Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[623]

Martin Bucer an
Bullinger und
Leo Jud
Straßburg,
[um Ende Juli 1535]1

Ausfertigung von Johannes Lenglin a : Zürich StA, E II 348, 406r.-411v. (Siegelspur) Gedruckt b : MO X 135-147, Nr. 7117

Beantwortet zwei Briefe Bullingers und einen von Leo [Jud]gemeinsam. Sein langes Schweigen beruht nicht auf Verärgerung. [Antwort auf Nr. 562:]Der Streit um die Sakramente kann nicht ohne Gespräch, wie es einst unter der Leitung des Hl. Geistes die Bischofe und Paulus pflegten, überwunden werden. Zum Bekenntnis der Zürcher [Nr. 482]: Der springende Punkt ist, daß die Diener beim Mahl nicht nur das Brot, sondern den Leib Christi darreichen. Sonst würde für sie nicht gelten, was Paulus den Amtsträgern zuschreibt, daß sie nämlich am Heil mitwirken, obwohl dieses allein Christi Werk ist. Die Reichsstädte bekennen übereinstimmend und mit Worten der Schrift, daß der Diener, und durch ihn Christus selbst, die Gemeinschaft des Leibes Christi gibt, wobei eine natürliche Einung Christi mit dem Brot verworfen wird; Oekolampad hat die gleichlautenden Aussagen der Alten Kirche gebilligt, was allerdings Zwingli mißfiel. Ist mit Bullingers Antwort betreffend dessen Kommentare zufrieden. Weist sein scharfes Urteil über die Wittenberger als ungerecht zurück, da es auf vorgefaßten Meinungen beruht. Auch die Scholastiker dürfen nicht aufgrund von Entstehungen vorschnell verurteilt werden. Konzilien trugen einst unter christlichen Fürsten zur Aufrichtung der Kirche bei; da immer mehr Fürsten die Predigt des Evangeliums zulassen, soll man dies als Zeichen betrachten und sich auf eine den Umständen angemessene Verkündigung vorbereiten, wie dies zu Beginn [der Reformation] auch Luther getan hat. Hat ohne Argwohn der Bitte entsprochen, zum Einigungsversuch, der vom französischen König ausging, Stellung zu nehmen; in seinem

a Der vom Straßburger Pfarrer Johannes Lenglin geschriebenen Ausfertigung liegt ein Entwurf Bucers zugrunde (Straßburg Stadtarchiv, AST, Nr. 152, 23, S. 117-118. 19-36; Überschrift und zahlreiche Randbemerkungen von der Hand Konrad Huberts, S. 21-22 von der Hand Lenglins; zitiert: E). Die Ausfertigung wurde von Bucer durchgesehen und an mehreren Stellen eigenhändig ergänzt; auch der Schluß (ab Z. 382) und die Adresse sind von seiner Hand. Bucers nachträgliche Korrekturen sowie die über Orthographie und Wortumstellungen hinausgehenden Abweichungen vom Entwurf sind unten aufgeführt; unberücksichtigt bleiben die von Bucer am Entwurf vorgenommenen Änderungen und die später beigefügten Marginalien Huberts. Zu Handschrift und Biographie von Lenglin und Hubert s. Handschriftenproben des sechzehnten Jahrhunderts nach Strassburger Originalen, hg. v. Johannes Ficker und Otto Winckelmann, 2. Bd., Straßburg 1905, Tafel 67.
b Nach Bucers Entwurf. Abweichungen dieses Drucks von seiner Vorlage sind unten nicht vermerkt. Teildrucke: WA XL/1 1f (unten Z. 216-223); QGT VIII 457f, Nr. 671 (unten Z. 255-263. 329-335). Teilübersetzungen und -regesten: Köhler, ZL II 401; Ernst Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert, Gütersloh 1940 (Nachdruck: Darmstadt 1962), S. 119-121; Seidel 111-113.
1 Weil dieser Brief bereits das Edikt von Coucy vom 16. Juli 1535 voraussetzt (vgl. unten Z. 204f mit Anm. 58), ist er mit Seidel 111f ungefähr auf Ende Juli 1535 zu datieren, nicht auf Ende März (gegen MO X 135), Ende Mai/Anfang Juni (gegen QGT und Jean Rott, Bullinger und Straßburg, in: HBGesA II 272) oder kurz nach 24. Juni (gegen Köhler, ZL II 401, Anm. 2).


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Gutachten empfahl er Vorgespräche ausgewählter [Theologen], akzeptierte Äußerlichkeiten unter dem Vorbehalt der Anerkennung der Rechtfertigungslehre und gestand den Bischöfen gemäß dem Vorbild der Alten Kirche ein seelsorgerliches Aufsichtsrecht zu. Billigt trotz Mängeln auch das Gutachten von Philipp [Melanchthon] und verteidigt dieses gegen die Kritik Bullingers, den er zu brüderlicher Liebe mahnt. Obwohl ein entstellter Auszug verbreitet wird, kann dies niemanden täuschen; zwar wären die Gutachten besser unterblieben, zu den Verfolgungen in Frankreich haben sie aber keinesfalls beigetragen. Tadelt Bullingers Franzosenhaß. Antwortet auf dessen zweiten Brief: Luthers Polemik gegen die Sakramentierer im Kommentar zum Galaterbrief, einer vor drei Jahren gehaltenen Vorlesung, trifft die Zürcher nicht; provoziert von den Katholiken, von Müntzer und Karlstadt, für dessen Anhänger er Oekolampad und Zwingli hielt, hat Luther zwar seine Gegner ungeschickt behandelt, doch hat er sich um die Kirche höchst verdient gemacht, etwa durch seine Bibelübersetzung, die jener der Zürcher klar überlegen ist. Diese verurteilen die lutherische Sakramentslehre, obwohl Bucer versucht hat, ihnen die Lauterkeit der Absichten Luthers darzulegen. Weist den von Leo [Jud]gegenüber Wilhelm von Zell geäußerten Vorwurf der Unbeständigkeit zurück und bestreitet, daß in Straßburg ein zweites [Täuferreich von] Münster droht. Die Zürcher mögen Zwingli und sich selbst gegen maßlose Angriffe verteidigen, wie auch Bucer Zwinglis Erbsündenlehre verteidigt hat, dürfen aber nicht den gleichen Fehler wie ihre Gegner begehen. Wenn sie durch falsche Anschuldigungen und durch Vorbehalte in der Abendmahlslehre den verderblichen Streit zur Unzeit wieder aufleben lassen, gefährden sie den Fortgang des Evangeliums an vielen Orten und verhalten sich so, als ob Christus nur den Schweizern gehörte. Antwortet mit Verspätung auf den Brief Leo [Juds]. Rechtfertigt seine Reisen und berichtet von seinen Vermittlungsbemühungen in Augsburg, Konstanz, Kassel und Isny; in Straßburg wachten Capito und der Rat und gingen schärfer denn je gegen Sektierer vor. Ist betrübt über das Mißtrauen der Schweizer Kirchen, das durch Zusammenkünfte nach apostolischem Vorbild zu überwinden wäre. Die Verweigerung des Gesprächs, das durch schriftlichen Austausch nie zu ersetzen ist, schmerzt ihn; erinnert an den Schaden, den die Ablehnung des von Oekolampad angeregten gegenseitigen Besuchs der Synoden angerichtet hat. Dankt den Mahnern und erinnert sie daran, daß die Kirche Christi nicht auf die Eidgenossenschaft zu begrenzen ist.

