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Autograph: Zürich StA, E II 357, 254-256 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 663f, Nr. 1483
[]]Ani Dienstag [11. Oktober]empfing Blarer drei Briefe [nicht erhalten] von Bullinger. Am
gleichen Tag reiste Johannes Haller durch Konstanz, doch konnte Blarer diesem damals keinen
Brief mitgeben. -[2] Kurz darauf traf die Nachricht ein, dass Ravensburg aufgefordert
wird, spanische Soldaten aufzunehmen oder eine bestimmte Summe zu erlegen. Genau wie esBriefe_Vol_20-555 arpa
schon bei Hosea steht, saugen die Fremden ailes bis aufs Letzte aus. Gott helfe! -[3]Blarer
lieh die erste Abbildung [der Glarner Himmelserscheinung]jemandem [.. .], der diese ohne
Blarers Wissen weiterschickte. Es war ihm also nicht mehr möglich, sie an Vadian zu übermitteln,
als ein Bote [...] zur Verfügung stand. Dafür entschuldigte er sich bei Vadian. Bullinger
sei Dank für seinen treuen Briefverkehr und für die [neue]Abbildung. Die Vision ist, wie
Bullinger es richtig beurteilt, als Warnung Gottes aufzufassen. Gott erbarme sich der blinden
und tauben Welt! -[4]Das an Bullinger gerichtete Schreiben von Hans Schöner wird Blarer
noch heute an dessen Schwester Sabina weiterleiten, ihr dabei den Dank von Bullingers Gattin
Anna [geb. Adlischwyler]ausrichten und ein baldiges Schreiben Bullingers ankündigen. Blarer
wird ihr auch eine Abschrift des an ihn und Bullinger gerichteten Briefs der Augsburger
Obrigkeit beilegen. Möge Schöner in der kurzen Zeit, die ihm noch bleibt, in geduldiger
Erwartung des Himmelreichs sein Leid ertragen! -[5] Haller kann berichten, dass Kaiser
Karl V. gar nicht so krank ist. wie behauptet. liber die 10'000 [Todesopfer der Schlacht von
Pinkie Cleugh] war nichts Näheres zu erfahren. Die Nachrichten aus England stimmen mit
dem überein, was bei Bullinger zu lesen ist. Wenn nur das Reich Gottes anbrechen würde! Die
von Bullinger und den Konstanzern erhaltenen Nachrichten zu den Hansestädten sind auch
gleichlautend. Gott dämme die Fluten dieser schlimmen Zeitläufte ein! Zu Recht haben die
Eidgenossen vor, sich gegen den Kaiser und König Ferdinand zur Wehr zu setzen. Alles deutet
nämlich auf eine [militärische Auseinandersetzung] hin, und ohne Gottes Hilfe ist alles verloren,
denn von den untereinander zerstrittenen Deutschen ist nichts zu erwarten. -[6] Der
Bote [...]bringt soeben Bullingers letzten Brief [nicht erhalten]. Wie Blarer es schon früher
[mit Nr. 3021] schrieb, stimmen die Gerüchte über Philipp Melanchthons [Abschwörung]
nicht. Dieser hat keine bösen Absichten. Beim alten [gefangenen]Kurfürsten Johann Friedrich
I. von Sachsen konnte er niemandem von Nutzen sein. Nach Leipzig wollte er nicht. Also will
er noch in Wittenberg bleiben. Er stellte sich jedoch dem alten und dem jungen Fürsten,
Herzog Johann Friedrich II. dem Mittleren, zur Verfügung, falls es in Weimar oder anderswo
zur Gründung einer Schule käme. -[7]Bullinger wird wohl wissen, was der Gesandte König
Heinrichs II. von Frankreich [Louis Daugerant, Seigneur de Boisrigaut], bei den Eidgenossen
bewirken wollte, auch wenn er nicht nach Zürich kam. Möge Gott alle diese Monarchen dazu
bringen, Christus zu dienen! -[8] Sollte Blarer verbürgte Nachrichten erhalten, wird er sie
mitteilen. Derzeit aber werden so viele Lügen verbreitet, dass ihm die Nachrichtenübermittlung
verleidet ist. Sogar seriöse Personen lassen sich verleiten, erdichtete Fabeln zu verbreiten!
