget 47 werden. Val[t]i es in einem ort der eydgnoschafft, so muß es darin gerächtfertigt werden, und ist dhein appellatz darvon 48 . Valt es in gemeinen herrschafften, so muß es da berächtiget werden; die appellatz gadt für die ort, die teyl und gmein an der herrschafft hand. Kamergrycht und hoffgerycht, proceß und brieff gältend nüt by uns. Man rycht noch 49 des landts bruch und der billickeit.

Zu Frowenfeld ist gesässen der lantschryber Locher 50 , hatt kind gehept, dero er ettliche in die klöster gethon, und insonders eine 51 gen Kalcheren

i Text am Rand beschädigt.
38 Theobald Billican (Gerlacher, auch Gernolt, Diepold) (ca. 1490/1495-1554) aus Billigheim (Kurpfalz, Kr. Südliche Weinstraße, Rheinland-Pfalz) studierte mit Philipp Melanchthon in Heidelberg, wo er 1513 den Magistergrad erwarb, als Lehrer der Dialektik wirkte und 1520 Propst des Artistenkollegiums wurde. Während der Heidelberger Disputation 1518 lernte er Luther kennen und begeisterte sich für dessen Lehre. Nach dem Theologiestudium wurde er 1522 Priester in Weil der Stadt (Kr. Böblingen, Baden-Württemberg), wo er durch seine kirchenkritischen Predigten auffiel. Noch im gleichen Jahr wurde er als Prediger nach Nördlingen berufen, wo er sich bis 1535 aufhielt und das Schulwesen prägte; 1525 verfasste er eine reformatorische Kirchenordnung. Bald gehörte er zum Führungskreis der Reformatoren in Süddeutschland, aber seine unbestimmte Haltung zwischen Luther, Zwingli und dem Katholizismus ließ ihn in den Hintergrund treten. 1535 übersiedelte er mit seiner Familie zum Rechtsstudium nach Heidelberg. 1544 wurde er von Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz bald nach dessen Regierungsantritt aufgrund seiner Stellung als Cancellarius von Margarete von der Lay, der Maitresse Ludwigs V., des kinderlosen Bruders von Friedrich II., zusammen mit dieser auf dem Dilsberg gefangen gesetzt und anschließend des
Landes verwiesen. Er zog nach Juli 1544 nach Marburg, wo er im Dezember 1546 zum Dr. iur. promovierte und im Mai 1548 Professor für Rhethorik wurde. -Lit.: Gerhard Simon, Humanismus und Konfession. Theobald Billican, Leben und Werk, Berlin/New York 1980. - Arbeiten zur Kirchengeschichte 47, bes. S. 180-182; Richard Newald, in: NDB II 238; Friedrich Wilhelm Bautz, in: BBKL I 589-591; und Drüll, Gelehrtenlexikon 41-43.
39 Friedrich II. der Weise, Kurfürst von der Pfalz.
40 Friedrich wurde die Kurwürde nicht von seinen Brüdern, sondern von Herzog Wilhelm IV. von Bayern streitig gemacht; s. oben Nr. 1886, 31-34 mit Anm. 26.
41 der schlechtesten Sau. - Wer damit gemeint ist, bleibt offen.
42 Vgl. Wander IV 7, Nr. 20. 27.
43 hat Verstärkung erhalten.
44 Vgl. oben Nr. 1890, 45-70.
45 Johannes Haab.
46 anfällt.
47 gerichtlich behandelt.
48 es kann keine Berufung dagegen eingelegt werden.
49 nach.
50 Wohl Jakob Locher, thurgauischer Landschreiber, ca. 1500-1532. -Lit.: Franz Locher, Geschichte der Locher von Frauenfeld, Ms., 1940 (Kantonsbibliothek Frauenfeld, Y 278), S. 52f. 99, Anm. 40; HBLS IV 698; Erich Trösch, in: HLS VIII 9.
51 Es handelt sich vermutlich um Dorothea