Gratia et pax, observande Bullingere.

Literas tuas binas accepi, Augustae alteras 2 , alteras hic 3 . Accepi et a Leone nostro 4 . Unum vobis in domino cor et mihi vobiscum. Condonabitis igitur hoc occupationibus meis, quod unis vobis ad ternas literas respondeo idque paucis. Requiritis siquidem et ipsi brevitatem et simplicitatem.

De mora rescribendi: Hanc tribuite occupationibus et spei conveniendi, quam feceras, Bullingere 5 . Literis video, quam parum proficiamus in iis, quae nobis controvertuntur. Nec ergo vestra in monendo libertas nec studium Lutheri me vel infensum vobis reddidit vel a scribendo retardavit. Credo in Christum, in hunc et vos credere credo; diligam ergo et observem vos, necesse est.

2 Bullinger an Bucer, 28. März 1535 (oben Nr. 562), vgl. unten Z. 12-214. Zum Aufenthalt Bucers in Augsburg s. unten Z. 319-324 mit Anm. 84.
3 Dieser zweite Brief (vgl. unten Z. 215-305 mit Anm. 60) ist nicht erhalten. Bucer war Anfang Juni nach Straßburg
zurückgekehrt, vgl. Rott, Corr. de Bucer, Liste 98.
4 Leo Juds Brief an Bucer ist nicht erhalten, läßt sich aber aus dessen Antwort (unten Z. 306-380) inhaltlich erschließen.
5 Vgl. oben Nr. 517, 10-14 und Nr. 531.


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De caussa sacramentaria: Pridem videre mihi visus sum nos in hoc c absque colloquio parum profecturos. Hoc autem etsi d pollicitus sis eoque me mirifice recrearis e , nunc, quia scribis iterum te nullum eius videre usum 6 , negas. Cur enim vel tu facias vel ego a te petam, quae iudicas f inutilia? Sed mirum profecto, cum spiritus sanctus apud veteres veros episcopos et Paulum ipsum tanti fecerit eos in domino convenire et de rebus sanctis g colloqui, quod id modo idem spiritus habeat h tam noxium vel, ut dicam mitius, tam infrugiferum. Haud enim deceat vos non consulto religiosissime spiritu Christi toties orantibus, et quidem enixe, vestri copiam negare. Dominus ipse nos regat.

De vestra confessione 7 : Dum spiritualem et carnalem Christi in coena praesentiam facitis, ostenditis vos nondum videre, in quo sita sit ista controversia. Carnalem enim nemo defendit. Ita nemo exigit, ut dicamus panem esse corpus Christi 8 , utque caveatur, ne qui simpliciores venerentur signa pro rebus, omnes probant. Hoc contenditur: Cum verba ista "Accipite, comedite i , hoc est corpus" etc. [Mt 26, 26 par] sunt verba domini exhibentis, et non panem modo, sed etiam corpus suum, quod traditum est k pro nobis, et per nos ministros l haec loquitur, utitur nobis dispensatoribus mysteriorum suorum, ut credamus et fateamur in sacra coena exhiberi cum pane (signo scilicet exhibitivo) ipsum corpus domini, sicut cum aqua baptismatis exhibetur regeneratio 9 et olim per circumcisionem exhibebatur m communio foederis divini 10 , cum halitu domini spiritus sanctus 11 , cum impositione manuum benedictio domini et varia charismata 12 . Pesah erat signum rememorativum, non exhibitivum n 13 .

Si minister nihil quam signum exhibet 14 , non dispensabit mysteria dei, non erit minister spiritus et novi testamenti, non salvabit, non regenerabit. Quae omnia apostolus sacro ministerio tribuit 15 , sed sic tamen, ut simul affirmet nos nihil huius posse cogitare ex nobis tanquam ex nobis, nedum facere. Nos non sumus ministri domini, nisi cooperemur ei ad plantationem et rigationem ac o aedificationem, id est regenerationem p sanctorum 16 , || 406v. quae certe in verbis

c nos in E von späterer Hand ergänzt; in hoc von Bucer am Rande nachgetragen.
d E: etiamsi.
e E: recreaveris.
f E: tu iudicas.
g E: sacris.
h idem spiritus habeat von Bucer am Rande ergänzt bzw. korr. aus habeatur. E: habeatur.
i E: manducate.
k est von Bucer eingefügt, fehlt in E.
l ministros von Bucer eingefügt, fehlt in E.
m exhibebatur von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
n non exhibitivum von Bucer eingefügt, fehlt in E.
o-p von ac bis regenerationem von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
6 Vgl. oben Nr. 562, 32-34.
7 Bullinger hatte gegenüber Bucer nochmals das Zürcher Abendmahlsbekenntnis vom Dezember 1534 (HBBW IV, Nr. 482) erläutert; vgl. oben Nr. 562, 2-51.
8 Vgl. oben Nr. 517, 37-41 mit Anm. 17.
9 Vgl. Tit 3, 5.
10 Vgl. Gen 17. 11.
11 Vgl. Joh 20, 22.
12 Vgl. z. B. Mk 10, 16; Apg 8, 17; 19, 6; 1Tim 4, 14.
13 Bullinger hatte Ex 12, 27 als Parallele zu den Einsetzungsworten angeführt; vgl. oben Nr. 562, 13f.
14 Vgl. ebd., Z. 39f.
15 Vgl. 1Kor 4, 1; 2Kor 3, 6; Apg 28, 8; 1Kor4, 15.
16 Vgl. 1Kor 3, 6-9.


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et signis absque spiritu, absque vera communione Christi non consistit. Paulus gloriatur se fundamentum Christum in Corinthiis posuisse 17 , non verba rnodo q sacra et signa, se eos per evangelium domino genuisse 18 , non verba modo administrasse. Ex eo vero non consequitur non sola fide nos omnem salutem percipere aut salutem non esse totam unius Christi opus. Christus loquitur et agit in ministro, et fide recipitur, quod Christus per ministrum loquitur et agit, nec est minister Christi, in quo non omnia loquitur et agit Christus. Igitur paralogismus est greek greek greek greek greek 19 : "Sola fide editur Christus, ergo non beneficio ministri"20 similis huic: Sola virtute attractiva commode cibum recipimus, non ergo pascimur beneficio coci. Sed quid opus scripto disputare, quod toties expertus sum frustraneum esse?

