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Autograph: Zürich StA, E II 357, 244f (ohne Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 632-634, Nr. 1449
[1] Der Ermatinger Pfarrer Georg Seemann, der [diesen Brief überbringt], hat sehr darauf
bestanden, von Blarer empfohlen zu werden. Er bittet nämlich um ein Stipendium. für seinen
Sohn Maximilian. Blarer kann diesen Wunsch nicht abschlagen, zumal der Vater seinen Sohn
schon von Kindesbeinen an Gott für den Kirchendienst versprochen hat. Sollten die Zürcher
auch Fremden ein Stipendium gewähren, möge Bullinger (dessen Einfluss groß ist) dem
Wunsch des Vaters tatkräftig entgegenkommen. Die Zürcher werden die Geldausgabe bestimmt
nicht bereuen. Blarer kennt den Jungen zwar nur vom Sehen, doch was den Vater anbetrifft,
weiß er schon seit Jahren von anderen, dass dieser sowohl durch seinen Lebenswandel als
auch seine Lehre unter die besten Pfarrer zu zählen ist. Falls ein Brief Blarers an die Zürcher
Schulherren oder an den Rat von Nutzen wäre, ist Blarer sofort dazu bereit. - [2] Marcell
Dietrich von Schankwitz hat Bullingers Zuverlässigkeit und Dienstbereitschaft sehr gelobt und
wird sich ihm immer dankbar dafür erweisen. -[3] Was die Angelegenheit von Hans Schöner
betrifft, stimmt Blarer Bullingers Vorschlag [in einem nicht erhaltenen Brief]völlig zu. Doch
reicht es bestimmt schon, wenn nur Blarer und Bullinger nach Augsburg schreiben, und zwar
am besten nicht nur an den Augsburger Rat, sondern auch an einzelne Personen, darunter
besonders an die Bürgermeister Hans Welser und Jakob Herbrot. Georg Frölich wird seine
Pflicht ohnehin tun. Wenn Bullinger einverstanden ist, soll er baldmöglichst, mit dem nächsten
Boten, seine für Augsburg bestimmten Briefe senden, damit Blarer sie den seinen hinzufügen
kann. Der Herr verleihe der Sache Erfolg, damit der betagte Schöner seinen LebensabendBriefe_Vol_20-262 arpa
angenehm verbringen darf um dann wie Simeon zu Gott sagen zu können: "jetzt scheide er im
Frieden dahin". Gruß an Schöner, dem Blarer jetzt nicht schreiben kann. -[4] Was Bullinger
über den englischen König Eduard VI. schrieb, hat man auch in Konstanz aus anderen Quellen
gehört, u.a. von Gabriel Arnold, dem Rentmeister des pfälzischen Kurfürsten Friedrich II., der
sich jetzt vermutlich in Zürich aufhält. Arnold erzählte, dass der junge König, der ja fast noch
ein Kind ist, bei seiner Krönungszeremonie, als er nur Krone und Zepter sah, wiederholt und
sehr ernst nach einer Bibel fragte, bis man sie ihm brachte. -[5] Einen ähnlichen Eifer für
Gottes Willen soll auch der neue polnische König Sigismund 11. August bekunden. In einem
gestern eingetroffenen Brief Peter Bufflers steht, wie er von dem aus Polen und Böhmen
kommenden Hans Gutteter von der eifrigen Hinwendung des jungen Königs zum Evangelium
erfahren hat, der dieses zum größten Ärger der [katholischen]Pfaffen in Litauen verkündigen
lässt. - [6] Buffler berichtet auch, dass König Ferdinand mit Husaren und bis zu 4'000
anderen Kriegsknechten neun kleine Meilen von Prag, bei Leitmeritz, liege. Ferdinand wolle
das böhmische Bündnis zerschlagen und die Anführer strafen. Die Böhmen haben große Angst.
