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Autograph: Zürich StA, E II 342, 183 (Siegelspur) Zusammenfassung: Henrich, Myconius BW 1003f, Nr. 1119
[1]Bullinger erhielt zwei Briefe von Myconius. Zum ersten Schreiben vom 6. November [Nr. 3071]gibt es nicht viel zu sagen, außer dass Myconius Bullingers Ermahnung, die allein für ihn bestimmten Mitteilungen ja nicht an Bucer oder an andere Personen in Straßburg weiterzugeben, offensichtlich schlecht aufgenommen hat. Allerdings gab es für diese Mahnung gute Gründe, die hier nicht auszuführen sind. Dass Myconius sich dadurch beleidigen ließ und daraus schloss, dass Bullinger ihn nicht für vertrauenswürdig hält, hat diesen genauso verärgert! Er würde sich wünschen, dass Myconius seine Briefe als die eines ehrlichen Freundes liest, und zwar ohne Argwohn. Wenn nicht, dann soll es zu dem von Myconius angedrohten Briefwechselabbruch kommen! Doch genug damit. - [2] Bullinger schrieb nichts über das Konzil, weil er dazu nicht mehr als Myconius weiß: Es wurde beschlossen, es in Trient fortzusetzen. Die Erzbischöfe, die Bischöfe, die Kardinäle und die "geliebten Söhne"Papst Pauls III. sollen ihm vorstehen. Die Evangelischen wurden aufgefordert, ihr Anliegen vorzubringen. Einstweilen sollen sie versprechen, sich an die Beschlüsse des Konzils zu halten. Was soll man dazu noch sagen? Die Klugen werden mit einem solchen Konzil nichts anfangen können. Wenn aber naive oder schlechte [Behörden] die damit verbundene List nicht wahrnehmen und ihre evangelischen [Pfarrer und Theologen] auf das Konzil abordnen, mögen Letztere dann das tun, was Gott und die Situation ihnen gebietet. Der Herr wird seine Sache bestimmt nicht im Stich lassen! -[3] Der zweite Brief vom 19. November [Nr. 3079]traf am 22. November ein. Bullinger hat Myconius' Angaben zu Ludwig Lavater dessen Vater Hans Rudolf mitgeteilt. Hätte Ludwig auf den Rat des Vaters und Bullingers gehört, wäre er zu Hause geblieben! -[4]Die getriebenen [Kaiserlichen] sollen nur kommen! Sie sind ja auch nur Menschen, und Gott wird entscheiden, wer siegt. Wichtig ist, das Volk zur Besserung und zum Gebet anzuhalten. Wenn der Herr es will, wird man die Feinde niedermähen, auch wenn diese unzählig wären! Will aber Gott nicht helfen, sondern strafen, muss man nicht nach den Gründen fragen, sondern ihn inständig um Gnade und Geduld bitten, um christlich und getrost unter seinem Kreuz bis in den Tod ausharren zu können. Bullinger glaubt jedoch, dass Gott sich der Eidgenossen erbarmen und sie nicht verlassen wird, weil sie keinen Grund für einen Angriff gegeben haben. Lässt man sie nicht in Ruhe, mögen Gott und ein gutes Kriegsbeil weiterhelfen! Die Angreifer werden die Eidgenossen nicht so leicht aus ihrer Heimat vertreiben können, zumal sie es mit viel entschlosseneren Menschen, als sie es sind, zu tun bekämen, und es zu einem heftigen Kampf kommen würde. Gott gewähre seinen Beistand! -[5]Myconius soll die Beilagen mit dem nächsten Boten zurücksenden. Grüße, besonders an Huldrvch Zwingli d.J. und Johannes Gast.
S. D. Binas a te recepi, doctissime mi Myconi. Priores datae erant 6. novembris, 1 in quibus nihil est, ad quod magnopere oporteat respondere, nisi quod intelligo iniquius a te acceptam meam admonitionem, ne quid earum rerum, quarum te solum volo conscium, aliis Argentinensibus, praecipue Bucero, communices. 2 Huius meae admonitionis multas possem recensere
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causas, sed transeo. Colligis ex mea admonitione me fortassis te male fidei hominem censere! Ego vero hanc tuam interpretationem et animi commotionem praeter caussam admissam non minus indigne fero quam tu meam illam admonitionem aut postulationem nec iniquam, nec tale quidpiam continentem, quale tu colligis. Cupio ergo mea utpote synceri amici scripta maiori tranquillitate animi et firmiore erga me fiducia legas, quam illa mea legeris. Alioqui enim satius esset eam, quam mihi obiectas, conditionem recipere: "Mallem silentium tuum", ais, "quam malam de me suspitionem"; 3 nam hoc ipsum et tibi dicere possem. Sed de his nihil amplius.
De consilio 4 ideo nihil ad te scripsi, quod sciam te non ignorare ea, quae ego scio. Instruitur iam Tridenti consilium. Praesidebunt archepiscopi, episcopi, cardinales et dilecti papae 5 filii abbates. Vocabuntur et evangelici, ut caussam suam agant. 6 Interim polliceantur se staturos determinationi consilii. 7 Quid vero de his scriberem aut dicerem? Consilium tale non erit ullus apud prudentes 8 authoritatis. Si vero imprudentes et pessimi 9 nolint dolum intelligere et iubeant evangelicos abire in consilium tale, faciant illi 10 , quod deus, occasio, locus et tempus dictabit. Dominus non deerit caussae suae! Ego hic nihil sum solicitus.
Posteriores scriptas 19. novembris"11 22. eiusdem accepi. Intellexi autem, quae de Lavatero 12 recitasti recensuique eadem parenti 13 . Si ille et patri et nobis obsequtus fuisset, domi mansisset, etc. 14
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Mag es nitt anders sin, lassend die unrüwigen lüt har gan. 15 Sy sind fleisch und blut. 16 Gott gipt den sig und sterck. Da lassend uns anhallten 17 , das das volck sich bessere und trüwlich zu gott schrye. Wil uns gott hälffen, wirt sich die || v sach wol schicken. Wenn iren so vil ist alls bub und gras 18 , wöllend wir sy mitt gottes hilff nidermäyen. Wil uns gott nitt hälffen, sunder straaffen, söllend wir nitt sagen: "worumb?", sunder gnad und gedullt höuschen 19 , das wir christlich und trostlich 20 under das crütz standint und darunder erligind 21 . Ich truw aber gott, er erbarmm sich unser und verlaß uns nitt, dann wir habend dem unrüwigen volck kein ursach noch gaben. Wöltend gern zefriden sin 22 . Wellend sy uns nitt rüwig lan 23 , so hälff gott und ein gute strytax 24 ! Es wirt inen schwerr gnug werden, uns a uß unserm vatterland ze triben, von wyb und kinden. Da wirt mancher hönner 25 werden dann sy. Wirt gwüß güt streich 26 gaben. Gott kumm uns ze hilff!
Quae his inserui, 27 remitte per proximum tabellionem. Saluta fratres omnes, Zvinglium 28 inprimis, d. Gastium et caeteros. 22. novembris 1547.
Tuus H. B.
[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. Osvaldo Myconio, Basiliensis ecclesiae fidelissimo ministro, domino et fratri suo colendissimo et amando. Basel.