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Autograph: Zürich StA, E II 357a, 876 (ohne Siegelspur) a Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 676f, Nr. 1499
[1] Mit den weiterzuleitenden Briefen hat alles geklappt. Der Rentmeister [Gabriel Arnold]
und K[onrad]Z[wick]bedanken sich. -[2]Blarer gratuliert allen Eidgenossen zu der [an sieBriefe_Vol_20-700 arpa
von König Heinrich II. von Frankreich gerichteten]Einladung, Paten [seiner Tochter Claude]
zu werden. Gott gebe, dass diese Patenschaft den Eidgenossen von Vorteil sei und ihnen Glück
bringe! -[3]Die interessante und vielseitige "Eidgenössische Chronik" des Johannes Stumpf
ist außerordentlich ansprechend! Fraglich ist allerdings, ob sie auch den Innerschweizern
gefallen wird, zumal dort einiges, besonders in der Religionsangelegenheit, freimütig angesprochen
wird. Wieviel kostet denn dieses Werk in Zürich? -[4]Blarer möchte dringend von
Bullinger erfahren, ob in der Angelegenheit der Thurgauer Cousins [Hans Rutishauser und
Dorothea Diethelm] (über die Blarer bereits geschrieben und berichtet hat, dass die junge
Frau vom jungen Mann geschwängert wurde) die Zürcher Ratsherren eine Ausnahme machen
und beiden die Ehe bzw. eine kirchliche Trauung erlauben würden und, wenn ja, ob die
anderen Eidgenossen [die zusammen mit Zürich den Thurgau verwalten] dem Paar erlauben
wurden, weiterhin im Thurgau zu leben. Wenn ja, würden sich die beiden nach Zürich begeben
und bei den Zürcher Ratsherren um die Erlaubnis anhalten, damit die junge Frau nicht in
Verruf gerät. Diese jungen Leute kommen nämlich aus guten Familien. -[5] Wenn [Joachim]
Mötteli nicht angemessen bestraft wird, wird jedem klar werden, dass die in dieser Angelegenheit
eingesetzten Richter Schmiergelder von ihm erhalten haben! Dieser gottlose Mensch
konnte schon mit großen Geldbeträgen einige Menschen bestechen und rühmt sich dessen
sogar! Gott wird die Hochmütigen angemessen strafen! - [6] Am Mittwoch kamen einige
Lindauer Ratsherren nach Konstanz. Sie berichteten, dass sie ebenfalls [von Kaiser Karl V]
ein gegen Konstanz gerichtetes Mandat erhalten haben und es ihnen sehr leidtue, sich daran
halten zu ,nüssen, weil es keinen Ausweg dafür gäbe. Demnach müssen die Konstanzer nun
auch auf den Handel mit Lindau und auf [die Einkünfte aus] dem Schiffsverkehr nach Lindau
verzichten. Sie werden also immer mehr in die Enge getrieben, trotz ihres Versöhnungsantrages
[beim Kaiser], auf dessen Antwort sie täglich noch warten. Da sind wohl allerlei
Machenschaften im Gange! -[7] Es ist verbürgt, dass der Kaiser kürzlich schwer krank war,
die Ärzte nicht mehr wussten, ob er noch lebe, und deshalb eine Feder auf seinen Mund legten
[um festzustellen, ob er noch atme]. -[8]Blarer möchte gerne wissen, ob etwas Weiteres über
das, was dem Händler [Andreas] Gessner [d.Ä.] in Bezug auf Marcell Dietrich von Schankwitz
gesagt wurde, in Erfahrung gebracht werden konnte. -[9] Er muss nun die Predigt halten.
Beiliegend ein [an einen] Vertrauten [...] der Kanzlei des alten Kurfürsten Johann Friedrich
von Sachsen [gerichtetes]Schreiben, das jener zusammen mit einem von ihm verfassten und an
Blarer gerichteten Brieflein Letzterem sandte. Dort wird berichtet, dass Kurfürst Moritz vonBriefe_Vol_20-701 arpa
Sachsen aus nicht näher bekannten Gründen Augsburg verlassen hat. Man hört aber, dass die
Magdeburger vorhätten, in dessen Territorium einzufallen. Der Korrespondent berichtet ferne!;
dass Moritz dermaßen verhasst ist, dass dieser beim Reiten oder Gehen nicht aufzublicken
wagt. -[10]Bullingers Haushalt wie auch die Zürcher Ratsherren und Freunde seien gegrüßt!
Man bete von ganzem Herzen für die Konstanzer, da etwas Gefährliches gegen diese ausgeheckt
wird. -[11][In Augsburg wartet man] stündlich auf die Rückkehr des Kardinals Cristoforo
Madruzzo, Bischofs von Trient. [Die von ihm zurückgebrachte Antwort des Papstes Paul
III.] wird bestimmen, ob es zu einem Krieg zwischen Papst [und Kaiser] kommen wird oder
nicht. -[12] Gott möge sich in seinem Zorn zurückhalten! Bullinger soll die [Briefe] wieder
[zurück]senden. Blarers Leute wünschen den Zürchern alles Gute.