-[9]Beiliegend ein Dokument bezüglich eines Konzils. Daraus wird deutlich, dass man
davon nichts erwarten darf! Doch der Herr wird siegen. Er gebe die Geduld abzuwarten.
-[10] Wenn nur die Menschen auf Gott vertrauten, wie es auch Bullinger wünscht! Dann wäre
allen geholfen, und man könnte wie Könige oder Kaiser der Welt und ihren Fürsten trotzen.
Gott mehre unseren Glauben! -[11] Blarer hofft immer noch, dass [Konstanz dem Kaiser]
keinen unchristlichen, und [vor Gott] nicht zu verantwortenden [Frieden]zugestehen wird,
zumal man ja die grausamen Beispiele [anderer Städte]noch lebhaft vor Augen hat! Bullinger
möge ernsthaft für die Konstanzer beten. Was kann man anderes tun? -[12]Letztens übermittelte
Bullinger 4 Florin des in Burgdorf oder Aarau wirkenden Schulmeisters Kaspar Seidensticker.
Allerdings hatten Blarer und Jakob Funcklin diesem je 2 Goldkronen, also insgesamt
4, die 6 Florin entsprechen, geliehen. Der Schuldner wird dies wohl noch wissen!
Bullinger soll ihn anhalten, die restlichen 2 Florin unverzüglich zu bezahlen, und diesem
keinen Aufschub gönnen, damit noch anderen Bedürftigen geholfen werden kann. Bullinger
verzeihe die damit verbundene Belästigung, doch da Seidensticker ihm diese 4 Florin zur
Übermittlung gesandt hat, muss er nun den Rest einfordern. -[13]Gruße, auch von Thomas
Blarer und Konrad Zwick. Sebastian Schertlin und Marcell Dietrich von Schankwitz, die beide
an einem Fieber erkrankt sind, lassen ebenfalls grüßen. - [14] [P.S.:] Hier kommen die
beiden, neulich schon [in Brief Nr. 3021] erwähnten Jugendlichen [Josua und Joseph Boschar].
Sie seien Bullinger und Johannes Wolf wärmstens empfohlen! Der Ältere, Josua, wird
schon seit seiner Kindheit wegen seiner Frömmigkeit und seines Lerneifers von allen geschätzt.
Vor kurzem wurden wie üblich die in Straßburg im Collegium [praedicatorum] studierenden
Stipendiaten der vier Städte [Biberach, Isny, Konstanz und Lindau] von einemBriefe_Vol_20-556 arpa
Abgeordneten [...]jener Städte inspiziert. Sowohl den Lehrern als auch dein Schulpfleger
[Crispinus Pithopoeus] war klar, dass dein Josua im Vergleich zu allen anderen Schülern ein
außergewöhnliches Schicksal bevorsteht. Den jüngeren Bruder, Joseph, kann man keineswegs
mit dem. älteren vergleichen. Doch ist er nicht schlecht (nur weniger begabt) und zudem
umgänglich. Beide dürften Wolf keine Mühe bereiten. Sie bringen diesem etwas Geld mit, wie
Bullinger es wünschte. Möge der Herr ihre Studien zum Ruhm seines Namens und zur Erbauung
seiner Kirche befördern! -[15]Der Kaiser soll den Eidgenossen viel Geld als Geschenk
nach Luzern geschickt haben. Falls das stimmt, wird Bullinger darüber schon Bescheid wissen.
- [16] Man bete zu Gott, damit er sich uns und seiner Kirche erbarme, günstigere
Verhältnisse schenke und vor allein uns bessere; denn dann kann uns die Welt nichts mehr
antun, und ailes wird uns zum Guten gereichen.
Furgeliepter, sonders vertrauwter herr und brüder, ewer drey brieff 1 hab ich auff zinstag 2 wol empfangen und aber nichts gehapt domals, das ich euch by dem frommen, theuren Hallero 3 , der dann denselbigen tag hieher und widerum von hinnen weg geraiset, empieten köndt.
Kam doch gleych bottschafft, 4 wie man wellsch 5 volck auff die von Ravenspurg legen oder ain summa gehts darfür nemmen weht, 6 das allso alles ausgesogen und die frömbden unser krafft und sterck, wie der Oseas 7 7 sagt, fressen müssend. Gott hellf allen!
