Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2963]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
Konstanz,
23. Juli [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 567 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 642f, Nr. 1460

[1]Blarer dankt für Bullingers Schreiben [nicht erhalten], das er mit einem Brief beantwortete [Nr. 2955], dem er fünf Batzen beilegte und dem jungen Ambrosius [...] anvertraute. Hat Bullinger den Brief und das Geld erhalten? -[2]In der Angelegenheit von Hans Schöner wird man wegen der derzeitigen Turbulenzen wohl wenig erreichen können. Blarer hat seine und [Bullingers]Briefe noch nicht nach Augsburg gesandt, wird das aber tun, sobald er sicher ist, dass Hans Welser von seiner Badekur in Pfäfers zurückgekehrt ist. So Gott will, wird die Sache Schöners ein glückliches Ende nehmen. - [3] Maximilian [Seemann] sei Bullinger erneut empfohlen. -[4]Der Konstanzer Bischof Johann von Weeze, sollte lieber all seinen Ruhm für sich behalten! Etliche Eidgenossen und Konstanzer verehren dieses Untier mehr als Christus selbst! -[5]Die Gefälligkeiten der Zürcher gegenüber den Konstanzern waren fast zuviel des Guten. Doch keineswegs haben Letztere etwas daran zu bemängeln! Gott möge es den Zürchern vergelten. - [6] Der Rat von Konstanz hat Bullingers Gutachten [Nr. 2941] in der Eheangelegenheit von [Jakob Kundigmann] gebilligt und diesem die Scheidung gestattet. -[7]Beiliegend sendet Blarer den Brief Kaiser Karis V. [vom 27. Juni] und die Antwort der Eidgenossen darauf [vom 9. Juli]zurück. Es wäre schon erstaunlich, wenn Gott dem Kaiser alles unterwerfen würde! Die Eidgenossen misstrauen zu Recht den kaiserlichen Schmeicheleien. -[8] Vorgestern fielen sechs Häuser einem wütenden Feuer zum Opfer. Betroffen ist auch das Haus von Thomas Buchmann, dem Bruder des gemeinsamen Freundes Theodor Bibi lander. Blarers Haus blieb verschont. Er schreibt dies auch seiner Frau [Katharina, geb. Ryff], damit ihr die Gerüchte keine Angst machen. Bullinger möge [ihr]den beigelegten Brief nach Baden weiterleiten. -[9]Gruß, auch von Thomas Blarer und Konrad Zwick. Bitte um Gebet.

S. Tuas 2 accepi, quibus rursum per adulescentem Ambrosium 3 respondi, 4 qui 5 bazones 5 epistolae nostri insinuatos, ni fallor, reddidit. Scribes quamprimum, num eas literas cum bazonibus acceperis.

In Schönen 6 caussa quid efficere istis rerum turbis possimus, plane dubito. Ego literas nostras 7 nondum misi Augustam cum ob alias incommoditates tum vero praecipue, quod Welserus 8 etiamnum in termis, quibus Pfeffers 9 nomen est, agat. Mittam tamen quamprimum, praesertim ubi Welserum

1 Das Jahr ergibt sich aus dem Briefinhalt.
2 Nicht erhalten.
3 Der schon in Nr. 2945,15-19, und Nr. 2955,28-30, erwähnte Angestellte (vermutlich Froschauers), dessen Nachname unbekannt ist.
4 Nämlich mit seinem Brief vom 18. Juli (Nr. 2955).
5 Batzen.
6 Hans Schöner.
7 Blarer meint die Briefe, die sowohl er als auch Bullinger zugunsten von Schöner geschrieben hatten, und die Blarer nach Augsburg übermitteln wollte. Bullinger scheint also der in Nr. 2945,2-7, geäußerten Bitte Blarers nachgekommen zu sein.
8 Hans Welser. -Vgl. Nr. 2945,7f.
9 Bad Pfäfers; s. Nr. 2950, Anm. 9.


Briefe_Vol_20-338arpa

Auguste esse intellexero. Si dominus Schönero nostro faverit, nihil incommodabunt reliqua omnia. De Maximiliano 10 gratiam habeo et rursus tibi puerum commendo. Episcopus foster 11 , quas glorias efflat, sibi habeat. Non desunt neque ex vestris neque ex nostris, qui bestiam istam prae Christo adorent!

