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Autograph: Zürich StA, E II 357, 553f (Siegelabdruck) a Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 690-692, Nr. 1516
[1]Es gibt keine Neuigkeiten. Georg Frölich schreibt eine kurze Nachricht in Geheimschrift:
Frömmigkeit wird Lin Augsburg]als Laster angesehen. Er und die Seinen leben in schlimmster
Knechtschaft. Kaiser Karl V. wird in diesem Jahr niemanden bekriegen, es sei denn, er
werde dazu gezwungen. [Sein Sohn]Philipp II. von Spanien wird bald in Augsburg oder
Straßburg [zum römisch-deutschen König]gekrönt werden. [Soweit Frölichs Nachricht].
-[2]Zwei [kaiserliche]Regimenter wurden von Nördlingen nach Heilbronn verlegt. Vor
ihrer Abreise steckten die [spanischen]Landsknechte jedoch das Spital in Brand und verhinderten
die Löscharbeiten. Dabei gingen Güter im Wert von bis zu 15'000 Gulden in Flammen
auf! So hat es ein frommer, zuverlässiger Bürger [N.N.] aus Augsburg berichtet. -[3]Der
Konstanzer Bischof Johann von Weeze spielt der Stadt Konstanz übel mit. Er verbietet allen
Konstanzern den Weinbau auf der Reichenau. Zudem erlaubt er weder die Weingärten [anderen]
zu verpachten, noch kümmert er sich selbst um deren Pflege, obwohl die Konstanzer
darum gebeten haben. Er schert sich nicht um seine künftigen finanziellen Einbußen bei den
Einnahmen der Zehntsteuer, sondern nimmt sie gern in Kauf solange nur die Konstanzer
einen noch größeren Nachteil haben. Hilf Gott! Was sind das für schlimme Menschen!
-[4]König Ferdinand I. hat kein Interesse an einem [Schlichtungs]abkommen mit Herzog
Ulrich von Württemberg. Er erhebt Anspruch auf das Herzogtum, als hätte Ulrich dieses
verwirkt. Das von ihm geforderte Gerichtsverfahren wird bereits [unter dem Vorsitz]des
Kölner Erzbischofs Adolf III. von Schaumburg ausgetragen. Es ist zu befürchten, dass Ulrich
sein Herzogtum erneut verlieren wird. -[5]Die Landsknechte und spanischen Söldner, die
zuvor in Ravensburg gelagert hatten, befinden sich jetzt in Reutlingen und bedrücken die
Bevölkerung sehr. Zudem erlegen die Kriegsleute im besten herzoglichen Jagdgebiet, dem
Schönbuch, täglich viel Jagdwild, häuten die Tiere und lassen das Wildbret einfach liegen.
Herzog Ulrich, der vielen [vermeintlichen Wilderern]die Augen ausstechen ließ, muss nun
(wie jedermann) seine göttliche Strafe ertragen! -[6]Karl V. hat ein sogenanntes Interim
angeordnet. Neue Erfindungen müssen ja immer neue Namen bekommen! Dazu wurden ein
Kölner Mönch [Eberhard Billick], [der kaiserliche Kommissar]Heinrich Has, Jakob Sturmbriefe_vol_21-265 arpa
aus Straßburg und Georg Besserer aus Ulm sowie weitere Ausschussmitglieder beauftragt,
einen Vorschlag auszuarbeiten, wie es ein jeder Tim Reich]bis zum allgemeinen Konzil mit
der Religionsangelegenheit zu halten habe. Letztendlich soll aber der Kaiser das letzte Wort
über den Inhalt des Interims haben. -[7] Wie man gerade erfährt, haben die Fürsten und
Kurfürsten bei Karl V bewirken können, dass sich dieser der Schlichtung des Rechtsstreites
zwischen Ferdinand I und Ulrich von Württemberg annimmt. Der Kaiser soll schon
versprochen haben, den Herzog nicht abzusetzen. Dieser soll das Herzogtum jedoch von
Ferdinand I für sehr viel Gold freikaufen müssen, als ob er seinen Anspruch auf das Land
verloren hätte. -[8]Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel verlangt von
den Reichsständen 26 Tonnen Gold. -[9]Die Augsburger müssen ihrem Bischof [Kardinal
Otto Truchsess von Waldburg] eine Entschädigung von 19'000 Gulden zahlen. Außerdem
macht dieser noch hohe Ansprüche an die Reichsstädte geltend. Allein schon von der Stadt
Kempten verlangt er [weitere] 30'000 Gulden! Im besten Fall wird er wohl 10'000 oder
12'000 Gulden erhalten. -[10]Derzeit ist auf dem Augsburger Reichstag das wichtigste
Thema, dass die Geistlichen all ihre Kirchengüter und Rechte zurückfordern. Danach könne
man dann auf einem allgemeinen Konzil über [die Religionsangelegenheiten]beraten. Man
geht fest davon aus, dass Karl V [den Reichsständen]diese Restitution als eine so dringend
erforderliche Maßnahme vorschlagen wird, dass die [weltlichen]Stände darin einwilligen
müssen. Danach wird man den Konstanzern ein für alle Mal vorschreiben, wie sie sich zu
verhalten haben, und insbesondere, wie sie mit den Pfaffen umgehen müssen. Sollten sie
sich dem Beschluss der Reichsstände widersetzen, werden sie bei allen anderen Ständen in
Ungnade fallen. Und sie werden keine Unterstützung erhalten, weil es niemand mit dem
Kaiser und den Reichsständen aufnehmen will. Daher werden sie bald als [abschreckendes]
Beispiel für alle Ungehorsamen vernichtet werden. -[11]Laut einem vornehmen Mann
[NN], der freien Zugang beim Kaiser hat, wird es Konstanz schlecht ergehen. Hierfür
nannte er jedoch neben vielen anderen Gründen auch einige, die völlig unberechtigt sind!