Haec, gratia domino, concors iam est ecclesiastarum r per urbes imperii sententia et doctrina: de rebus sacris, quia animalis homo nihil intelligit, sentiendum et loquendum esse s , ut spiritus sanctus docuit nos sentire et loqui 21 . Non solum ergo sensa scripturae in his religiose cupimus tenere, sed illa etiam scripturae verbis eloqui. Dicimus itaque panem, quem frangimus, esse communionem corporis t Christi hancque ministrum dare, sed ministerialiter. Dominus cibus et cibi praebitor ipse est. Ne quid crassius simpliciores concipiant, addimus Christum nec pani uniri naturaliter nec includi in pane localiter nec fieri cibum ventris, hanc communionem Christi u rem esse novi testamenti et coelestem, sed eandem efficacem et realissimam, quia nihil hic ficti, nihil inane. Ad hunc modum satis occurrimus sive crassioribus sive etiam impiis opinionibus, quae ex veteri errore papistarum invectae sunt. Nihil involvimus, sed lingua utimur spiritus sancti, qua christianis nihil poterit fingi magis perspicuum magisve gratum. Hac usa est omnis vetus illa melior ecclesia, quam et Oecolampadius comprobavit, etsi id Zvinglius non per omnia probant, sicut illis in multis aliis v non eadem sententia fuit, quod vos, si non aliunde, ex utriusque tamen monumentis videtis. Certe Oecolampadii Dialogus 22 ad palatum Zvinglii non faciebat, id quod suis ad Sturmium literis 23 testatus est. Sed haec quoque res, quid de disputationibus utriusque statuendum sit, literis transigi non potest. Patet latius, quam vos obiter, ut scribitis 24 , aliorum scripta legentes forsan putetis.

q modo von Bucer eingefügt, fehlt in E.
r ecclesiastarum von Bucer dem Entwurf entsprechend korr. aus ecclesiarum.
s E: est.
t corporis irrtümlich wiederholt, das zweite gestrichen.
u hanc communionem Christi von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
v aliis von Bucer eingefügt, fehlt in E.
17 Vgl. 1Kor 3, 10.
18 Vgl. 1Kor 4, 15.
19 ein Fehlschluß, der auf Verkennung [des Wesens] der Widerlegung beruht (vgl. Aristoteles, Sophistici elenchi 166b, 24).
20 Vgl. oben Nr. 562, 21f. 37-41.
21 Vgl. Joh. 14, 26; 16, 13; 1Joh 2, 27.
22 Oekolampad, Quid de Eucharistia veteres ... senserint, dialogus ..., [Basel] 1530 (Oekolampad-Bibliographie 78, Nr. 164); vgl. oben Nr. 562, 35f.
23 Ein solcher Brief Zwinglis an Jakob Sturm ist nicht erhalten.
24 Vgl. oben Nr. 562, 67-74.


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||407r. De commentariis tuis 25 bene habet res. Oremus dominum, ut ubique nos suo spiritu regat et w doceat quorumlibet scriptis pie uti x .

De Wittenbergensibus 26 : Hic nihil aliud a vobis contendo, quam ut, quod damnatis illos facere vobis, vos illis ne feceritis, nempe ut incognita caussa eos non condemnetis. Nam nec ex scriptis nec ex fratrum vestri vere amantium colloquio sustinetis caussam hanc cognoscere. Si mihi nunc huius iudicii mei extrema ratio reddenda sit, aliud y tamen iudicare non possim, quam z vos non minus inique in illos quam illi in vos affectos esse et iniurios aa . Boni consulite me scribere, quod sentio et coram domino sentio. Mitioribus quidem vos verbis et non tam saepe aut tam palam illos laeditis. Sed quid possit atrocius tamen de eis dici, quam prodere eos bb veritatem Christi, impia tyrannide opprimere ecclesiam Christi et mendaciis insectari ministros Christi 27 ? Admittunt, proh dolor, illi, unde forsan vobis sit horum criminum cc occasio, at quo fortiores vobis videmini, hoc oportebat diligentius curare, ne quid praeter verum vel contra inimicissimos vobis excideret. Errare ego possum, dum existimo in utrisque esse, cur vos invicem in domino complecti debeatis. Interea tamen, dum video vos illis sententias dd adscribere, quas primi impugnarunt et hodie impugnant, et de toto ingenio eorum plus nimio halucinari, non possum non dolere vicem vestram, qui sic fugitis de his serio colloqui, nec hoc solum, sed scripta etiam illorum legitis obiter, tantum consyderando, quid in genere dicant etc. Sed domino sic visum est, ut, qui cogendis in ovile Christi ovibus eius, quae ab illo aberrarunt, sanguinem impendere debemus 28 , earum collectioni ipsi obstemus et id interim interpretemur esse simplicitatem et constantiam. Christus dominus noster exuat nos nobis et induat se 29 .

De scholasticis 30 : Non spectandum, quid Melanchthon damnant, sed quid damnari debeat. Infinita turba est vere christianorum, qui dogmatis detinentur ee scholasticorum, sed depravatis. His longe melius quidem consuluissemus, si depravationem, non dogmata, quae in se recta sunt, oppugnassemus sicque nostra omnia temperassemus, ne ulla in nobis haereret calumniae suspitio. Nunc ita tractavirnus scholasticos omnes, ut cordatis et bonis multis non contemnendum offendiculum obiecerimus, dum vident nos illos aut non legisse aut prudentes calumniari voluisse. Sed de his quoque satisfieri vobis per epistolam non potest.

w-x von et bis uti von Bucer eingefügt, fehlt in E.
y-z von aliud bis quam von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
aa affectos esse et iniurios von Bucer korr. aus: affecti estis et iniurii.
bb eos von Bucer eingefügt, fehlt in E.
cc criminum von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
dd sententias von Bucer korr. aus sententiis. In E analoge Korrektur.
ee detinentur korr. aus tenentur, dann gestrichen und richtig wiederholt.
25 Vgl. ebd., Z. 52-64.
26 Vgl. ebd., Z. 65-79.
27 Bullingers Kritik an den Wittenbergern (vgl. etwa oben Nr. 562, 691 wird hier von Bucer überspitzt zusammengefaßt.
28 Vgl. Mt 18, 12-14 par; Joh 10, 11-16; 1Petr 5, 1-4.
29 Vgl. Röm 13, 14.
30 Vgl. oben Nr. 562, 80-82.


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De concilio 31 : Olim dominus ecclesiam suam sub piis principibus, Constantino 32 et successoribus eius, sacrarum synodorum consultationibus constituit et haereticorum furores, qui antea invaluerant, repressit. Quid, si hanc et nobis dominus gratiam ||407v. faciat? Proximum est, ut omnes Germaniae principes, qui ad septemtriones sunt, evangelii praedicationem publicitus admiserint 33 , nec multum abest, ut totum regnum Daniae cedat Christierno iuniori 34 , principi pientissimo; nuper enim hostilem exercitum totum prope delevit 35 . Huic si pacem dominus dederit, omne regnum suum Christo consecrabit. Id pridem fecit Svecus 36 , sequuntur nunc Anglus 37 et Scotus 38 , non vulgaris potentiae reges. Ista si dominus maiore ex parte intra biennium confecit, quo nimirum accesserunt duo amplissima regna Angliae et Scotiae et duo primarii ducatus Pomeraniae et Wirtembergae 39 , debemus utique ampliora sperare, quam ut de regno Christi in nostris modo angulis soliciti simus. Rigatur nunc Gallia sanguine christianorum 40 , in Italia passim veritas admittitur, incipiunt hanc sentire et Hispani 41 . Quam facile iam sit deo adversarias frangere tyrannides, quotidie praedicamus. Hinc videtur mihi merito haud dedecere nos ad omnia ea parare, quibus ullo pacto possit regno Christi fieri accessio. Atqui hoc ingenium nobis dominus tribuit, ut ex notis iam ad ignota deducamur et dilucida veritate liberemur ab erroribus, ita ut factum nobis est. Lutherus

