Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2413]

Ambrosius Blarer an
Bullinger
Konstanz,
7. April 1546

Autograph: Zürich StA, E II 357, 170—172 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 434—436, Nr. 1277

Aufgrund der unerwarteten Ankunft von Junker [Hans] Wilhelm von Laubenberg, einem glühenden Anhänger Schwenckfelds, kann Blarer nicht viel schreiben, da er sich um diesen kümmern muss, auch wenn er Streitgespräche verabscheut. Blarer übersendet Philipp [Melanchthons Leichen]rede ["Oratio in funere reverendi viri d. Martini Lutheri"], die Bullinger mehr gefallen wird als jenes [unpassende Trauergedicht]. Bullinger soll die Leichenrede mit dem Boten [...]zurücksenden, es sei denn, er wolle sie in Zürich nachdrucken lassen. Sollte es zu einem Nachdruck kommen, möchte Blarer einige Exemplare davon erhalten. Die Zürcher werden jedoch wohl diese Leichenrede (von der es übrigens auch eine an einem unbekannten Ort gedruckte deutsche Übersetzung gibt) schon anderswoher erhalten haben. Der [Konstanzer] Arzt [Johann]Menlishofer lebt noch, und es geht ihm ziemlich gut. Auch sein Sohn [Johann Jakob] ist ein erfahrener Arzt. [Hans Rudolf Lavater] kann sich somit an beide wenden. [Jakob] Metzler ist mit dem erfreulichen Empfehlungsschreiben der Zürcher [Nr. 2396]gut heimgekehrt. Er möchte nun, dass sein Vater [Bartholomäus] ihm gestattet, sich zu verheiraten. Möge er auch der Braut Christi, der Kirche, glücklich verbunden sein und sich nicht wie viele andere mit der Welt einlassen! Blarer übersendet zwei Briefe [Konrad]

f nolo am Rande nachgetragen. — g Wortanfang "res" in der Vorlage in Versalien.
h Das ursprüngliche Blatt wurde verkürzt, so dass dabei der rechte Teil der Adresse verloren ging.
19 Damit kann irgendein glänzendes Metall gemeint sein.
20 Um welches in Bullingers Besitz befindliche Objekt es sich handelt, ist nicht bekannt. Vielleicht diente es als Modell für die Zeichnung Vogtherrs zu dem Holzschnitt. — Sollte hier nicht eine bildliche, sondern eine thematische Ähnlichkeit angesprochen sein, könnte Simler die ca. 1543 in Deutschland geprägte Silbermedaille
des Papst-Teufels gemeint haben. Abbildung und weiterführende Literaturangaben in: Enfer ou paradis. Aux sources de la caricature. XVI e -XVIIL siècles, hg. v. Frédéric Elsig und Simona Sala, Genf 2013, S. 112, Nr. 32a.
21 Huldrych Zwingli d.J.
22 Anna, geb. Adlischwyler.
23 Brida Schmid.