Vestrorum in nostros officiositas immodica prorsus fuit! Tantum abest, ut quicquam in ista desiderarint. 12 Dominus omnia benigne reponat. ludicium vestrum in caussa matrimonali 13 probavit foster senatus, a quo etiam maritus 14 divortium impetravit. Remitto caesaris 15 literas cum vestrorum epistola et gratiam habeo. Vehementer mirabor, si omnia dominus c[aesaris] in manus dederit. Blanda sunt scripta, sed non iniuria vos terrent vestigia, 16 etc. Incendium hic nudiustertius 17 sex domos voraci flamma absumpsit atque inter has etiam Theodori 18 nostri, insignis amici, fratris 19 edes propemodum totas exussit. Scribo hic igitur coniugi meae 20 , ne vanis rumoribus excrucietur, sed sciat nostra omnia, deo gratia, salva esse. Eas literas, rogo, ut, ubi primum licebit, Badenum mittas. 21

10 Maximilian Seemann; s. Nr. 2935, Anm. 4 und Anm. 5.
11 Johann von Weeze. - Zur Angelegenheit s. Nr. 2945,12f.
12 Angesprochen ist die in Zürich gefeierte Hochzeit von Georg Escher vom Luchs und Dorothea von Menlishofen. Blarer berichtete Bullinger, dass einige Konstanzer in Verlegenheit gerieten, weil sie nicht wussten, wie sie sich für die erwiesenen Wohltaten revanchieren könnten; s. Nr. 2936,3f, und Nr. 2945,22-24.
13 Siehe dazu die Briefe Nr. 2938 und Nr. 2940, wie auch Bullingers Antwort darauf (Nr. 2941).
14 Jakob Kundigmann.
15 Karl V. - Zu dessen Brief an die Eidgenossenschaft vom 27. Juni s. Nr. 2958, Anm. 7. Zu der Beantwortung dieses Briefes durch die Eidgenossen am 9. Juli s. Nr. 2954, Anm. 11. -Von beiden Briefen ist eine von Bullinger auf vier Blättern angefertigte Abschrift in Zürich ZB, Ms A 43, 379-381, erhalten, die wohl (wie es die Falten und die Wachsspuren dieser Abschrift nahelegen) an den einen oder anderen Korrespondenten mit der Bitte um Rücksendung versandt wurde; vgl. z.B. Nr. 2964, Anm. 2.
16 Zu verstehen: nicht zu Unrecht werdet ihr durch den Schaden anderer furchtsam; vgl. Horaz, Epistulae, 1, 1, 74.
17 Am 21. Juli also. - Vier der abgebrannten Häuser sind namentlich bekannt: das Haus "Zum guldin Bracken" (Wessenbergstraße Nr. 29), das Haus "Zum hintern Bracklin" und der "Ballen" an der westlichen Seite der Wessenbergstraße sowie das Haus, das an den "blauen Hut" angrenzte; s. Johann Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, Konstanz 1860, S. 275 (dort heißt die Wessenbergstraße noch Plattengasse). Der Brand entfachte sich also an der Ecke, wo die Wessenbergstraße in den Platz vor der Stephanskirche mündet; s. die Karte in: Konstanzer Häuserbuch. Festschrift zur Jahrhundertfeier der Vereinigung der Stadt Konstanz mit dem Hause Baden, Bd. 2/1: Geschichtliche Ortsbeschreibung, bearb. y. Konrad Beyerle und Anton Maurer, Heidelberg 1908 (Beilage). - Weitere Einzelheiten zum Brand finden sich in Nr. 2968,25-37.
18 Theodor Bibliander.
19 Thomas Buchmann, ein Bruder von Theodor Bibliander. Er war Konstanzer Bürger; s. Egli, Analecta II 3; Bucer BW X 53f; 56 mit Anm. 13.
20 Katharina, geb. Ryff.


Briefe_Vol_20-339arpa

Bene vale, mi charissime et optime frater, nosque in Christo Jesu aeternum ama. Salveat tua domus cum omnibus fratribus et amicis. Salutant te nostri, frater 22 et C[onradus] Z[viccius]. Etiam atque etiam vale. Constantiae, 23. juli. Commenda nos domino.

T[uus] A. Bl.

[Adresse auf der Rückseite:] D. H[einricho]a . Bullingero suo. Tiguri. 23