Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[3021]

[Ambrosius Blarer]
an Bullinger
[Konstanz],
26. September 1547

Autograph: Zürich StA, E II 357, 250-252 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 656-658, Nr. 1479

I [1]Blarers Vetter Konrad Zwick erhielt von einem gut informierten Mann [...]einen Brief mit dein Rat, die Konstanzer sollten sich mit Kaiser Karl V. aussöhnen und sich diesbezüglich an Nicolas de Perrenot, Herrn von Granvelle, wenden. Dieser würde sich dafür lediglich im Namen der gutnachbarlichen Beziehungen einsetzen, ohne irgendeine Belohnung zu erwarten! Wie merkwürdig! Denn wie passt dies zu der Nachricht, die Bullinger mitgeteilt wurde? Das menschliche Herz ist wahrlich verdorben und voller Arglist! -[2] Im Brief an Zwick steht auch, dass der Kaiser und König Heinrich II. von Frankreich sich einig wären, dass der Franzose dies aber verschweige, da er viel vorsichtiger als sein Vater Franz I. sei. -[3]Zudem sei ein fünfjähriger Friedensvertrag zwischen Sultan Suleiman und dem Kaiser geschlossen worden. Man kann sich denken, wozu! -[4]Das Konzil von Trient soll fortgesetzt und umgehend neu ausgeschrieben werden. Auf Einberufung des Kaisers sollen alle Obrigkeiten zur Teilnahme verpflichtet und alle dort gefassten Beschlüsse ohne Einspruch angenommen und eingehalten werden. Ein etwaiger Widerstand soll sofort Strafmaßnahmen zur Folge haben, zumal kein Stand mehr so mächtig ist, um sich im Alleingang dagegen behaupten zu können. Bald wird wohl den Obrigkeiten die öffentliche Verkündigung des Evangeliums untersagt, und wer dagegen opponiert, wird mit seiner Hinrichtung oder Vertreibung rechnen müssen. Viele werden sich vom Evangelium abwenden, weil sie unbeständig sind. Andere glauben wiederum, dass Papst Paul III. das Konzil verhindern und es bei den in Trient und Bologna gefassten Beschlüssen belassen werde. - [5] Der armselige Schlettstädter Mönch Johannes Hoffmeister befand sich auf dem Weg nach Augsburg, um dort gegen das Evangelium zu intrigieren. In Günzburg aber erkrankte er an der Pest, und als er im Sterben lag, bekannte er in Anwesenheit eines pfalzgräflichen Sekretärs namens Joachim Sailus [richtig: Rutland], als Gelehrter der Heiligen Schrift, der die Wahrheit wohl erkannt hatte, Letztere absichtlich bekämpft zu haben. Deshalb könne er keine Barmherzigkeit von Gott erwarten und sei ewig verdammt. Georg Frölich teilte dies mit. Er meinte u.a., dass er nicht mehr mit "Fröhlich" unterschreiben dürfe, auch wenn er immer noch die gleichen Überzeugungen vertritt. Alle Berichterstatter aus Augsburg schreiben von Angst und Not! -[6] Der [gefangene] Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen bleibt dem Evangelium treu. Er wird nicht schlecht behandelt und ist bei Leonhard Stöcklin einquartiert, weicher mit Blarer befreundet ist. Stöcklin schrieb, dass der Kurfürst noch einen Hof mit etwa 40 Dienern, seine Kanzlei [u.a. Erasmus von Minckwitz] und einige Hofprediger [u.a. Christoph Hoffmann] bei sich habe. Begibt er sich aus dem Haus, soll er von 50 mit Gewehren bewaffneten Spaniern umgeben sein, die so seine Gefangenschaft zur Schau stellen. Vielleicht wird er schon während des Reichstages freigelassen. Landgraf Philipp von Hessen liegt noch in Donauwörth [gefangen]. Niemand weiß Genaueres über sein Befinden, außer dass er nicht gut behandelt wird. Über ihn gibt es viele Gerüchte. -[7]Philipp Melanchthon wurde von dem neu ernannten Kurfürsten Moritz von Sachsen wieder an die Universität Wittenberg berufen. Diese bleibt erhalten. Einige behaupten aber, er habe seinem Glauben abgeschworen: Eine pure Lüge! -[8]Bullinger wird inzwischen erfahren haben, was mit Pier Luigi Farnese, dem Sohn des Papstes, in Piacenza passiert ist. Man sagt, dass der Kaiser den derzeitigen Papst vertreiben und einen anderen nach seinem Belieben einsetzen werde. Allerdings könnte solch ein Papst noch schlimmer als der jetzige sein. -[9] Ein aus Donauwörth kommender Mann [...] berichtet gerade, dass der Landgraf guten Mutes sei. - [10] In der vergangenen Woche sandte der Augsburger Bürgermeister, Jakob Herbrot, einen Boten [...] an Blarern; dem er ein Beglaubigungsschreiben


