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Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek Vadiana, Ms 35, 292f (Siegelspur) a Druck: Vadian BW VI 695f Nr. 1588
[1]Johannes Haab wäre als Gesandter Lzur Taufe von Claude de France, Tochter von Heinrich
II.]geschickt worden, wenn es seine Gichterkrankung zugelassen hätte. [Sein Vertreter]
Andreas Schmid ist durchaus tüchtig und aufgrund seiner Ausbildung bei [Guillaume Du
Plessis, sieur de]Lyancourt mit der französischen Sprache bestens vertraut. -[2]Gegen Mittag
ist er heute aufgebrochen. Möge das Unternehmen glücken! Die Medaille [für Claude]
führt Schmid mit sich. Da sich die Fertigstellung der beiden Münzen [für die Taufpatinnen
Margareta, Königin von Navarra, und Antoinette de Bourbon]verzögerte, werden diese
morgen hinterhergeschickt. Bullinger hat veranlasst, dass [der St. Galler Bote Alexius]
Knoblauch die Medaille für die Königstochter zu Augen bekam. Er zeigte ihm dabei das
Wappen St. Gallens mit dem Bären und der goldenen Kette, das bei der Darstellung der
Zugewandten Orte nach dem Wappen der Fürstabtei St. Gallens an zweiter Stelle geprägt
ist und gefolgt wird von den Drei Bänden, dem Wallis, Rottweil, Mülhausen und Biel. Gern
hätten die Zürcher die Stadt St. Gallen vor der Fürstabtei platziert, jedoch fand der Stadtschreiber
[Johannes Escher vom Luchs] in alten Rechtsdokumenten hierfür keinen Beleg.
Bullinger weiß, dass Schmid der Stadt St. Gallen gewogen ist und er im Auftrag des Zürcher
Großen Rates mit den weiteren eidgenössischen Gesandten bei Heinrich II. für die Stadt und
ihre Anliegen Fürsprache halten soll. Weil übrigens auch Antronius [Abt Diethelm Blarer
von Wartensee von St. Gallen]den eitlen Wunsch eines eigenen Abgesandten hegte, wurde
beschlossen, dass gar keine Zugewandten Orte Vertreter schicken sollen. -[3]Bullinger
stimmt Vadians Meinung über die berühmten [altgläubigen]Eidgenossen [Jost von Meggen
und Amandus von Niderhofen] zu. Er selbst kennt Jost von Meggen sehr gut, da er ihn
schon einige Male bei sich empfing und mit ihm gelegentlich korrespondierte. Er ist aber
der Meinung, dass dieser leider vor allem nach Anerkennung strebt. Der Herr möge beide erleuchten.
-[4]Der gefangene Landgraf Philipp von Hessen wird von Kaiser Karl V schlecht
behandelt. Zudem verbreitete dieser vor den Ständen Lauf dem Reichstag] das Gerücht,
Philipp habe bei Giengen an der Brenz seine Verbündeten verraten und sich auf die Seite des
Kaisers schlagen wollen. Nur deswegen seien ihm seine Herrschaftsinsignien nicht genommen
worden. Indes verurteile der Kaiser solch unfürstliches Verhalten eines Geächteten. Ein
Jammer! -[5]Vom Engländer John Burcher erhielt Bullinger um Weihnachten einen Brief
L nicht erhalten], in dem er berichtete, dass ihr gemeinsamer Freund, der Engländer Richard
Hilles, am 8. [Dezember 1547] aus England [nach Straßburg]zurückgekehrt ist. Dieser lässt
Bullinger ausrichten, dass die wahre Religion in England von Tag zu Tag wächst und die
gesetzliche Verfolgung [der Protestanten], deretwegen man viele fromme Christen Lauf dem
Scheiterhaufen]verbrannte, abgeschafft wurde. Bilder, ja sogar die Kruzifixe sind aus den
Kirchen entfernt worden. Hilles will auch [zwinglisch ausgerichtete]Kirchen in Londonbriefe_vol_21-073 arpa
gesehen haben. Der papistische Bischof von Winchester [Stephen Gardiner], dieser Hochstapler,
befindet sich im Tower [richtig: Fleet-Gefängnis] von London in Gefangenschaft.
Bartholomew Traheron, der sich vor langer Zeit in Zürich der Theologie gewidmet hat und
Bullinger verehrt, ist auf Wunsch des Lordprotektors Edward Seymour, Duke of Somerset,
in das englische Parlament berufen worden. Die Schotten wurden von den Engländern
besiegt. Die Lage zwischen Eduard VI. von England und Heinrich II. von Frankreich hat
sich derart entspannt, dass alle beschlagnahmten Schiffe freigegeben wurden. Es ist auf
beständigen Frieden zu hoffen. Bernardino Ochino und Peter Martyr Vermigli wurden zur
Neuordnung der Kirche nach England berufen. Martin Bucer hört nicht auf der Straßburger
Kirche zu schaden. Jetzt versucht er gegen den Widerstand von Kaspar Hedio und Weiteren,
die Schlimmeres zu verhindern versuchen, den Kirchenbann einzuführen! -[6]Bullinger
wollte Vadian den Bericht des zuverlässigen Engländers nicht vorenthalten, obwohl Vadian
hierüber von anderen sicherlich schon besser informiert sein dürfte. -[7]In Konstanz ging
das Gerücht um, Heinrich II. habe Genua erobert. Bullinger schenkt dem keinen Glauben.