Ich hab die ersten pictur ainem 8 gelichen gehapt, der mirs on myn willen verschickt hat, das ichs Vadiano nitt schicken können, da 9 ich bottschafft 10 hett. Habs gegen im entschuldigt. 11 Bedanck mich zum hochsten ewers
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hertzlichen, christlichen zuschreibends 12 , ouch der pictur, deren best ausslegung ist, wie ir davon schreibt, 13 das uns gott bey zeyt desshalb habe warnen wellen. Er verlich gnad, das man es globe. Dann diser argen wellt wills ouch am sensu communi manglen; ist mitt offnen ougen und oren toub und blynd. 14 Gott erbarm sich ir!
Des Schöners handschrifft 15 an euch schicke ich hüt seiner schwöster 16 , damitt sy ouch etwas von mir hör. Schreib ir darby ewer lieben hausfrauwen 17 danck mitt anzögung, das ir selbs in kurtz schriben werdt. 18 Schick ir ouch ain abschrifft deren von A[ugspurg] schreiben 19 an unß baid Gott well den güten mann in seinem creutz 20 erhalten die kurtzen zeyt seines uberigen lebens mitt gedult in das ewig vatterland 21 .
Das der c[aesar]22 noch nitt so kranck, bapt ir sampt anderm von dem Hallero zu vernemmen. Der 10'000 halber 23 kan ich noch gar kam grund 24 erfaren, etc. Von Engelland laut die sag ouch mitt 25 ewerm schreiben 26 . Ach gott, das doch etwan 27 dein reych recht und mitt ernst auffgienge! 28 Der Seestett 29 halber laut unser kuntschafft ouch der ewern gleich. Der starck gott wurt disem mehr 30 auch seinen tammen und wur 31 setzen. Das ir c[aesari] und r[egi]32 trauwend 33 , wie ir schreibt, daran vernetzend ir nichts 34 . Der augenschein lehrt ye mehr und mehr, wahin es alls 35 gericht ist. Wehrt gott
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nitt, so ists alles nach menschlicher rechnung überlistet und veruntreüwet. Wir Teutschen sind all verathen und verkoufft, namlich dieweyl wir selbs an ainander all falsch und untrüw sind.
Yetzund empfach ich ewer letst schreiben 36 by unserem botten 37 . Es ist ja nichts mitt Philippo, 38 wie ich euch vor geschriben, 39 aber Philippus hat meines erachtens nitt ain böß consilium vor im 40 . Bey seinem alten churfursten 41 hett er nieman können nutz sein. 42 Zu Lypsig hat er um kam sach 43 sein wellen. Zu Wittenberg blypt er, so lang im liept 44 . Hat dem alten und jungen fürsten 45 versprochen, wa 46 sy wurden zu Wymmar oder anderschwa 47 am schul anrichten, welle er inen fur alle 48 menschen dienen, etc.
Galli 49 legatus 50 , was sein werbung anderschwa gewesen, ob er gleich 51 nitt zu euch keme, werdt ir nunmehr wol wissen. Deus illos omnes monarchas ad sui cognitionem, utque filium suum osculentur, 52 sancto suo spiritu propicius et tempestiviter permoveat!
||255 Was ich von newem gloubhafftigs yeder zeyt vernymm, soll euch gewisß und aigentlich unverhalten belyben 53 . Es ist des lügens so uber die maasß vyl, das mir schier alles schreiben zeytung halber erlaidet 54 . So gar fälend 55 auch die warhafftigen, qui, quamquam nunquam mentiuntur, mendacia tamen saepe magnifica et picturatissima scribunt.
Hiemitt empfacht ir den anlaß 56 ains conciliums halber, welchs dermassen angezettellt wirt, das der warhait halber kam gewynnens daruff ist. Aber der
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herr wirts noch alles zu seiner zeyt recht schicken und entlich mitt seiner sach obsigen. Er gebs mitt geduldt und langmütikait zu erwarten!