Doch Gott ist ein mächtiger Rächer und Retter! Unter den Konstanzern herrscht große
Eintracht, und viele von ihnen wenden sich ernstlich zu Gott hin. Möge ihr gutes Beispiel
auch den anderen von Nutzen sein! Bullinger und alle frommen [Zürcher]sollen für die
Konstanzer beten. -[12]Alle lassen grüßen, besonders Blarers Bruder [Thomas Blarer]und
Konrad Zwick. Grüße an Bullingers Familie und Kollegen. -[13]Bullinger möge Marcell
Dietrich von Schankwitz den beiliegenden, an ihn adressierten Brief so schnell wie möglich
übermitteln. -[14]Die Lindauer Kirche wünscht nach dem Tod des frommen Thomas
Gaßners nun einen neuen Pfarrer. Blarer soll sich auf die dringliche Bitte des Lindauer
Rats hin um diesen Nachfolger kümmern, kennt jedoch keinen [geeigneten Kandidaten].
Sollte Bullinger einen Pfarrer für diese Stelle vorschlagen können, möge er dies so schnell
wie möglich tun. Auch soll Blarer die Zürcher auf Veranlassung eines ehrenwerten Mannes
[NN](der eigens dafür zu ihm geschickt wurde) dazu bewegen, Johannes Haller der
Lindauer Kirche für ein oder zwei Jahre zu überlassen. [Die Berufung eines Zürchers]wäre
für die Lindauer ungefährlich, da der Kaiser den Eidgenossen gegenüber nicht feindselig
erscheinen will. Da es die Lindauer Kirche verdient, dass man sich für sie um einen frommen
und wohlgebildeten Vorsteher bemüht, hat Blarer versprochen, sich darum zu kümmern.
Bullinger soll ihn rasch wissen lassen, ob die Berufung Hallers aussichtsreich wäre. Der
Lindauer Rat würde [dann ein entsprechendes Schreiben] an den Zürcher Rat schicken.
-[15] Weiteres hat Blarer leider nicht zu berichten.briefe_vol_21-266 arpa
Nichts news. Letus schreibt obscuris characteribus 2 et paucis pietatem illic 3 piaculum esse, se suosque in asperrima esse servitute, 4 caesarem 5 non (nisi coactum) b belligeraturum hoc anno cum quoquam, principem 6 Hispanorum vel Augustarn vel Argentoratum venturum imperiique coronam suscepturum idque brevi.
Die zway regiment sind von Nördlingen uff Halbrün zogen. 7 Eh aber die zu Nördlingen abgezogen, habend sy den spytal angezundt und die burger laut irer 8 ordnung 9 nitt dorffen züloffen 10 . Sind die knecht 11 allso 12 by dem für gestanden. Biss 13 15'000 fl. aert verbrunnen 14 . Allso 15 hat aim frommer erbarer bruger 16 von Augsburg gesagt
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Unser bischoff 17 hellt sich gantz ubel mitt uns. Wie vyl unserer burger wingarten habend in der Ow 18 , die mussend allso wüsst ligen. Er wills die unsern nitt lassen buwen, wills nitt lassen verdingen ze büwen, wills selbs ouch nitt büwen uff der unseren beger 19 uff amen kunfftigen fal 20 , etc. Und hat danecht 21 er von allem wyn den zechenden 22 ! Des 23 will er gern ouch manglen 24 und ainögg 25 sein, nun das 26 wir gar nichts habind und blynd seyen. Hilff gott! Was ellender leut sind das!
Der könig 27 will kam vertrag 28 noch teding 29 mitt hertzog Ulrichen annemen, sonder spricht 30 das land gar 31 an alls verwirckt 32 und begert des rechten 33 . Ist lis yetzund contestata 34 vor dem ertzbischoff von Cöln 35 und ubel zu besorgen 36 , er 37 müsß widerum um land und leut kommen.