Buffer zufolge sei deshalb ein großer Aufstand zu befürchten. -[7]Blarer hat von dem jungen
[Augustin ...?]die von Bullinger an ihn, wie auch jene an Gervasius Schuler [nicht erhalten]
und an Johannes Haller [nicht erhalten]gerichteten Schreiben empfangen. Dass der für den
wankelmütigen Claude [d'Aliod] bestimmte Brief noch nicht übermittelt werden konnte, soll
Bullinger nicht bekümmern. Es wird schon dazu kommen. Konrad Zwick dankt für Bullingers
Freundlichkeit und lässt grüßen. Die zwei Briefe an Haller und Schuler will Blarer morgen
nach Augsburg bzw. nach Memmingen weiterbefördern. -[8] In Konstanz wartet man gespannt
auf [den Bericht] über die in Baden [am 20. Juni begonnene] Tagsatzung.
- [9] Gabriel Arnold sei Bullinger besonders empfohlen, fails dieser sich noch in Zürich
befindet. Arnold hat sehr viel für die Kirche und die Frommen geleistet. Deshalb wurden er
und sein Bruder [Christoph] des Landes verwiesen. Sie verloren dabei Haus, Hab und Gut.
Ihm und seinem Bruder ist zu verdanken, dass sich die Fürsten [von Pfalz-Neuburg], Pfalzgraf
Ottheinrich und Herzog Philipp der Streitbare dem Evangelium zugewandt und sich die Landvögte
bereit erklärt haben, die Schulden und Zinsen ihrer Fürsten zu übernehmen, um das
Evangelium beibehalten zu dürfen. Arnold übte lange das Rentmeisteramt für die beiden Fürsten
aus. Hätten diese seine Ratschläge befolgt, wären sie heute nicht so bitterarm. Arnold war
[1539] zur selben Zeit wie Blarer in Augsburg, wo er alle beflügelte. Blarer hätte ihm ein
Empfehlungsschreiben mitgegeben, doch als er ihn frühmorgens kurz vor der Predigt antraf
war dieser noch nicht sicher, ob er wirklich abreisen würde. Danach aber war er schon fort.
Bullinger wird ihn natürlich auch ohne Blarers Empfehlungsschreiben christlich aufgenommen
haben. -[10]Gruß, auch an das ganze Hauswesen.
S. Efflagitavit a me magno studio, non tam per se quam etiam alios, bonus hic vir Georgius Seemannus 3 , Ermatingensis ecclesiae presbyter, quo sic tibi meo beneficio commendaretur, ut etiam ad filium suum Maximilianum 4 commendationis huius fructus vel ita rediret, ut istic in pauperum studiosorum collegium 5 reciperetur. Non potui deesse homini tam honesta petenti,
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praesertim quum sciam prorsus illum in eo esse, ut hic fihius suus ecclesiæ ministerio a teneris consecretur. 6 Quod, si istuc non contra vestrorum leges est, ut alu etiam quam vestrates ecclesiasticam hanc beneficentiam sentiant, iterum te atque iterum obsecro et obtestor, ut, si quid hic possis (poteris autem plurimum 7 ) b , conatus illos non indignos bono parente fortiter adiuves. Existimo namque haud in indignum collocari, quicquid illi officii et liberalitatis impenditur. Puer mihi non est nisi de facie idque brevi salutatione notus. Patrem iam inde a multis annis talem multorum bonorum testimonio virum esse didici, qui minime inter vulgares ecclesiarum Christi pastores, sive pietatem vitae sive sanam doctrinam spectes, numeretur. Quod, si in rem illius esse duxeris, ut vel collegii istius primariis 8 vel senatui potius vestro scribam, facile prorsus adducar, ut faciam.
Marcellus Theodorichus 9 tuam erga se fidem et officiositatem supra modum depraedicat, tibi perpetuo, ubiubi licebit, gratificaturus.
In Schönen 10 nostri caussa placet tua sententia et formula 11 , quam misisti 12 . Puto autem satis iam esse, si ipsi scribamus. Praestaret autem, ut non ad senatum 13 solum, verum etiam privatos aliquot literas daremus, praecipue ad consules Welserum 14 et Herrbrotum c15 . Nam Laetum 16 nihil dubito, quin officium facturus sit. Quod, si idem tibi videatur, age primo nuncio literas tuas mitte, ut cum meis coniunctae Augustam quamprimum mittantur. Dominus vero, in cuius manu regum et magistratuum corda sunt, 17 quod pie conamur, feliciter suo spiritu effectum aliquando nobis ostendat, quo bonus senex, quod reliquum est vitae commoditate aliqua transmittat moxque cum Simeone occinat: "Nunc dimitt[is]d servum tuum domine"18 , etc. Saluta illum meis verbis, quam potes accurate et amanter, nam respondere nunc ad literas ipsius nihil possum.