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mitgab. Der Bote teilte mit, dass alles auf einen Angriff gegen Konstanz hindeute und der Kaiser vorhabe, Konstanz beispielhaft zu strafen. Deswegen sei den Konstanzern geraten, schnellstmöglich eine Aussöhnung mit König Ferdinand und dem Kaiser anzustreben. Dieser habe einige tausend Pferde aus den Niederlanden kommen. lassen und wolle sein Kriegsvolk auch über den Winter behalten. Aufgrund seines Friedens mit den Türken und mit Frankreich muss er sich vor keinen Unruhen im Reich fürchten, so dass er frei gegen die Stadt Konstanz und ihre Nachbarn, die Eidgenossen, vorgehen kann. Blarer hat Bullinger letztens (wie auch schon früher) in einem Brief [nicht erhalten] über die Verhandlungen der Konstanzer Obrigkeit informiert. Man bleibt aber über die Gesinnung und die Pläne des Kaisers völlig im Unklaren. -[11]Der Ausschuss der Reichsstädte auf dem Augsburger Reichstag hat das Konzil von Trient abgelehnt und, wie schon früher, vom Kaiser die Abhaltung eines freien, christlichen Konzils in Deutschland verlangt. Es ist fraglich, ob dies den Städten zugestanden wird. - [12] Wann hat denn Hans Schöner Zürich verlassen und wohin hat er sich begeben? -[13]Man bitte den unendlich barmherzigen Gott, dass er doch seine standhafte, unbezwingbare und auf festen. Felsen gegründete Kirche der Welt offenbaren möge! Derweil sollte man in den Predigten zur wahrhaften und raschen Buße aufrufen, damit Deutschland der Verwüstung entkomme! Möge die Kirche sich verbessern und die Obrigkeit eine strengere Zensur ausüben! Der Herr erbarme sich der Seinen! -[14]Bullinger sei dafür gedankt, sich so gewissenhaft bei Johannes Wolf für die jungen Konstanzer eingesetzt zu haben. Schon bald wird der junge [Josua Boschar]mit seinem jüngeren Bruder [Joseph]nach Zurich kommen. Bullinger darf Wolf versichern, dass die beiden Jungen gelehrig und keine Störenfriede sind und dass sie kein schlechtes Beispiel für die anderen Kostgänger abgeben werden. Blarer verbürgt sich dafür. Sein Verwandter, Gregor von Ulm, wird nämlich vorerst die [ihm anvertrauten Walter und Heinrich oder Achior von Ulm]nicht nach Zürich senden. Deshalb kommt es wohl gelegen, wenn Wolf nun die Brüder [Boschar] aufnimmt. Wolf sei gegrüßt! - [15] Ist Graf Georg von Württemberg noch in Zürich? - [16] Gruß. -[17] [P.S..] So viel für diesmal, denn Blarer erfuhr erst spät, dass die Briefübermittlerin [Barbara Winzürn?] nach Zürich reist. Zudem hat er derzeit sehr viel zu tun.

Es hat ain güter lieber mann 1 , und der allerlay sachen vyl wissends haben mag, her geschriben meinem l[ieben]v[etter]Z[wick]2 , es werde ratsam sein aller ding 3 , das meine herren um versünung bey kai[serlicher]m[ajesta]t 4 anhaltind by dem herrn Granvela 5 . Der werde die sachen gern zum besten fürderen und das umb kainerlay gaben oder verehrung willen, sonder allain ratione vicinorum. Das sind seine wort! Welchs unß doch zum höchsten verwundert, wie sich dise ding, so euch zugeschriben werdend, 6 und das ander, so yetz gemeldt, und vyl anders mehr zusamen rymind 7 . Es ist das menschenkind voller arger lisst; pravum est cor hominis et imperscrutabile. 8