31 Vgl. ebd., Z. 83-89.
32 Kaiser Konstantin der Große.
33 Nach dem Tode des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg am 11. Juli 1535 konnten die katholisch gebliebenen Fürsten Norddeutschlands das Vordringen der Reformation nicht mehr hindern; in Brandenburg wurde sie noch 1535 eingeführt. In Straßburg wurde spätestens seit August mit dieser Entwicklung gerechnet; vgl. PC II 292.
34 Herzog Christian von Schleswig-Holstein, 1503-1559, ab 1537 als Christian III. König von Dänemark, mußte nach dem Tode seines Vaters, des dänischen Königs Friedrich I., von 1533 bis zur Eroberung Kopenhagens 1536 gegen den Widerstand mancher Städte und Grafen sowie der katholischen Bischöfe um die Krone kämpfen. Nach seiner Krönung ließ Christian, der schon früh evangelisch gesinnt und ein Vertrauter Bugenhagens war, die (lutherische) Reformation in Dänemark, Norwegen und Schleswig-Holstein einführen. Bullinger widmete ihm 1554 "De gratia dei iustificante" (HBBibl I 276) und erwähnt dies wie auch den Tod des Königs in seinem Diarium (HBD 45, 15. 26 und 62, 29; vgl.
Kurt Jakob Rüetschi, Heinrich Bullinger und Dänemark, in: Zwa XV/3-4, 1980, S. 215-237). — Lit.: Wilhelm Jensen, in: NDB III 233f.
35 Am 11. und 16. Juni 1535 hatten die Truppen Herzog Christians am Ochsenberg bei Assens auf Fünen sowie zur See entscheidende Siege errungen, vgl. Waitz, Lübeck II 236-239; PC II 283.
36 Gustav I. Wasa, König von Schweden.
37 Heinrich VIII., König von England.
38 Jakob V., König von Schottland.
39 In Pommern und Württemberg war 1534 die Reformation eingeführt worden.
40 Zu den Verfolgungen französischer Protestanten im Anschluß an die "Affaire des placards" vom Oktober 1534 vgl. Seidel 56-58. 62-64.
41 Über frühe reformatorische Ideen in diesen Ländern vgl. u. a. Manfred E. Welti, Kleine Geschichte der italienischen Reformation, Gütersloh 1985. — SVRG 193; Manuel Gutierrez Marin, Historia de la Reforma en España. Barcelona 1973; Jose C. Nieto, Juan Valdes and the Origins of the Spanish and Italian Reformation, Genf 1970. — Travaux d'Humanisme et Renaissance 108.


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profecto initio caussae non parum veritati profuit, dum publicam doctrinae Christi depravationem iis ff rationibus confutavit, quae tum potuerunt agnosci. Et haec existimo esse prudentis simplicitatis fideique constantis.

De responso nostro ad Gallos 42 : Mihi in Christo nec Gallus est nec Germanus 43 , et non licet damnare, quos non deprehenderis nunc malos esse; fuisse satis non est ad condemnationem. Rogatus sum, ut responderem, quo pacto rex operam suam conferre queat ad conciliandas ecclesias et quid ex receptis opinionibus gg possit ferri pietate illaesa. Qui rogabant, tam mali non erant, ut pro canibus vel porcis 44 haberi mihi quidem potuissent. Ignoro enim cautiones, quae nituntur suspicionibus. Circumveniri christianus non potest; sequitur enim verbum domini, et si errans ab eo declinet, dare huius poenas lucro ducit, bono quippe suo dat. Respondi igitur duo 45 : Alterum, rationem conciliandi ecclesias quaerendam esse per bonos aliquos et cordatos viros, qui primum parvo numero utrinque coëuntes de controversiis religionis dispiciant. Diserte addidi hanc commentationem praeambulam nullis posse permitti, qui sint e vulgo ecclesiasticorum huius temporis; eos adhibendos esse, qui vita probarint se vere religiosos. ||408r. Alterum, salva doctrina iustificationis, hoc est toto evangelio, omnem nos ferre posse disciplinam, quoslibet in ecclesia ordines, omnes ceremonias, modo fidei serviant, non officiant. Haec tot editis libris professi omnes sumus, et nec Romano nec aliis episcopis quicquam detraxissemus semper, si illam, quam verbis pollicentur, pastoralem curam vere et iuxta verbum domini voluissent praestare. Mos olim fuit, ut primarii archiepiscopi hh — Romanus, Constantinopolitanus, Antiochenus - statim ut in episcopos consecrati erant, sibi invicem fidei suae confessionem mitterent et sanctae administrationis societatem mutuamque etiam ii subiectionem profiterentur 46 . His se commendabant alii et episcopi kk . Singulis erant sancti quodammodo observatores et praesides. Iste ordo et mutua cura si hodie obtineret in domino et iuxta verbum eius, quid, obsecro, hinc metuas periculi? Charitas, quia ingenium dei est, nullam benefaciendi rationem a se ducit alienam et sola certam viam iustumque ordinem in rebus humanis statuit. Sed pontificii pollicebuntur quidvis et facient quodlibet. Nec nos his quicquam detulimus aut deferemus, sique falsa aliqua specie quid obtineant, mihi adhuc verbum domini est non minus posthac quam antehac ad detrahendam illis personam efficax. Habeo iugulum, quod offeram, et potens est dominus meus ut antea.

ff iis über gestrichenem piis. E: piis.
gg E: observationibus.
hh vor archiepiscopi gestrichenes episcopi.
ii etiam übergeschrieben.
kk et episcopi von Bucer eingefügt, fehlt in E.
42 Der folgende Abschnitt bezieht sich auf die Gutachten von Melanchthon und Bucer, an denen Bullinger scharfe Kritik geübt hatte; vgl. oben Nr. 562, 92-138.
43 Vgl. Gal. 3, 28: Kol 3, 11.
44 Vgl. Mt 7, 6.
45 Vgl. Bucers Gutachten (Pollet, Bucer II 509-518).
46 Zu den "litterae synodales", mit denen die Wahl eines Patriarchen mitgeteilt und um Gewährung der Gemeinschaft ersucht wurde, vgl. Perikles-Petros Joannou, Art. Synodika, in: LThK IX 1238; Wilhelm de Vries, Rom und die Patriarchate des Ostens, Freiburg-München 1963. — Orbis academicus 111/4, S. 18.


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Philippo subscripsi 47 , etsi maluissem in eius responso quaedam magis expressa, quia ad disputationem, et bonorum, retulit dubia et nihil dare voluit, nisi quod iustificationis doctrinam promoveret. Hac autem salva nihil loci ulli superstitioni manere potest. Rex diversa scribit et fallit 48 . Habet suum iudicem, nos nostrum custodem, ne eius nobis fallaciae obsint. Clamant quidam: "Botz wunden 49 ." Hos ex ipsorum sermone video mittendos esse. Redimeres magno non data haec responsa 50 . Ego vero non parvo, quod vel ipsi ad ecclesiarum concordiam plusculum propenderetis vel fratres vestri observantissimos et amantissimos audiretis. Seminaria, scribis, sunt maximarum discordiarum 51 . Quarum, obsecro? Utinam tam parum discordiae sereremus ll , quod nos invicem non audimus et tam secure tamen de alienis sententiis iudicamus. Scilicet inutile et perniciosum institutum est, si quis peccata sua fateatur sacerdoti, ut et legem et evangelium dei melius discens in poenitentia et fide proficiat 52 ? Atqui Philippus nullam aliam confessionem probat. II 408v. Etsi velis ex vero iudicare, quae hic doctissimus et candidissimus vir vestrique vere amans (nam est omnino alio de vobis, quam erat, iudicio) nunc scribit et olim scripsit, haud ita multas nobis proferes greek. Iniquo et aegro animo estis in istos viros. Dominus vos corrigat et sanet! Charitas ista non parit nec timor domini, ita nec, quae Lutherus et alii vobis falso tribuunt. Tu desyderas in nobis soliditatem et simplicitatem, brevitatem et puritatem 53 . Ora dominum, ut haec nobis largiatur et vobis aequius iudicium de donis dei in aliis. De me non loquor; scis, pro quibus. Tribuo plus satis monarchiae pontificiae 54 . Quid vero tribuo? Phas non est dicere, qualem ferre possemus pontificem, et eo pacto ostendere, quam non respondeant suo ordini, qui pontifices vocantur? Vel impium est dicere, quae sint christiani hominis officia, etiamsi nemo fuerit vel esse possit hic, qui illa impleat? Non aedificamus civitatem Platonicam 55 , sed prodimus impudentiam eorum, qui verbis sibi sumunt posse tot ecclesiis prospicere, cum certo sint omnibus exitio.