Es ist, wie ir schreibt, allain uff gott ze sechen. Thäten wir das, so were a unß geholffen. Ach, ach, wie herrlich, fürstlich leut und grosmechtigist künig und kaiser weren wir, köndten wir unß disem obersten herren recht vertrauwen und gelassen darstellen 57 , trutz aller wellt und iren fürsten! Wie bald solltend sy den kopff an uns zerstossen und den spieß an unß brechen 58 ! Ach, min gott, mehr 59 unß den glouben! 60
Unser halb byn ich noch ymmer getroster hoffnung, mann werde nichts unchristlichs und vor 61 aller erbarkait unveran[t]wurthichs b bewilligen, 62 dann die exempel 63 sind fryß grün 64 und grausam gnug vor augen. Will sonst etwas an unß helffen? Darum wellt unß den truwen gott mitt allem ernst bitten helffen, dann usserhalb des waiß ich nichts zu getrosten 65 in allem.
Ir bapt mir verruckter zeyt 4 fl zügeschickt 66 von dem herren Caspar Sidensticker, yetz schulmaister zu Burchtolff 57 oder Arow. Nun ist er unß aber 6 schuldig, wie ich euch vormals bericht, 68 dann wir ime 4 goldcronen gelichen habend, wie er billich 69 wol wissen sollt, und das 4 fl myntz sich nitt in cronen begriffen 70 lassend: Es gab allweg 71 myntz darzu. Ist min pitt, ir wellt inn manen, das er die uberigen 2 fl ouch zuschick 72 und sich danckbar beweyß. Im ist mehr güts von unß beschechen. Das gellt alles gehört
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halb dem Jacob Funckely: Der lych 73 2 cronen und ich zwo. Sagt er "Bald 74 im gott hulff", das er uffgezogen were 75 , wellt er unß unverzogelich 76 bezalen! Das begeren wir, das ers this. So kann man andern armen leuten auch helffen, etc. Verzicht mir, das ich euch damitt müh soll machen; dann diewyl er euch 4 fl zugeschickt hat, must ir allso um die andern zwen hinwider auch bemüt sein.
Wellt den ewern allen vyl, vyl dienst, gfitz und grütz sagen. Min lieber brüder 77 77 und vetter 78 empieten euch sampt dem S. Schärtel 79 und Marcell Dietrichen 80 , die baid quartanam 81 hefftig habend, vyl fruntlichs diensts mitt allem guten von gott. Datum 13. octobris 1547.
Tuus A. Bl. |
||256 En hic tibi adulescentes hosce nostros 82 , de quibus ad te scripsi. Eos sic tibi ac per te Wolphio nostro commendo, ut magis nequeam. Alter, cui Iosuah nomen, qui et maior natu, iam inde a puero insigniter Pius ac studiosus fuit, ac proinde mihi ac bonis omnibus charissimus. Praeterea, quum iam novissime Argentorati collegium 83 a misso in hoc ex quatuor urbibus 84 legato solito more inspiceretur ac de singulorum adulescentum 85 moribus et studiis testimonia a praeceptoribus 86 pariter et oeconomo 87 colligerentur, ad unum omnes hunc Iosuah extra communem caeterorum omnium aleam collocarunt. Dominus illi spiritum suum benignissime, quo magis atque magis
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c in pietate ac literis promoveat, propicius largiatur! Alter, quamquam nulla re fratrem aequat, tamen et ipse non malus, sed mediocriter ingeniatus et tractabilis est, ut credamus Wolphio nihil incommodaturos. Adferunt secum aliquantam pecuniam Wolphio, quemadmodum petebas 89 . Dominus studia illorum ad gloriam nominis sui et ecclesia aedificationem bene fortunet!
Es wirt her geschriben, der kaiser solle vyl kronen gen Lucern geschickt haben, die Aidgnossen damitt zu begaben 90 Ich achten aber, so etwas daran, es were euch nitt verborgen.
Precemur dominum, ut nostri et ecclesia suae misertus meliora largiatur, quam iam diu vidimus et sumus perpessi, utque inprimis nos ipsos meliores reddat. Tum enim nihil nobis pessimus iste mundus offecerit, sed omnia caedent in lucrum 91
Tuus, et totus. |
[Adresse auf der Rückseite:]Egregio valde Jesu Christi servo, d. Heinricho Bullingero, observando suo et charissimo fratri. 92