1 Unbekannt.
2 Konrad Zwick.
3 aller ding: durchaus; s. SI XIII 497.
4 Karl V.
5 Nicolas de Perrenot, Herr von Granvelle. Er befand sich damals beim Kaiser auf dem Augsburger Reichstag; s. Nr. 2950,11; Nr. 2953,28-33; Nr. 2983,[1]. Die Konstanzer hatten sich kurz zuvor, am 24. September, brieflich an ihn gewendet; s. Nr. 3053, Anm. 3. - Zu der von Konstanz betriebenen Politik s. Nr.
3017, Anm. 35. Erst am 14. April 1548 sollte die Stadt offiziell eine Gesandtschaft nach Augsburg zum Kaiser abordnen; s. dazu Dietheim Heuschen, Reformation, Schmalkaldischer Bund und Österreich in ihrer Bedeutung für die Finanzen der Stadt Konstanz 1499-1648, Tübingen und Basel 1969, S. 168 mit Anm. 806 (mit den Namen der Gesandten).
6 Nämlich, dass der Kaiser im Sinn habe, Konstanz plötzlich zu überfallen; s. Nr. 3014,13-16.


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Diser schreibt ouch, das gewisslich und ongezweyffelt der kaiser und Frantzoß 9 treffelich und im grund wol ains seyen. Der Frantzoß aber halte seine a sachen gehaim und a gantz und gar still. Seye gar behütsam und handle vyl, gar vyl gwarsamlicher 10 , dann 11 sein vatter 12 gethon hab. Des 13 wisse er ain güten, satten grund, etc.

Es soll ouch gewiss ain funffjeriger frid zwüschen dem Turcken 14 und dem kaiser gemacht sein. Wahin 15 solichs alles diene, ist leychtlich 16 abzunemmen

Das trientisch concilium sol fürsich 17 gehn und von newem ausgeschriben werden, und dasselbig unverzogelich. 18 Will kai. mt. allen christlichen oberkaiten dahin verkunden 19 lassen. Was allda beschlossen wirt, soll on weyter wegerung 20 von mengklichem 21 angenommen und gehalten werden. Wer sich aber des widern welt 22 , da wird die execution allso bar 23 vorhanden sein, dann 24 kam stand mehr so mechtig, der sich darwider setzen dörff, diewyl die andern all wider inn sein werdend. O wie gar bald wirt es gethon sein, das kam oberkait das evangelium mehr haben oder offenlich wirt dorffen predigen lassen, und sonder 25 christen, die dabey blyben wellend, den hals darum geben oder doch verjagt und vertriben müssend werden! Es 26 schickend sich all sachen zu grosser verfolgung und grusammem blutvergiessen. Derhalb sich ouch ain grosser abfall zutragen wirt 27 by allen, die irer sach nitt ain rechten fusß gesetzt und ain güten, steyffen, velsigen grund gelegt habend. 28 Man hat aber darfür 29 , der papst 30 werde diß concilium

a-a in der Vorlage gehaim und sachen.
7 zusamen rymind: zusammenpassen; s. SI VI 902 (s.v. runen).
8 Jer 17, 9.
9 König Heinrich II.
10 vorsichtiger; s. SI XVI 827.
11 als.
12 Der am 31. März 1547 verstorbene König Franz I.
13 Dafür.
14 Sultan Suleiman I. - Zu diesem nur kurz währenden Friedensvertrag s. Nr. 2949, Anm. 16. - Siehe ferner unten Z. Wf.
15 Wozu.
16 leychtlich abzunemmen: einfach zu folgern.
17 voran.
18 Ein falsches Gerücht. - Nachdem das Konzil von Trient nach Bologna verlegt worden war (s. dazu Nr. 2908, Anm. 7), wurden noch zwei weitere Sitzungen abgehalten, nämlich die 9. Sitzung, die am 21. April 1547 anfing, und die 10., die am 2. Juni begann. Letztere tagte bis zum
22. August. Eine weitere war für den 15. September vorgesehen, doch wurde sie am 6. September 1547 auf unbestimmte Zeit vertagt. Erst unter Papst Julius III. (1550-1555) sollte die 11. Sitzung am 1. Mai 1551 in Trient wieder aufgenommen werden; s. Charles-Joseph Hefele, Histoire des Conciles d'apres des documents originaux, Bd. 1X/1: Concile de Trente, bearb. y. Pierre Richard, Paris 1930, 5. 390-397. 463; Jedin, Trient III 219ff.
19 vorladen; s. SI III 359.
20 Einsprache.
21 allen.
22 des widern welt: dem entgegenstellen wollte.
23 auf der Stelle; s. SI IV 1434.
24 denn.
25 insbesondere.
26 wenden; s. SI VIII 510.
27 Vgl. Mt 24, 4-14 par.
28 Vgl. Mt 7, 24-27 par.