Nihil movit perinde multorum in nos invidiam atque hoc consilium 56 . Minim, quod ego istam invidiam sic evado, quantum quidem me hactenus rescire contigit. At vero, mi Bullingere, ad quotumquemque pervenit hoc consilium? Circumferunt quidam sacrificuli mm excerptum quoddam ex responso Philippi depravatum 57 , sed cum non sit insolens illos nugas circumferre, ego non audio, qui ita moveantur. Et cui mica aequitatis, qui scripta nostra publica

ll sereremus nach gestrichenem seminaremus.
mm sacrificuli von Bucer am Rande eingefügt, fehlt in E.
47 Bucer hatte Melanchthons Gutachten mitunterzeichnet; vgl. Seidel 34.
48 Vgl. oben Nr. 562, 97-103.
49 Vgl. ebd. Z. 111-113.
50 Vgl. ebd., Z. 104f:
51 Vgl. ebd., Z. 105.
52 Vgl. ebd., Z. 108f.
53 Vgl. ebd., Z. 122-124. 136f.
54 Vgl. ebd., ebd., Z. 131f.
55 Vgl. ebd., Z. 135f.
56 Vgl. ebd., Z. 129f.
57 Zu den verfälschenden Kurzfassungen des Gutachtens von Melanchthon, die bereits gegen Ende 1534 als angeblich von Luther, Melanchthon und Bugenhagen gutgeheißene Artikel in Umlauf gebracht wurden, vgl. Seidel 114-122 und oben Nr. 537, 19.


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legit de his ipsis rebus aedita ante et post data illa responsa et de nobis iudicet ex schedis, quas circumferunt privatim hostes? Fuerunt horum responsorum caussa irati nobis et alii quidam amici et fratres mihi longe observandissimi. Quia itaque apud illos et vos video nostri consilii rationem de responsis istis tam male stare et illa in Francia parum adhuc, quod quidem audio, ad id conferre, ad quod data sunt, malim non data. Quod vero vel in se adeo male consulta sint vel tantum dederint ecclesiis damni, quia neutrum compertum habeo, non apparet mihi caussam ex his esse nn , cur tantopere angamur. Nam id falso falsius est, cuiquam in Gallia occasione horum responsorum aliquid periculi creatum esse. Ea siquidem pontificiis oo haec responsa non concedunt, quum capitale fuerit, quae in eis continentur, profiteri. Non solum Lutheranum, sed etiam Erasmianum esse, imo non purum pp papistam esse et id modis omnibus profiteri satis ad supplicium fuit. Nunc, cum eos, qui fugerunt, rex revocat data venia, excipiuntur sacramentarii 58 . At quae huius in nostris responsis caussa? Cum Phi-II 409r. lippus meam probet in sententia eucharistiae moderationem et ego concordiam in re esse inter nos profitear? Sed satis de his.

Quod Gallos sine exceptione lubricos et fallaces facis 59 , scis te id non ex spiritu Christi facere. Is enim nos docet nos ex nobis ex aequo omnes perditos esse, ipsum autem ad regenerationem nullam gentem abiicere. Attamen, quia peccasse adeo hic vobis videor, quod ego ex eo solo iudicare possum, quod vos sic iudicatis, oro huius incogitantiae veniam. Posthac ero cautior. Hactenus ad tuas, Bullingere, priores literas die paschae ad me datas.

Ad alteras qq tuas literas 60 : In his plusculum iratus es et grave minitaris. Commentarius ille in Galatas, de quo quereris, exceptus est per Casparum Crucigerum 61 praelegente Luthero ante annos tres, nuper vero editus 62 . Maledicit

nn E: fuisse.
oo pontificiis von Lenglin am Rande nachgetragen.
pp E: purum irrtümlich wiederholt.
qq vor alteras gestrichenes alter.
58 Bucer bezieht sich offenbar auf die im Edikt von Coucy vom 16. Juli 1535 erlassene Amnestie für geflüchtete Protestanten, von der die "Sakramentierer" ausdrücklich ausgeschlossen wurden; vgl. Seidel 111f.
59 Vgl. oben Nr. 562, 126.
60 Die Antwort Bucers läßt erkennen, daß Bullingers nicht erhaltener Brief inhaltlich jenem an Myconius vom 24. Juni (oben Nr. 598) entsprochen haben dürfte.
61 Kaspar Cruciger (Creutziger) d. A., 1504-1548, studierte in seiner Geburtsstadt Leipzig und in Wittenberg, wurde 1525 Rektor zu Magdeburg und 1528 Professor und Prediger in Wittenberg. Er war
1539 an der Reformation von Leipzig beteiligt, nahm als Schreiber der protestantischen Stände an den Religionsgesprächen 1540/41 teil und bewahrte die Universität Wittenberg während des Interims vor der Auflösung. Der theologisch zu Melanchthon neigende, diesem geistesverwandte Gelehrte beteiligte sich an der Revision der Bibelübersetzung und an der Nachschrift und Herausgabe von Luthers Predigten und Vorlesungen. — Lit.: Ernst Kähler, in: NDB III 427f: Friedrich de Boor, in: TRE VIII 238-240.
62 In epistolam S. Pauli ad Galatas commentarius, ex praelectione D. Martini Lutheri collectus, Wittenberg 1535 (WA XL/I 1 - XL/2 184). Herausgeber ist nicht Cruciger, sondern Georg Rörer, der allerdings seine Nachschrift der Vorlesung Luthers von 1531 stellenweise mit dem Kollegheft Crucigers verglichen hat; vgl. WA XL/I l-14 und 689f.