Briefe_Vol_14_196arpa

52 . Die hatt sich des erbs verzygen 53 , und die anderen geschwüstergid 54 sind in hyrradten daruff uußgericht 55 Mitt der . zyt hatt die zu Kalchern ein priester 56 genommen; der hatt die geschwistergid nach des allten Lochers todt umb den erbfaal angenommen 57 etc. Die sach ist kummen für die ort, die am Turgöw teyl k [hand]l ; die hand iro iren teyl ouch heymgsp([rochen]m ; doch diewyl sy uff 100 gl. in das kl[oster]n 360/2v. || gekostet, sölle der geschwisterged eins 58 ouch 100 gl. vor dannen nemmen, darnach zu glychem o teyl gan. M. Eraßmus Fabricius 59 hatt ein Blaurerin 60 , ist xin 61 zu Veldpach in dem kloster 62 ; diewyl sy ein pfaffen genommen, hatt die muter die dochter enterpt, 63 und stadt M. Eraßmus also still 64 ; weiß nitt, ob ers neißwan 65 hin bringen wirt. 66 Zu Baden imm Ergöw ist gsässen einer, genampt Roggenman, hatt sinen son 67 ins kloster zu S. Bläsy 68 gethon mitt dem geding
k teyl am Rande nachgetragen.
l-n Text an der rechten unteren Ecke beschädigt.
o Kann auch als glychen gelesen werden.
Locher, gest. 1544; s. HBBW VII 70f mit Anm. 2f; Locher, aaO, S. 89f, Anm. 6.
52 Zur Zisterzienserinnenabtei Kalchrain (Gern. Hüttwilen, Kt. Thurgau) s. Elisabeth Meyer-Marthaler, in: Helvetia Sacra III/3 740-761; Maria Marcella Kugler, in: HLS VII 47f.
53 verzichtet.
54 Geschwister.
55 ausbezahlt worden.
56 Dorothea Locher heiratete im Februar 1537 Hans Kopf (Kopf); s. HBBW VII 70f mit Anm. 2.
57 eingeklagt.
58 jedes.
59 Erasmus Schmid.
60 Marta, geb. Blarer; s. unten Anm. 63.
61 gewesen.
62 Zur Zisterzienserinnenabtei Feldbach, Gern. Steckborn, Kt. Thurgau; s. Elisabeth Meyer-Marthaler, in: Helvetia Sacra III/3 634-664; Maria Marcella Kugler, in: HLS IV 457.
63 Die ehemalige Nonne Marta Blarer (gest. 1562) war eine Tochter von Ulrich Blarer, gest. 1517 (Sohn des Georg Blarer und der Dorothea Gaisberg), einem wohlhabenden Teilhaber der Ravensburger Handelsgesellschaft. 1525 heiratete sie den Priester Erasmus Schmid, woraufhin ihre Mutter sie enterbte. Der Ehe entsprangen sechs Kinder. - Lit.: Knittel, Reformation 206-209. 339; Frieda Maria Huggenberg, Ein
Helfer Zwinglis. Zum Jubiläum von Stein am Rhein im Frühjahr 1957, in: Reformatio VI/2, 1957, S. 97-102, bes. 100.
64 wartet ab.
65 irgendwann.
66 Seit 1525 kam es im Kloster Feldbach immer wieder zu Austritten von Nonnen, die nach dem Beschluss der Tagsatzung vom Januar 1532 Anspruch auf Rückerstattung ihrer Aussteuer hatten (s. EA IV/1b 1258 bb). Vom 20. Juni 1525 liegt eine Bestätigung Schmids vor, dass seiner Frau Marta vom Kloster ein Teil ihres eingebrachten Besitzes ausgezahlt wurde; s. Knittel, Reformation 207f. Vgl. dazu auch ASchweizerRef II 459. 774. 899 (10). 1067(8); EA IV/1b 390 f (7). 495 k. 728 c. 1123 f. 1258 bb (2); EA IV/1c 341 vv. 346 zu vv.
67 Gregorius Roggenmann (Rockenmann) aus Baden, gest. 1549, ehemaliger Novize in St. Blasien, hielt sich spätestens ab 1543 in Zürich auf. Bereits 1536 soll er Albisrieden (Zürich) versehen haben (s. Zürich StA, G I 179, 20v.). Ab Fronfasten Crucis 1544 erhielt er ein Stipendium (vgl. Bullingers Stipendiatenliste in Zürich ZB, Ms Car C 44, 924, sowie die Studentenamtsrechnungen 1544-1547 in Zürich StA, G II 39. 2). 1548 wurde er Pfarrer in Otelfingen (Kt. Zürich), von wo aus er auch Würenlos (Kt. Aargau) versah. - Lit.: Pfarrerbuch 486 (hier fälschlicherweise Georg genannt).
68 Das Benediktinerkloster St. Blasien im Schwarzwald, Kr. Waldshut, Baden-Württemberg.