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hynderen 31 , dann er welle, es solle by dem beleyben, das yetz zu Trient und darnach zil Bonony 32 beschlossen seye.

Der ellend mynck zu Schlettstetten, der Hoffmaister 33 genant, ist auch uff Augspurg gezogen, allda sein sach ze practicieren 34 wider gottes wort. Alls er aber gen Gyntzburg 35 komen, ist ine die pestilentz angstossen 36 . Und alls er yetzund sterben söllen, hat er gesagt in beysein ains pfaltzgrefischen secretaris, Joachim Sailus b37 genant: "Ich bin ain glerter doctor der hailgen schrifft. Hab die warhait wol verstanden, aber wissentlich widerfochten. Darum hab ich kam barmhertzigkait ze gewarten. Muß ewig verloren sein." Diß hat mir der Laetus 38 under anderm geschriben mitt anzögung 39 , er dörffe nitt mehr Frölich schreiben, wiewol sein hertz und gemüt 40 stande und bleybe wie allweg 41 . Es schreibt yederman angst und not von Augspurg.

Der churfürst 42 wurt gantz wol gehalten. Ist hantlich an 43 gottes wort und steyff 44 . Lygt by dem herr Lienhart Stöcklin 45 zu herberg, der mir gar ain

b Blarer hatte offensichtlich beim Entziffern dieses Namens in seiner Quelle Schwierigkeiten, da er den ersten Buchstaben s zweimal durchstrich, ohne ihn zu ersetzen, so dass man auch Rülus oder Ailus lesen könnte.
29 Man hat darfur: Man ist der Meinung; s. SI ll 883.
30 Paul III.
31 hintertreiben.
32 Bologna.
33 Der Augustiner Johannes Hoffmeister, Angehöriger des Klosters in Colmar, und nicht in Schlettstadt (Sélestat).
34 sein sach ze practicieren: zu intrigieren.
35 Günzburg. -Vgl. Nr. 3005,119-130. Zu anderen verleumderischen Berichten über Johannes Hoffmeisters Tod s. Nr. 3005, Anm. 106; Nr. 3076, Anm. 9.
36 me [= ihn] die pestilentz angstossen: wurde er von der Pest befallen.
37 Ein Sekretär namens Joachim Sailus oder Ailus (s oben Anm. b) konnte nicht ermittelt werden. Infrage kommt aber Joachim Rutland, der von 1537 bis 1542 als Schreiber an der pfalz-neuburgischen Kanzlei belegt ist und ab 1542 ebenda Kammersekretär war; s. Michael Cramer-Fürtig, Landesherr und Landstände im Fürstentum Pfalz-Neuburg. Staatsbildung und Ständeorganisation in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, München 1995, S. 74. - Rutland ist vielleicht mit dem falschen Gerücht über Hoffmeisters Tod in Verbindung zu bringen.
38 Georg Frölich. - Ein entsprechender Brief ist nicht erhalten.
39 Meldung.
40 Gesinnung. - Angesichts des Kontextes ist hier nicht Frölichs Laune, sondern dessen Geisteshaltung gemeint.
41 immer. - Die damaligen Umstände stimmten Frölich traurig.
42 Johann Friedrich I. von Sachsen.
34 hantlich an: eifrig bei; vgl. SI 111405.
44 beständig; s. SI X 1426f.
45 Leonhard (Lienhart) Stöcklin (gest. 1548) war Inhaber einer Handelsfirma und gehörte zu den reichen Bürgern Augsburgs. Er unterhielt Faktoreien in Breslau, Nürnberg und Venedig, die auf den Handel mit Luxuswaren spezialisiert waren. Ab 1541 wohnte Stöcklin in einem stattlichen Haus an der Schongauer Gasse, das sich neben dem Welserhaus in der heutigen Maximilianstraße befand; s. Mark Häberlein, Leonhard Stöcklin und der Augsburger Warenhandel um 1550, in: Scripta mercaturae 26, 1992, S. 1-22; Richard Klier, Zur Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Nürnberg und Posen im 15. und 16. Jahrhundert, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 37, 1974, S. 194; Augsburger Eliten 818-822, Nr. 1275.