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"charitati et concordiae, propter quam conservandam necesse sit periclitari verbum dei"63 . In hac sententia quid impii? Sed sacramentarios facit talem concordiam petentes. Qui sunt sacramentarii? Ille sacramentarios intelligit, qui nihil quam panem et vinum in sacramento esse ponunt. Tales vos non estis. Nihil igitur haec ad vos. At ille vos rr hoc nomine intelligit. Dolet, quid autem faciam? Vos quoque dum formis uti scripturae et patrum detrectatis, aliud illi de vobis persuadere non possum. Impugnandus igitur tibi est. Verum si officii mei sit impugnare omnes eos, qui mihi de aliis male iudicare videntur, si siet, et vos mihi impugnandi eritis, quia de Luthero et aliis iudicatis, quod scio secus habere. Et Christo olim iudice ipsi quoque agnoscetis, quam longe ab omni pietate sit istud, quod Lutherum scribis dissidiis excitandis et fovendis natum. Evangelio Christi Iesu excitando et fovendo natus est, mi Bullingere, id opere ss praestitit. Impotentius tractat adversarios tam falsa ipsi opinione creditos quam veros. Hoc tamen verum est, ipsum nulli unquam bellum intulisse priorem. Provocatus est a papistis, provocatus est a Muntzero et Carolostadio, cum quo ut tt facere putavit Zvinglium et Oecolampadium. Hos inter Carolostadianos habuit. Qui etiam, licet modestius, priores tamen sententiam Lutheranam vellicarunt. His tamen non excuso viri impotentiam, sed quia scio eum dominum Iesum pure praedicasse atque praedicare exceptaque ista importunitate in adversarios etiam vivere. Quia denique tantum universae ecclesiae eius labores profuerunt, ego non possum non gravissime accipere, quod tu, Bullingere,. miti alioqui ingenio natus sic audes scribere de Luthero, qui tantopere, inquam, ecclesiae dei commodavit. Nam ut de sola versione bibliorum loquar, quantus is thesaurus est? Existimo enim vos non inficiari, quam multa in vestra versione desyderata semper sint, etiam ab ipso Oecolampadio ||409v. et, ut nunc video, ab ipso quoque Pellicano et Theodoro 64 desyderantur.

De sacramentis videtur vobis crasse errare, sed Christo iudice cognoscetis hunc virum in his adserendis nihil aliud spectare, quam ut verbum et promissio Christi suo loco habeatur. Fructum omnem sacramentorum uni benevolentiae dei et fidei, qua benevolentiam istam in Christo oblatam excipimus, tribuit. Ista ut ostenderem vobis, ascenderam ad vos hinc biennio 65 , obtuleram scriptum 66 ambivi postea conventum 67 , sed omnia frustra. Vos iudicare vultis, caussam cognoscere non vultis. Id ecclesiae vestrae et nostris uu in Zvinglio

rr vos von Bucer korr. aus nos. E: nos.
ss E: opere etiam.
tt E: et.
uu et nostris von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
63 WA XL/1 642, 311.
64 Theodor Bibliander.
65 Bucer hatte Anfang Mai 1533 Zürich besucht; vgl. HBBW III, S. 119-123; Köhler. ZL II 311f.
66 Gemeint ist wohl der am 14. April 1534 an Bullinger und Leo Jud gesandte "Bericht auß der heyligen geschrift..." (BucerDS V 109-258); vgl. HBBW IV, S. 124. 377-379.
67 Vgl. Bucers Klage über das Fernbleiben der Zürcher vom Konstanzer Gespräch in seinem Brief vom 18. Dezember 1534 (HBBW IV, Nr. 494).


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magnum damnum dedit. Dominus noster Iesus Christus avertat, ne et in vobis det.

Sensim infamamur nos, qui in ecclesiis rerumpublicarum imperii Christum praedicamus, ceu non simpliciter versemur in hac caussa, deficiamus a praedicata veritate, simus hoc, quod sonat vox quackler 68 , quo nos nomine Leo noster insignivit scribens ad Gulielmum a Zell 69 , pium quidem senecionem, sed qui eo pervenit, ut iam ministerio nostro non utatur. Ita haec respublica, quae melius semper mereri de vestris voluit, quam illi voluerint admittere, passim a vobis insimulatur in periculo esse, ut alterum Monasterium evadat 70 , cum tamen ab ortu sectarum nunquam minus hic sectarii valuerint quam modo, nunquam severius in sectarios actum sit 71 In his, quia multa vana sunt et praeter charitatis regulam aguntur, frustra boni offenduntur, alieno tempore pax et concordia respuitur. Magna est securitas non suis viribus fulta. Vehementer vereor, ne quid ipsi vobis detis incommodi.

Tu scribis vobis fore posthac maiorem rationem et authoritatem veritatis, minorem hominum, et ita iniurias Lutheranas laturos, ut simplices aliquando videant, quam nullius Lutherum pudeat mendacii. Ut solius veritatis rationem habeatis, valde obsecro, et prae hac homines etiam odisse velitis. Verum interim Christum in suis hominibus agnoscite et non, dum vultis videri patroni tam strenui veritatis, ipsi adeo contra omnem veritatem scribite Lutherum nullius pudere mendacii. Laborat ille hoc malo, ut, quas aliquando admisit de Zvinglio falsas opiniones, eas nimis pertinaciter tribuat omnibus, qui hunc videntur sectari. Ut vos itaque cum Zvinglii tum vestram innocentiam defendatis 72 , sed ex vero et citra communionem vicii, quod impugnatis, nemo bonorum improbabit. Ego ipse in commentariis meis in Romanos Zvinglium defendi de peccato originali 73 , sed defensionem sic temperavi, ut interim neminem servorum domini deiecerim, nedum falso crimine impetierim.

Hoc certe solum, optimi ||410r. fratres, nos hic in perniciosam istam vv pugnam sacramentariam pertraxit, quod ferre non possemus Oecolampadium et Zvinglium a Luthero et aliis quibusdam tractari tam inhumaniter. Nos semper vidimus in Lutheri sententia de eucharistia nihil statui, quod per se impium

vv istam übergeschrieben.
68 "Wackler": Schwankender, Wankelmütiger (vgl. Grimm VII 2291; XIII 207. 213).
69 Ein Brief Leo Juds an Wilhelm von Zell scheint nicht erhalten zu sein.
70 Bullinger hatte entsprechende Befürchtungen am 19. Juni auch gegenüber Myconius geäußert; vgl. oben Nr. 594, 22-25. Bucer verwahrte sich bereits in einem Brief an Pellikan vom 10. Juli 1535 (Zürich ZB, Ms F 47, 277) gegen diesbezügliche Kritik Bullingers und Juds.
71 Bucer denkt wohl an die strengere Haft von Melchior Hoffman (vgl. den Auszug aus dem genannten Brief in QGT VIII 470, Nr. 684) und an die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Disziplinarordnung vom 7. Februar 1535 (vgl. oben Nr. 556, 11-18).
72 Vgl. oben Nr. 562, 16-18.
73 Bucers Kommentar zum Römerbrief (Bibliographia Bucerana 53, Nr. 55) erschien im März 1536 in Straßburg; vgl. HBBW IV, S. 381, Anm. 48. Auf S. 268 verteidigt Bucer Zwingli gegen den Vorwurf, die Erbsünde verharmlost zu haben.