S. De literis, quas reddendas curasti, bene est, et gratiam habent quaestor 2 et C[onradus] Z[viccius].
Vestratibus omnibus regiam istam compaternitatem (ut vocant) valde gratulor, ac dominum omnibus votis precor, ut, quicquid id est, felix sit et faustum. 3
Chronica 4 istic excusa ob iucundissimam illam rerum varietatem et incredibile[m] b authoris diligentiam supra modum arrident. Quinquepagicis adeo placere potuiss[e] miramur nonnihil, ob quaedam liberius scripta, praesertim in religionis negocio. 5 Rogo, ut me certiorem facias, quanti istic emi possit. 6
Des ehhandels halber beger ich von euch zu vernemen, diewyl die personen im Turgöw sesshafft sind, davon ich euch geschriben habe, wie die güt tocht[er] vom gesellen, irem vetter, geschwengert seye, ob sich ewere herren zu Zürich iren annemmen und uff furpitt, etc., mitt inen dispensieren 8 und sy zusamen lass[en] oder zu kirchen gon gestatten wurden, und wann 9 es ewere herren bewilligeten[d], ob sy 10 darnach der anderen aidgnossen"
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halber im Turgöw belyben möchten. Dann 12 , wa dem allso were, wurdend sy haide hininkeren 13 und by eweren herr[en] um bewilligung anhalten, damitt sy 14 nitt allso zu schand kommen müsse. die güt tochter! Es sind zway erbare gschlecht und güt, lieb leut zu baiden seyten. Bitt euch fleyssig, mag es yenen 15 gesein, das ir michs berichtind.
Metelli 16 caussa talis est, ut ni dignas se paenas det, nemo non intellecturus sit venalia esse omnia apud hosce iudices. Fecit impius ille maximos sumptus, ut quosdam corrumperet, et successisse sibi, quod conatus est, apud nonnullos haud obscure gloriatur. Sed dominus novit reddere superbis retributionem, etc. 17
Uff mittwoch 18 sind ettlich des raths von Lyndauw hie gewesen. Habend unsern herren anzögt, wie inen auch ain mandat zukommen seye, 19 etc., ain nachpurlichs mittlyden gebärdet 20 , und das inen laid seye, das sy sölichs thain 21 müssind und sich kainswegs wissind ausszeschlöffen 22 . Allso dörffen wir den merckt und für gen Lyndauw auch litt mehr brauchen! 23 Und sticht man ye lenger ye mehr unß ze drengen und nötigen über 24 unser billich und erbar erpieten 25 , daruff man noch alltag bschaid wartet, und wir aber nichts dest weniger mittler zyt überylt 26 werden. Man argwonet allerlay practica 27 .
Es ist gewiss, das der kaiser 28 kurtzverruckter tag so gar 29 kranck gewesen, das die ärtzt selbs nitt anderst geacht, dann 30 das er tod seye, und ime die fäder uff den mund gelegt haben. 31
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Wir wolten gern wissen, was weyter erfaren were 32 und wie es stönde der red halber, damitt 33 der Gessner, kromer 34 by euch, des Marcell Dietrich halber angereddt ist worden.
Ich müsß predigen. Hapt für gut. 35 Ich schick euch ain brieff von ainem vertrauwten 36 in des alten churfursten von Sachsen 37 cantzley, der mir ouch daby in ainem ingelegten zeddtel under anderm schrei[bt], 38 das hertzog Moritz hinwegh seye auss Augspurg. 39 Die ursach wisse man nitt aigentlich 40 . Er höre aber, das die von Madenburg 41 im in das land sollind fallen, etc. Schribt daby, diser hertzog Mauritz seye so [gan]tz verhasst by mengklichem , das er, wa 43 er reyt oder gang, nitt [d]örffe die augen uffwerffen oder yemand ansechen, etc.
Salutiert ewer gesind und all gut herren und freund. Bittend [gott] hertzlich unnd mitt ernst. Es sind vyl wunderbarlicher 44 d[ing] und geschwynd 45 practiken, aber der herr waists zum b[esten ze schicken]c .
Man hat des cardinals bischoff von Trient 46 all stunde [erwartet]. Der soll den frid oder unfriden bringen zwyschen papst 47 [und kayser].
Briefe_Vol_20-704 | arpa |
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Ach, bittend gott getrulich, das er seinen zorn lenger uffhalten lundi nitt gar 48 ausschütten welle! Schickend mir die [brief wider]49 . Di[e]d [m]einen emputtend 50 euch [vy]ll l[iebs und g]u[ts ..........].
[......]e |
[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, d. et amico suo venerando longeque omnium maximo.