quae de Anglo 19 scribis, ab aliis etiam aliunde accepimus, e[tiam] Palatini 20 quaestor Gabriel Arnoldus 21 , qui nunc, ni fall[or, vo]biscum est, mihi
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inter cetera sancte affirmavit adules[centem] illum ac pene puerum, cum iam regno inaugurandus esset a[c coronam] et sceptrume coram videret, magna gravitate dixisse: "Sed [ubi]inter hec sunt sacra biblia?"Nec poscere desiisse, p[rius]quam illa afferrentur.
Tam simile divine legis studium de Poloniae novo et [...]te f f rege 22 ad me scribitur. Sic enim heri optimus Buflerus 23 [scripsit]: ||245 "Es ist yetz Hans Guttetter 24 ausß Poln und Behem komen, zögt [an]g , wie der jung könig 25 das wort gottes gar ernstlich hab anngen[ommen]. Und lasß das in Litten 26 , da er dann regiert, lauter und dar [p]red[igen]. Schmeckt den pfaffen gar
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ubel, dann 27 mehr dann der halb t[ail] in Lytten und Poln durch die pfaffen regiert wirt."
Item er zögt an, wie der konig 28 mitt den husären und sunst anderm kriegsvolck, byß in 4'000 stark, zu Littewirs 29 , 9 klain myl 30 [von] Prag, ligent. Und welle kurtzum die pundtnuß 31 , so die Behem [ge]macht habend, widerum zertrennen und etliche heupter strauff[en], welchs sich die Behem gar entsetzen 32 . Und zu besorgen, es möch[t] noch zu ainem grossen aufflouff 33 geraten, etc. hec Bufflerus.
Tam reddidit mihi literas tuas, Gervasio 34 et Hallero 35 inscriptas, adulescens ille 36 , a quo etiam tuum ad me epistolium accepi. De claudo illo Claudio 37 non est, ut quicquam sollicitus sis, quod literae reddi non potuerunt. Fiet enim hoc alia commoditat[e]. Consobrinus 38 officiosae humanitati tuae magnas agit g[ratias] ac plurimam tibi suis verbis salutem adscribere iubet. Duas reliquas epistolas 39 spero me cras mittere posse: alteram h Augus[tam], i alteram. i
Quid j comitia vestrorum 40 nobis allatura sint, magno desiderio e[xpectamus].
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Egregium illum virum Gabrielem Arnoldum, si istic etiamnum haeret, t[ibi], ut nullum possim diligentius, commendo, quandoquidem sunt ampl[a] eius in sanctos et ecclesiam Christi merita - propter quae etiam exulat cum fratre 41 ereptis omnibus bonis et domibus eorum fun[ditus] eversis, 42 praecipue quod autor et adiutor fuerit cum fratre, ut e[van]gelion sui principes 43 reciperent utque provinciales 44 (quo ret[ine]rent illud) k aes alienum et usuras a principibus conflatas in se [re]ciperent. Quaesturam suorum principum, d. Ottonis simul et Philippi fratrum, diu gessit, sed ita, ut, si eius consiliis acqui[evis]sent, non solum iam non tenerentur ista inopia, verum inter opulentiores principes. 45 Fuit mecum superioribus annis 46 A[ugus]tae, ubi virtutes vin mirifice vehebant 47 omnes bon[os]. Dedissem hinc istuc profecturo commendaticias ad te, ni[si] de abitu suo, mane sub concionem me conveniens, dubitasset. Deinde vero certo consilio non expectatis meis literis discessi[t] 48 48 Scio autem te, qua 1 es in sanctos observantia, illum nihilosecius in Chris[to] suscepisse.
Bene vale. Constantiae, 2. 49 calendas iuni 1547. Salveat tua domus cum omnibus, qui nos in domino diligunt.
[Ohne Unterschrift.] |
[Ohne Adresse.]50