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sit, ideo initio a contentione nostros avocabamus et neutri partium palam adstipulabamur. Iam si velitis vos frustra, imo cum pernicie ecclesiarum pugnam resuscitare, et id falsis criminibus, tum imperfecta confessione ventatis de sacramentis, ne dubitetis, deus aderit ecclesiae suae, ut qualitercumque caeptarn concordiam ei tueatur et vestros conatus vobis maxime perniciosos faciat. Proxime accessistis confessioni veritatis plenae, dum tamen formis scripturae adhuc aperte contradicitis affirmantes ministrum nihil nisi signum exhibere 74 , quo pacto non esset minister Christi; non enim administraret mysterium Christi et spiritum, sed literam modo. Certe sanctorum calculis caussa cadetis 75 et gravem iram Christi in vos conciliabitis. Alia tempora sunt, amplior crucis Christi cognitio; debacchatum satis est. Modo Philippus 76 et cum eo plurimi toti in eo sunt, ut paucorum intemperiem avertant, Christum in vobis defendant et magnificent. Et vos scilicet propitiis ww diris revocabitis orbi bellum istud exitiale? Eo pacto ergo sistetis sanguinem sanctorum in Gallia, promovebitis cursum evangelii in Anglia et in Schotia et paci inservietis Germaniae? Augusta modo et Francofordia hoc nomine deseruntur 77 . Accesserat Reginopolis; in initio extinctus conatus est 78 . Quorum xx nihil nobis concordibus fuisset factum yy . Ad haec dare occasionem intempestivis pugnis et imminuta professione veritatis quis non execretur? Si tantum Helvetiorum Christus est, pergite; sin, sustinete imitari Paulum, ut, ubi fundamentum Christus iacet, ibi fieri et ferre omnia non gravemini, quo perstet et provehatur, quod coeptum est 79 . Haec ad tuas alteras, Bullingere, et zz boni consule libertatem in re tanti momenti et ad literas tuas sic liberas a .

Ad tuas, mi charissime Leo 80 , cum iam ex maiore parte responsum sit, quantum quidem literis respondere queo b , haec accipe: Lutherus non alienavit me, sed cum conventum spero et video literis parum profici et plurimis occupatus sum, denique ad manum nulli fuerunt tabellarii, feci, quod vos quoque fecistis: raro scripsi. Nam unis duntaxat distuli respondere literis.

Improbas, quod circumierim et visitarim ecclesias, cum dederim eo damnum et meae et Gallicis ||410v. ecclesiis. De hoc iudicent, qui caussam norunt, quam, ut video, tu ignoras, mi Leo. Augustani in magno discrimine constituti ob dissidia concionatorum et civium me vocarunt sanctissimis obtestationibus,

ww propitiis von Bucer anstelle von gestrichenem propriis eingefügt. E: propiciis.
xx-yy von Quorum bis factum von Bucer korr. aus: Quod nobis concordibus non fuisset factum (so auch E).
zz-a von et bis liberas von Bucer eingefügt, fehlt in E.
b E: responderi queat.
74 Vgl. oben Z. 34 und Nr. 562, 39f.
75 Vgl. Adagia 5, 2, 15 (LB II 1204f).
76 Philipp Melanchthon,
77 Zu den Zerwürfnissen unter den Predigern von Augsburg und Frankfurt, um
deren Beilegung sich Bucer und Capito persönlich bemüht hatten, vgl. oben Nr. 538, 25-28. 31-33; 550, 13-18.
78 Zwei Augustinereremiten, die evangelisch gepredigt hatten, mußten Ende 1534 dem Druck der bayerischen Herzöge weichen; vgl. Wolfram Wettges, Reformation und Propaganda. Studien zur Kommunikation des Aufruhrs in süddeutschen Reichsstädten, Stuttgart 1978. — Geschichte und Gesellschaft. Bochumer Historische Studien 17, S. 78-81.
79 Vgl. 1Kor 3, 5-17.
80 Zum Brief Leo Juds vgl. oben Anm. 4.


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illis miserunt me magistratus mei 81 ; quomodo advenire non potuissem? Interea vocavit me Landtgravius ad Philippum Cassellam 82 ; ut igitur certius nomine fratrum symmistarum in sociis urbibus responderem, convenimus Constantiae 83 , omnia iussu magistratus mei. Existimo hic quoque me nihil fecisse temere. Augustae autem, ubi tantum caepta omnia essent, nondum firmata et concionatorum dissidia magis proferrent se, ne posteriora haberent peius prioribus, revocatus sum ab Augustensibus et missus a meis 84 . Et dominus dedit, ut maior in religionis caussa concordia Augustae non fuerit, quamdiu praedicatum c illic evangelium est, atque dominus dedit, dum illic fui, et nisi ultro dissipent eam concionatores, optime de hac ecclesia spero. Abiturum hinc vocavit piissimus vir Bufflerus Isnensis propter Paulum 85 , qui illinc invitis sanctis abiit 86 . Huc ergo veni, inde Constantiam, ut fratribus illic satisfacerem de scriptis in Galliam 87 . Discessi ab his, ut ipsi testati sunt amicissimis mihi 88 . En habes causas circuitionis meae per menses sex. Domi interea optimus Capito et alii ita vigilarunt, ut caeptum sit agi a magistratu pro ecclesiae vera d
c vor praedicatum von Bucer am Rande eingefügtes und wieder gestrichenes nunc a me.
d vor vera gestrichenes verae.
81 Bucer hielt sich vom 6. November bis 9. Dezember 1534 in Augsburg auf, um für Einigkeit unter den Predigern zu sorgen und den Weg für eine Konkordie zu ebnen; vgl. Roth II 184f; Rott, Correspondance de Bucer, Liste 98.
82 Philipp von Hessen hatte Bucer Ende Dezember 1534 zu einem Treffen mit Philipp Melanchthon nach Kassel gerufen; vgl. HBBW IV, s. 455, Anm. 8.
83 Zur Zusammenkunft süddeutscher Theologen und Städtevertreter in Konstanz vom 16. bis 22. Dezember 1534 vgl. HBBW IV, S. 453-456.
84 Zur erneuten Berufung Bucers nach Augsburg nach seiner Rückkehr aus Kassel s. oben Nr. 538, Anm. 15f.
85 Paul Fagius (Büchelin, Büchlein), geb. um 1504, gest. 1549, von Rheinzabern (Pfalz), Theologe und Hebraist, wurde nach Studien in Heidelberg und Straßburg 1527 Rektor der Lateinschule zu Isny. Als Vertreter dieser Stadt nahm er 1528 an der Berner Disputation und 1534 am Konstanzer Gespräch teil. 1535 begab er sich nach Straßburg, von wo er nach vertiefter praktisch-theologischer Ausbildung 1538 als Pfarrer nach Isny
zurückkehrte. Hier richtete er mit Unterstützung seines Gönners Peter Buffler die erste hebräische Druckerei Deutschlands ein. 1543/44 wirkte er als Nachfolger Johannes Zwicks in Konstanz, ab 1544 als Prediger und Professor für Altes Testament in Straßburg. Als Gegner des Interims 1549 beurlaubt, folgte er einem Ruf nach Cambridge, wo er einem Fieber erlag. Zwar sind Briefe von Fagius an Zwingli erhalten, doch scheint er zu Bullinger nicht in nähere Beziehung getreten zu sein. — Lit.: Z IX 366 und Reg.; Richard Raubenheimer, Paul Fagius aus Rheinzabern. Sein Leben und Wirken als Reformator und Gelehrter, Grünstadt (Pfalz) 1959. — Veröffentlichungen des Vereins für Pfälzische Kirchengeschichte VI; Ficker-Winckelmann, aaO (s. Anm. a), Bd. II, Tafel 65; Georg Biundo, in: RGG II 858; ders., in: NDB IV 744.
86 Bucer, der Ende April von Peter Buffler nach Isny gerufen worden war (vgl. Blarer BW I 691), mißbilligte den Weggang von Fagius; vgl. Capito, Corr. 188, Nr. 554.
87 Zu Bucers Besuch in Konstanz um den 5./6. Mai 1535 vgl. oben Nr. Nr. 585, 3-17.
88 Briefe der Konstanzer an Bucer aus der Zeit kurz nach dessen Besuch scheinen nicht erhalten zu sein.