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gunstiger, lieber herr und freund 46 ist. Schreibt, das er noch furstlich hoff hallt und byß in 40 personen der seinen lieben diener bey im habe, sampt seiner kantzley. 47 Wann er aber ausgang, so gangind allweg bys in 50 Spanyer mitt handtroren 48 vor und nach, sein fengknusß anzezögen 49 , wiewol man achtet, er werde siner fencknusß diß reychstags ledig 50 . Er hat noch seine prediger. 51 Die predigend im an der herberg, etc. Der landtgrauff 52 istc noch zu Tonawerd 53 . Hört nieman kam rechten grund 54 , wie es im gang 55 , dann 56 das er litt wol sölle gehalten werden. 57 Vyl und mancherlay wirt seinen halb aussgeben 58 .

Philipp 59 ist wider zu Wittenberg von dem newen 60 churfursten hertzog Mauritzen bestellt. 61 Und bleypt die schul 62 in allem wesen wie vor, wiewol ettlich von im ausgebend, er habe recantiert, etc. 63 Sind aber fabl[en]d .

||251 Wie es zu Blesentz 64 des papsts sun 65 ergangen, mögt ir nunmehr wol wissen. Es sind wunderbarliche ding. Man wills entlieh 66 darfür haben, der kaiser gedenck, disen papst abzetreyben und amen anderen seines gefallens inzusetzen, der aber nia wenig, ja vyllicht vyl mehr dann der yetzig schedlich 67 sein möchte.

Vom landtgrauffen sagt yetzund amer 68 (kompt von Thonouwerd) e , er seye gantz frölich und lichtsynnig 69 . Könne nichts an im spüren, das er etwas traurig und unmütig 70 seye.

c Fehlt in der Vorlage. -
d Textverlust anz unteren Blattrand. -
e Dieses und die beiden folgenden Klammerpaare ergänzt.
46 Blarer könnte Stöcklin kennengelernt haben, als er von Ende Juni bis Anfang Dezember 1539 in Augsburg gewirkt hatte; s. Presse!, Blarer 445; HBBW IX 174, Anm. 1.
47 Die Haftbedingungen des Kurfürsten waren damals noch milde. Bei ihm befanden sich sein Kanzler Erasmus von Minckwitz, sein Hofprediger Christoph Hoffmann und eine stattliche Anzahl von Dienern; s. Roth, Augsburg IV 78f.
48 Gewehren.
49 sein fengknusß anzezögen: um seine Gefangenschaft zur Schau zu stellen; s. SI XVII 379.
50 befreit. - Schon ab 1547 gab es etliche Versuche, eine Freilassung des Kurfürsten zu erwirken. Er und seine Söhne korrespondierten deswegen mit verschiedenen Fürsten; s. Mentz III 312f.
51 Siehe oben Anm. 47.
52 Philipp von Hessen.
53 Donauwörth.
54 begründete Mitteilung.
55
56 außer.
57 Vgl. Nr. 2978, Anm. 90; Nr. 2984,53f.
58 gerüchtweise behauptet; s. SI II 84.
59 Philipp Melanchthon. - Er war seit dem 19. August wieder in Wittenberg; s. MBW-Reg X (Itinerarium) 581.
60 Moritz von Sachsen war erst seit Juni Kurfürst; s. Nr. 2920, Anm. 17.
61 Vgl. das Schreiben von Kurfürst Moritz an Fürst Georg von Anhalt, Melanchthon und andere, in: MBW-T XVII 67-70, Nr. 4814 (auch in: Moritz von Sachsen PK III 490f, Nr. 698); Scheible, Wittenberg 262- 274.
62 Die Universität Wittenberg.
63 Vgl. Roth, Augsburg IV 51 und Anm. 32.
64 Piacenza.
65 Pier Luigi Farnese; s. Nr. 2964, Anm. 5.
66 gänzlich.
67 für die Protestanten. -Vgl. Nr. 3017,40f; Nr. 3020, Anm. e; Nr. 3035,14f.
68 Unbekannt.
69 guten Mutes.
70 bekümmert; s. Fischer VIIi 204f.