Vadian möge ihm verlässliche Informationen nicht verschweigen. -[8]Bullingers Kollegen
lassen Vadian und dessen Angehörigen grüßen.
S.D. Fuisset legationi destinatus d. Habius 1 , ni subinde esset valetudinarius et vexaretur a podagra. Vir est d. Fabritius 2 plane heroicus, aeducatus in Gallia apud d. a Leoncurt et iccirco linguae Gallice peritissimus.
Hodie demum circa horam 12. profectus est. b Utinam faustis avibus!"Fert secum alterum ex numis. 3 Cras reliqui duo submittentur. Non enim potuerunt piene absolvi hodie. Ideoque curavi, ut Knoblouchus 4 videret et in manum acciperet magnum illum reginae 5 donandum. Ostendi IIII ursum aurea torque, insignem urbis vestrae. Obtinet
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is inter sotios locum secundum. Primum obtinet abbas, secundum urbs Sangallum, tertium occupant Rheti, quartum incolae vallis Poeninae, quintum Rotvylenses, sextum Milhusiani, septimum Biennenses. Maluissemus urbem vestram primo locare loco. Sed durn archigrammateus 6 antiqua instrumenta et foedera inspiceret, invenit ubique illum observatum ordinem c : abbt und statt Sangallen. Scio autern, favere legatum urbi et reipublicae vestrae, praeterea ab amplissimo senatu d in mandatis d accepisse, ut una cum aliis legatis rempublicam vestram et negotia 7 regi 8 quam fidelissime commendet. Et, quod tibi dictum volo, ambivit Antronius 9 hune honorem, ut et ab ipso 10 acciperetur legatus. Eam vero ob rem factum est, ut e sotiis ne unus quidern urbibus et pagis sit coniunctus. Satius enim duxerunt, ex his nullurn accipere quam monachi ambitiosi cupiditatem explere, etc.
Recte scribis de clarissimis istis Helvetiae vins. 11 Novi ego d. Jodocum a Meggen peroptime. Semel enim et iterum apud me in meis aedibus Tiguri fuit. Semel et iterum ad illum scripsi et ille ad me. 12 Sed video, nulla re magis egregia illa debilitari ingenia quam studio mundi. Dominus liberet illos a malo et illuminet ipsos.
Der lantgraff soll übel vom keyser gehallten werden, 13 und vomm keyser den ständen fürtragen sin, das er, der lantgraff, sich vor Giengen 14 gen dem keyser erbotten, die sinen verpündeten ze verlassen und zu dem keyser in sin läger ze ziehen. 15 Dorumb habe er noch sin hand und pittsthet 16 . Aber des unfürstlichen erbietens hab er, der keyser, vom echter 17 nitt gewöllen, etc. Miseria!
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|| 293v. Scribit ad me circa natalem domini ornatissimus vir d. bannes Burcherus Anglus 18 in haec verba:
"Rediit ex Anglia 8. huius mensis d. Richardus Hilleus Anglus communis noster amicus. Is ad te iussit scriberem. Primum quidem e in Angliae religionem veram in diem crescere, deinde impias leges, ob quas multi vin christianissimi et securi percussi et ignibus cremati sunt, in universum esse abolitas. Sublata sunt ex templis omnia simulachra, etiam Christi crucifixi. Fatetur cum gaudio d. Richardus se Londini vidisse templa Tigurina 19 . Episcopus Vinntoniensis 20 , papista et impostor egregius, vinctus tenetur in turre Londoniensi. D. Trehernus 21 , qui apud vos Tiguri diu operam dedit theologiae, vir doctissimus et tui studiosissimus, receptus est, protectore 22 regni sic volente, in numerum primum senatus, qui appellatur Parlamentum. Scoti ab Angus vere sunt devicti. 23 Discordia inter Anglum et Gallum sic est composita, ut utrimque naves captae sint dimissae. 24 Speramus pacem integram. Nosti d. Bernhardinum Ochinum et d. Petrum Martyrem vocatos in Angliam abiisse, ut ecclesias instituant. 25 Argentinensis ecclesia mire vexatur a Bucero, cuius animus interquiescere non potest. Jam enim conatur excommunicationem nescio quam
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invehere 26 Hedio et nonnulli alii el obsistunt ne non Aphrica semper aliquid mali 27" proferat
Haec ad me verbotim 28 Angus ille 29 , vir pius et doctus quae te celare nolui quamquam putem, te illa aliis a locis iamdudum plenius percepisse
Fama fuit Constantiae 30 , Gallum 31 Caesari eripuisse Genuam, 32 Ego vanissimum esse arbitror Tue ne quid me celes earum rerum quae fide perspecta recipis aliunde Tuus Bullingerus.
Vale et me semper ama. Tiguri, 13. ianuarii 1548. Salutant te et tuos symmistae mei et fratres.
[Adresse auf f. 292r.:] Clarissimo viro d. d. loachimo Vadiano, consuli Sangallensi, domino suo semper colendo. Sangallen.