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constitutione et contra sectarios omne genus e gravius et severius quam antea unquam 89 . Et maius etiam dedit deus incrementum quam antea. Et cum a sorte Monasteriensium absumus longissime, a vobis traducimur, quasi simus ei proximi. Non erat credendum cuivis, mi Leo. Et si in tanto eramus periculo, pridem nos monitos oportuit.

Valde miramur Helveticarum ecclesiarum in hac re credulitatem; nam a vobis, Bernatibus et Basiliensibus ea scribuntur, quae persuasionem horrendam de nobis prae se ferunt. Gratum est, quod monetis, sed dolet, quod non amicius de nobis sentitis, quam quod dubitetis nos pridem vos consulturos fuisse vel precum opern a vobis imploraturos, si decima ex parte in tanto nostra ecclesia discrimine fuisset. Ita dolet hoc quoque: Quicquid nos pro ecclesiarum sancta et christiana concordia molimur, hoc vos tribuitis metui a vi principum. Mentes, si sapitis, sinetis Christum iudicare. et quod fratres vestri in se haud malum quaerunt, vos ne adscrihatis f fini malo. Concordes vis et constantes in simplici et vera veritate ministros ||411r. quique instent precibus diu nostrique g , hos et nos volumus. Sed hi profecto de se invicem iudicabunt ex charitate, audient. se invicem, congressum mutuum cum Paulo h per terras et maria expetent 90 . Siquidem non quaerent hi, quae sua sunt, sed quae Christi 91 , et norunt haec dominum largissime donare in nomine suo coeuntibus 92 . Igitur coitione in nomine Christi nihil habebunt in hac vita expetibilius. Id verum agnosces legens Paulum aut Paulum negabis christianum fuisse.

Quamdiu vixero, cruciatus mihi erit non licuisse vobiscum de omni caussa Christi amice disserere. Vae nobis, si de Christo non possumus colloqui sine contentionibus! Ego nunquam volui vos a vero abducere, et facile vos custodivisset dominus a meis argutiis, si etiam i voluissem. Quid nunc faciam? Amo vos et colo, et non vulgariter. Hoc ergo magis dolet, cum adeo minutula sint, quibus maxima possint averti offendicula, non licere de his vobiscum commentari. Interim scribendo nihil quam tempus perdimus et animos magis alienamus. Quam facile enim rapiuntur scripta in alium sensum, quam scripta sunt. Quam facile quisque pro se scripto quidvis obiicit et firmum putat, dum nemo coram est, qui obiectum dissolveret. Ego iam verbis prolixe vobis scripsi, sed si res spectes, quam nihil erit satis? Quam ubique erit vobis, quod regeratis? Quam videbuntur mea k diluta, evanida? Rationes vestrae 1 , si rescribitis, mihi m forsan perinde habebunt? Videbimini pleraque n non intellexisse, multa depravasse, obiecisse o , quae nullius momenti sunt. Ita quando conveniet?

e nach genus gestrichenes, aber dem Entwurf entsprechendes agi caepit.
f adscribatis von Bucer korr. aus (dem Entwurf entsprechendem) adscribite.
g diu nostrique von Bucer am Rande eingefügt, fehlt in E.
h E: d[ivo] Paulo.
i etiam von Bucer eingefügt, fehlt in E.
k mea von Bucer am Rande nachgetragen, fehlt in E.
l vestrae von Bucer korr. aus (dem Entwurf
entsprechendem) vestras.
m-n Von mihi bis pleraque anstelle des gestrichenen videbo multa vos und einer ersten, gestrichenen, unlesbaren Änderung von Bucer am Rande nachgetragen.
o obiecisse korr. aus obiecisseve.
89 Siehe oben Anm. 70.
90 Vgl. oben Nr. 517, 12-14 mit Anm. 7.
91 Vgl. Phil 2, 21.
92 Vgl. Mt 18, 19f.


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At tamen, ne viderer vos negligere et agnoscere, quod p vos falso putatis, me vobis q indignari, rescripsi. Id utinam bene cadat! Libere scripsistis, libere rescripsi. Boni consului vestram libertatem, sed ut responderem tamen, sic et vos meam boni consulite. Faciamus paria. Ego, nisi prorsus desit vobis facultas christiane colloquendi de Christo, non dubitarim nos, si serio in domino conferremus et iusto tempore et pauci et solis iis admissis, qui deum timent serio, plurimum profecturos. Imperitorum clamores metuimus, sed quam perite? Deinde, si secretum domini tenere vellemus, quis adeo clamaret? Et quot sunt honestissimae caussae conveniendi et disserendi r rursus, quas nemo queat improbare? Oecolampadio, ut scis, Leo, cum ultimo cum legatis reipublicae essemus Basileae, videbatur pernecessarium, ut quotannis ad synodos nostras conveniremus 93 , et valde tibi ac Megandro tum offendebatur s , quod colloquium etiam tum adeo fugiebatis 94 Haec non scribo, quod velim invitos pertrahere ad colloquium, sed quod videtur fatendum esse apud vos, quam ||411v. ego putem olim magnam caussam fore vobis magni incommodi et non vobis solis. Dominus id avertat et custodiat nos in suis placitis. Amen.

Haec scripsi animo vestri vere amante; vos videritis, ut excipiatis ea. Dominus iudex est, et res ipsa declarat, quo simus in vos animo t . Homo sum, errare possum et nunquam non erro 95 . Mihi ipsi fidere non debeo. Gratiam habeo monitoribus. Sed eadem vos ipsos quoque monete! Ecclesia Christi non intra Helvetiorum fines concludenda est. Si autem et alibi christiani, membra vestra, videritis, ut erga illos vos habeatis.

Valete in domino et ne dubitate me ita colere et amare vos ut semper.

Arg[entorati].

M. Bucerus vester

in domino.

[Adresse darunter u :]Piis vereque doctis viris Heylrycho [Blullingero et [Leoni] Iudae, [symm]ystis observandis.

p-q von quod bis vobis von Bucer korr. aus (dem Entwurf entsprechendem): quod falsum putatis, me ita vobis.
r E: discedendi.
s E: displicebat über offendebatur.
t An dieser Stelle endet der Entwurf; darunter (von Lenglins Hand?): Epistola Buceri ad Bullingerum. In der Ausfertigung folgt der von Bucer eigenhändig geschriebene Schluß des Briefes.
u Die ergänzten Teile der Adresse standen auf dem nicht mehr erhaltenen Verschlußband.
93 Der Vorschlag, regelmäßig Delegationen zu den Synoden der Nachbarstädte abzuordnen, ist in einem Gutachten enthalten, das an der Basler Tagsatzung vom 13./14. Februar 1531 von den Prädikanten vorgelegt wurde; s. Oekolampad BA II 823, S. 561f; EA IV/1b 905; vgl. Z XI 352. In Basel anwesend waren Oekolampad, Bucer, Jud und vielleicht auch Megander.
94 Megander und wohl auch Jud unterstützten den Vorschlag (vgl. Z XI 352. 354), doch die Politiker in Zürich und Bern lehnten ihn ab; vgl. Oekolampad BA II 828; EA IV/1b 910.
95 Zur Redensart vgl. Otto 165, Nr. 820.