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Diß nechst wochen 71 hat der f Herbrot, burgermaister f , amen 72 by mir gehapt mitt ainem credentzbrieff 73 , das ich ime 74 glouben solle, was er mitt mir reden werd und mir durch inn anzögen lassen: Er 75 könne, usß allem, das er seche, höre und erfaren möge, litt anderst gedencken noch vermuten (er höre auch von ettlichen fürnemen leuten ausß vertrauwen), das der kaiser willens, unß ze uberziechen 76 und zu ainem sölchen exempel ze stellen, daran sich vyl ander stossen 77 söllen. Derhalb er auch ernstlich rath, man welle furderlich 78 , on allen verzug dahin trachten, wie man mitt dem kaiser und k[onig] F[erdinand] usgesündt werde. Der kaiser hab yetz ettlich tausend frischer pferd usß dem Niderland beschickt 79 . So welle er das kriegsvolck wynteren 80 und behalten. Diewyl er dann mitt Turcken 81 und Franckrich rich 82 fride habe, und kam unru mehr im reych zu besorgen, seye anders nitt dran, dann das 83 er gegen unß und unsern nachpurn 84 etwas furnemen. Wiewol nun meine herren 85 in handlung stehnd (wie ir wisst und ich euch nechermal 86 anzögt hab und davor 87 ), noch danecht 88 waist nieman, wie man es gegen unß maint und was man fürnemmen möchte.

Der ausschutz 89 der stett zu Augspurg wegert sich des conciliums zu Trient. Begert, das der kaiser ain frey christelich concilium in teutscher nation, wie allweg begert worden, ansetze. Nitt waist man, ob sy es erhalten werden oder nitt.

f-f In Geheimschrift; s. dazu Nr. 2945, Anm. b-b.
71 Die Woche vom 18. bis 24. September.
72 Unbekannt.
73 Beglaubigungsschreiben; s. Fischer IV 723 (Bezug auf diese Stelle).
74 dem an Blarer gesandten Boten.
75 D.h. Herbrot.
76 ze uberziechen: anzugreifen. - Siehe dazu die Verweise in Nr. 3017, Anm. 33, und Nr. 3018,[3]f.
77 sich stossen: eine Lehre daraus ziehen; s. SI XI 1611.
78 rasch.
79 kommen lassen; s. SI VIII 523. - Siehe dazu Nr. 3023, Anm. 18.
80 über den Winter erhalten.
81 Vgl. oben Z. 15-17.
82 Zu Gerüchten über ein Bündnis des Kaisers mit König Heinrich II. von Frankreich s. Nr. 2995,24f; Nr. 3001,23-25.
83 seye anders nitt dran, dann das: sei nichts anderes zu erwarten, als dass.
84 Gemeint sind die Eidgenossen. - Vgl. oben Anm. 76.
85 Gemeint ist der Konstanzer Rat. - Vgl. Nr. 3017, Anm. 35.
86 zuletzt. -Ein entsprechender Brief ist nur belegt; s. unten Anm. 94.
87 Vgl. Nr. 2955, Anm. 12; Nr. 2960,33-37; Nr. 2968,4-9; Nr. 2981,13-18.
88 noch danecht: dennoch.
89 Ausschuss. - Die damaligen Beratungen des Ausschusses der Reichsstädte (s. dazu z.B. RTA-JR XVIII/1 820f, Nr. 63) führten zur Ausarbeitung einer schriftlichen Replik des Städterates vom 15. Oktober 1547 (gedruckt in: RTA-JR XVIII/1 I 288-296, Nr. 53) als Antwort auf die Proposition des Kaisers (zu dieser s. Nr. 3005,8-46 mit Anm. 20). In der Replik wurden Bitten betreffend ein , ,gemeines, freies und christliches Konzil" zum Zweck einer "christlichen Reformation und Vergleichung" formuliert (s. RTA-JR XVIII/1, S. 291-293).


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Ich weht gern vernemmen, wa 90 der gut Hans Schöner 91 hin were und wann er von euch hinweg gezogen.