Die knecht und Spanier, so zu Ravenspurg gelegen, 38 lygend noch zu Rütlingen. Sind die guten leut sehr ubel beschwert. 5y 39 schiessend dem hertzogen 40 teglich vyl
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wildpret 41 im Schainbach 42 , da 43 er die besten wildfür 44 hat. Ziechend im 45 nun 46 die haut ab, lassend dann das wildpret ligen. Das muß er 47 yetz lyden von den frombden 48 , darum 49 er die sinen 50 alls hart gestraufft und vylen darum die ougen hat ausstechen lassen. Ita sunt iudicia domini. Und müsß yederman das messerle wider geben. 51
Der kaiser hatt ain interim c,52 angesechen 53 . Allso nennend sy es yetzund. Dann 54 new fünd 55 new nammen haben. Zu disem interim hat er verordnet ain cölnischen mynck 56 , item doctor Hainrich Hasen, ouch den Jacob Stürm von Strassburg und Jörgen Besserer von Ulm und noch ain oder zwen. Die sollend beratschlagen, wie es interim (das ist: hiezwyschen 57 dem gmainen concilio) d gehalten solle werden von yederman. Allso habend sy ir sach gestellt und das interim aller ding 58 dem kaiser haimgesetzt 59 . By dem soll die resolution stohn des interims.
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Yetzund zögt man an, 60 das der kaiser die wirtempergischen sach uff ernstlich anhalten der chur- und anderer fursten 61 zu seinen handen gezogen und den hertzogen 62 der entsetzung des landes gesicheret 63 . Aber das land soll er von dem könig lösen 64 alls verfallen 65 . Wirt ettlich tunnen gold kosten!
Der hertzog von Brünschwyg 66 fordert an die 67 stend 26 tünnen gold.
Die von Augsburg erlegenden 68 irem bischoff 69 19'000 fl und hat der bischof noch groß ansprach 70 an die anderen stend 71 . Er fordert an die von Kempten allain 30'000 fi. Wans gleich wol grat 72 , maint man, er nem 10'000 oder 12'000 fl. 73
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Die grösst sach, so yetz vorhanden zu Augspurg, das die gaistlichen allerding begerend, allenthalb restituiert ze werden. 74 Darnach sölle durch ain gmain concilium irenhalb erörteret werden, was recht seye. Und acht 75 man gentzlich, der kaiser werde sölich restitution als ernstlich 76 fürnemmen 77 , das die anderen 78 stend all darein 79 gehellen werdind. Allsdann wirt man unß 80 semel pro semper fürhalten 81 , was wir thain 82 müssind, sonderlich ouch der pfaffen halb. Thuen wirs nitt, was ander leut 82 ze thain bewilligt, so habind wir || 554 vor allen anderen stenden den unglympff 84 . Nemme sich etwar 85 unser an, so muss der selbig ouch den kaiser und den gantz rych uff sich laden 86 . Nemme sich nieman unser an, so 87 habe man uns bald usgemachet 88 und zu ainem exempel allen ungehorsamen furzestellen 89 .
Wie sich dann 90 ain fürnemer mann 91 , der ain freyen zü - und vongang bym kaiser hat, vernemmen lassen: Es werd diser statt 92 ubel gohn uss vyl ursachen. Hat ettlich erzellt, deren wir aber gantz unbillich 93 geschuldiget werden. Sed vindex et servator est dominus, 94 cuius brachium non est abbreviatum. 95 Est non mediocris inter nostros concordia, deinde apud multos seria ad dominum conversio. Quorum bonitas, spero, etiam aliis proderit. Tu ora pro nobis diligenter cum omnibus pus.
Salutem tibi dicunt mei omnes, cumprimis germanus 96 frater 97 et Conradus Zviccius. Saluta tuam domum cum omnibus fratribus.
Literas Marcello 98 inscriptas rogo, ut illi quamprimum mittendas cures.
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Lindaviensis ecclesia 99 pastorem nunc desiderat, quum non pridem pientissimus ille Thomas Gasnerus mortem vita commutans hinc ad superos migrant. Petit senatus et per omnia me obtestatur, ut hic ipsis invigilem et de successore dispiciam. Ego vero nusquam quemquam scio. Tu si quem forte nosti, per Christum te obsecro, ut quamprimum indices. Fuit mecum bonus quidam et solide pius vir 100 ad me hoc nomine missus, ut apud Tigurinos efficerem, quo Lindaviensibus Hallerum 101 uno aut altero anno permitterent. Hoc enim ipsis tutissimum fore, quandoquidem caesar Helvetiis hoc quidem tempore iratus videri nolit. Recepi me nonnihil hic tentaturum. Est enim dignissima ea ecclesia, cui provideatur de bono, pio eruditoque episcopo. Si quid igitur sperari hic potest, age fac quamprimum sciam. Scribet enim Lindaviensis senatus vestro, 102 etc.
Nequeo plura. Ignosce. [Ohne Unterschrift.]
[Adresse darunter:] An maister Hainrich Bullinger zu Zurich.