Briefe_Vol_14_197arpa

69 , das imm ouch volgte sins vatters 70 gut und das kloster den münch arpte 71 . Alls der vatter gestorben, ist der jung münch uußgelouffen und hatt sin erb angefallen 72 . Die von Baden habendts imm abgesprochen und dem kloster zugesprochen. Die appellatz ist für die 8 ort kummen. Ist das meer 73 worden: wol gsprochen 74 , übel appelliert 75 76 .

Uß gemelten välen mögend ir jetzund ettwas mercken, das ir begärend. Es gadt denocht nitt allwäg alls glych zu, und gipt sölichs vil spans und strusses 77 zwüschen den orten. So ich ettwas hätte, ließ ichs der zytt ruwen. Gott mitt üch und den üwern allen.

Datum fritags vor ostern umb die 3 nach mittag. Uwern hab ich empfangen umb die 8 vor mittag.

Wölte gott, es were üwer nutz und wolfart und ir werind by uns. Man sagt, es sye ein prattick 78 , ein pundt mit Carlo und Ferdinando 79 ze machen, damitt der schmalkaldisch 80 kommlich 81 uffgelöst werde. So nun ir gloubens gefrigt 82 wie wir by üwern gerächtickeiten 83 blybind, darzu üch ein grosser teyl des Durgöws 84 für eigen wurde, darinn mitt klöstern [u]nd p dem glouben und grichten ze handlen nach üwerm gfallen etc., was manglete üch? Ich hoffte, es wurde gon 85 und ir wurdints erlangen und ein eerlich 86 ort in eydgnoschafft. Lieber, betrachtendts. Non frustra haec scribo. [No]n q relegi.

[Ohne Unterschrift und Adresse.]

p klöstern [u]nd am Rande nachgetragen; Text an der linken unteren Ecke beschädigt.
q Text an der linken unteren Ecke beschädigt.
69 Bedingung, Vereinbarung.
70 Calixtus Roggenmann; s. das Schreiben des Abts von St. Blasien an Zürich vom 28. April 1543 in Zürich StA, A 198.1, Nr. 27 (vgl. auch die Instruktion der Zürcher Gesandten zur Tagsatzung von [Montag nach]Jubilate (15. bzw. 16. April) 1543 in Zürich StA, B VIII 3, 341r.).
71 beerben sollte.
72 rechtlich beansprucht.
73 der Mehrheitsbeschluss.
74 korrekt geurteilt.
75 Vgl. Wander IV 738, Nr. 48.
76 Mit dieser Angelegenheit befasste sich die eidgenössische Badener Tagsatzung vom 29. Oktober 1543; s. EA IV/1d 314 v. 317 zu v.
77 Streit.
78 Machenschaft, (heimliche) Absicht.
79 König Ferdinand I.
80 der Schmalkaldische Bund.
81 bequem.
82 mit Glaubensfreiheit versehen.
83 Rechten.
84 des Thurgaus.
85 es wäre möglich.
86 ehrenhafter.