Precemur dominum, pulsemus g sancta pertinacia aures inexhaustae ipsius misericordiae, ut ecclesiam suam toti mundo commonstret, quod super se sit aedificata firmissima nimirum et inexpugnabili petra. 92 Urgeamus veram et tempestivam nostrorum paenitentiam, qua sine mox horrendam Germanic desolationem et vastitatem 93 videbimus! Reformetur in dignam se faciem ecclesia Christi! Permoveatur magistratus ad severiorem censuram! Ah, quid aliud extra illa quam certissimum exitium expectabimus? Dominus nos respiciat!

||252 Quod tanta fide et diligentia cum Wolphio 94 vestro egisti, gratiam habeo multo maximam. Aderit istic propediem adulescens 95 cum germano fratre iuniore natu 96 . Tu Wolphium de utriusque ingenii tractabilitate securum esse iube. Ego illi sponsor fuero. Nihil prorsus hos turbaturos. Gregorius ab Ulmis, affinis meus 97 , ob certas caussas nondum mittet suos 98 . Quare puto Wolphio non incommodum fore, si duos hosce 99 fratres recipiat, a

g In der Vorlage pulsamus.
90 wo.
91 Wann Schöner Zürich verlassen und wohin er sich begeben hatte, ist unbekannt. - Siehe schon HBBW XVII 307, Anm. 3.
92 Vgl. Eph 2, 20, und Mt 16, 18.
93 Vgl. Dan 9, 26.
93 Der in Zürich an der Predigerkirche tätige Pfarrer Johannes Wolf. - Blarer wird Bullinger in einem nicht mehr erhaltenen Brief gebeten haben, für die weiter unten erwähnten jungen Konstanzer eine Pension bei Wolf zu finden.
95 Der Waisenjunge (s. Blarer BW II 423, Nr. 1261) Josua Boschar(t) aus Konstanz. - Seine Identität geht aus Nr. 3040,84- 96, und Blarer BW II 695, Nr. 1521, zweifelsfrei hervor. Zuvor hatte er in Straßburg - zuletzt in Begleitung seines jüngeren Bruders Joseph (vgl. Blarer BW II 487. Nr. 1326) - sehr erfolgreich studiert; s. aaO, S. 635, Nr. 1451. Josuas Straßburger Aufenthalt ist ab Juni 1540 in den noch erhaltenen Abrechnungen des Straßburger Collegiums für die Jahre 1540-1543 mehrfach belegt: Straßburg, Archives de la Ville et de la Communauté Urbaine, 2AST 42 XIV, f. 13r. 17r. 21r. 34r. 38r. 42r. (1540/41); 46r. 61v. (1541/42); 63v. (1543). Joseph Boschar ist im Dezember 1542 ebenfalls dort nachgewiesen; s. aaO, f. 64. 66r. Die Brüder Boschar werden wohl auch mit
dem von Westphal falsch entzifferten Studenten "Israel Bosslerus" und "Josephus Bossler" identisch sein, die er als Studierende in Straßburg zwischen 1545 und 1547 (im Falle Josuas) und merkwürdigerweise 1548 (im Falle Josephs) auflistet; s. Werner Westphal, Elèves et étudiants de la Haute-Ecole et de l'Académie de Strasbourg entre 1534 et 1621, Straßburg [ca. 1988 (Typoskript), S. 71. Siehe ferner Johannes Ficker, Erste Lehrund Lernbücher des höheren Unterrichts in Strassburg (1534-1542), in: Heinrich Wallau dem Meister, Mainz 1912, 5. 46. 49f. - Josua ist vermutlich identisch mit dem an der Universität Tübingen immatrikulierten "Josua Boschar Constantiensis", der sich am 22. August 1549 immatrikulierte und am 19. April 1553 zum Dr. med. promovierte (s. M-Tübingen I 343, Nr. 49 und Anm. 49). Von 1563 bis 1569 war er Hofarzt des Herzogs Christoph von Württemberg und nahm 1566 am Augsburger Reichstag teil; s. Pfeilsticker I 342.
96 Joseph Boschar; s. oben Anm. 95. - Der jüngere Bruder galt als weniger begabt ais Josua (s. Nr. 3040,92-94), so dass er vermutlich einem Handwerk nachging.
97 Blarers Schwester Barbara war mit Heinrich von Ulm, dem Bruder des hier erwähnten Gregor von Ulm, verheiratet gewesen.


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quorum moribus nihil plane caeteris suis discipulis metuet. Salutabis mihi optimum virum valde quam officiose.

Fac sciam, num comes Georgius a Wirtemperg isthic etiamnum hereat 100.

Bene vale, mi charissime et optime frater. 26. septembris 1547.

[Ohne Unterschrift.]

Non licuit plura, quod sero resciverim de muliercule istius 101 ad vos profectione et multis nunc involvar negociis.

[Adresse auf der Rückseite:] Suo incomparabili amico ac fratri d. Heinricho Bullingero, sanctissimo Tigurino[rum]h antistiti ac vigilantissimo [pastori. Tiguri] 102