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Hofherrs, deren angestrichene Passagen Bullinger lesen soll. Hofherr gibt selbst zu, im vorletzten Brief weniger aufdringlich gewesen zu sein als im letzten. Doch da er, als er den letzten Brief schrieb, an Fieber litt, ist Blarer bereit, ihm seine freche Art zu verzeihen. Blarer wird bald an Theodor [Bibliander] und an [Rudolf] Gwalther schreiben. Doch bedankt er sich jetzt schon bei Letzterem für die Übersendung der höchst interessanten ["De providentia sermones X"] von Theodoret. Blarers Urteil über Bullingers Schrift ["De sacramentis"] ist an sich unwichtig. Dennoch hätte Blarer Bullinger seine Meinung mitgeteilt, wenn er Zeit gehabt hätte, die Schrift ganz zu lesen. Zudem wollte er nicht, dass sich dadurch ein etwaiger Druck für die Frankfurter [Früjahrsbuch]messe verzögert. Seit Luthers Tod ist er jedoch der Meinung, dass solch eine Veröffentlichung unklug wäre. Vielmehr hofft er inständig, dass der schädliche [Abendmahls]streit nun beendet werde. Grüße an Theodor [Bibliander], [Rudolf] Gwalther und [Konrad] Pellikan. Auch [Thomas Blarer] lässt grüßen. Letzterer beabsichtigt, bei nächster Gelegenheit zu schreiben, um sich für das ihm geschenkte Buch [Theodorets] selbst zu bedanken. [Die Konstanzer] werden Matthäus Molckenpur und Dominik Hochrütiner auf den [kommenden] Tag zu Baden abordnen. Da beide Ratsherren Blarer nicht so vertraut sind wie andere, soll Bullinger berichten, was an diesem Treffen besprochen werden soll und was er sich davon erhofft. Er soll ferner schreiben, ob es Neues über [Antoine] Morelet [de Museau]sowie über die Machenschaften [Franz' I.]und dessen Beziehung zudem Kaiser [Karl V.]gibt. In Konstanz erfährt man Unterschiedliches darüber. Blarer hat kürzlich [Jakob] Herbrots Brief an Bullinger [Nr. 2392] weitergeleitet. Da Herbrot einen ähnlichen Brief auch an Blarer geschickt hat, soll Bullinger mitteilen, [ob Blarer ebenfalls an Philipp Melanchthon schreiben soll]. Es ist zu erwarten, dass der umsichtige Melanchthon jeglichen Aufruhr vermeiden wird. Konrad Zwick lässt grüßen. [Beilage:] Die Papisten sind am Werk! Der Kaiser, der sich auf dem Weg zum Reichstag befindet, erlaubte dem Landgrafen [Philipp von Hessen], sein Geleit für die Reise zum Gespräch in Speyer selbst aufzustellen. Das Treffen, über das man nicht alles weiß, verlief freundlich. Von einem glaubwürdigen Mann [...] hat Blarer erfahren, dass der Kaiser versuchte, das geplante Treffen des [Schmalkaldischen Bundes] in Worms und demzufolge die Verlängerung der Bünde (denen sich noch manch andere anschließen wollen) zu verhindern. Angeblich sollen merkwürdige Bündnisse geplant sein, mit denen [die Protestanten]angelockt werden sollen. Möge Gott Umsicht verleihen! Die Kölner Angelegenheit ist auf den Reichstag verschoben worden, so dass [Erz]bischof [Hermann von Wied]noch Frieden hat, wogegen sein Klerus unzufrieden ist, weil der Kaiser die Reichsacht noch nicht über ihn verhängt hat. Der Kaiser erklärte den abgeordneten [protestantischen]Gesandten, dass er auf dem Reichstag alle Religionsstreitigkeiten beizulegen hoffe, was allerdings auf unterschiedliche Weise ausgelegt werden kann. Der Kaiser hat noch Großes vor. Sollte der Frieden mit [Suleiman I.]andauern, könnte er einen Krieg in Savoyen oder Lothringen anzetteln. Angeblich fügt ihm [Cheireddin] Barbarossa großen Schaden zu. Kürzlich sind zwei [Spanier, Alfonso Diaz und Juan Prieto,] durch Augsburg nach Neuburg an der Donau zu [Juan Diaz] gereist. [Juan] hatte am [Zweiten] Regensburger [Religions]gespräch teilgenommen und ist [Martin] Bucer sehr lieb geworden. Nachdem [die beiden Spanier Juan] anlockten und ermordeten, entkamen sie und wechselten ihre Pferde in Augsburg, um nach Trient zu gelangen und sich dort von [den Bischöfen] belohnen zu lassen. Man konnte sie nicht mehr einholen. Die Präsidenten des [Religions]gesprächs wurden abberufen. Die Kolloquenten jedoch sollen sich noch dort aufhalten. [Vom Konzil zu] Trient hört man nichts.

S. Quominus ad te nunc multa, facit inexpectatus I. 1 Gulielmi a Lobenberg 2 adventus, qui Schwenckfeldi 3 ardentissimus sectator est, quo cum mihi negocium est, quod utinam feliciter conficiam, quum animus meus vehementissime ab id genus disputationibus abhorreat. 4

Mitto Philippi orationem 5 , que magis scio arridebit quam Beguttica ista superior 6 . Tu fac, quamprimum hocce nuncio 7 remittas, nisi forte istic typis excudere hanc velitis; 8 tum feram, ut retineas ac deinde exempla aliquot


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mox mittas, quamquam puto vos iam aliunde etiam eam accepisse. 9 Versa quoque Germanice est et nescio ubi divulgata.

Medicus noster Menlishoverus 10 etiamnum vivit ac mediocriter valet. Habet filium 11 quoque domi secum, medicine satis experientem valdeque in medendo felicem et ipsum doctoris titulo insignitum. Si quid forte consul vester 12 vel a patre vel a filio opere petere velit, plane sentiet, quam non frustra istuc fecerit.

Rediit nobis Mezlerus 13 vestris literis 14 comitatus, quibus sine haud valde plausibilis fuisset ipsius adventus; sed nunc bene habet, postquam tale vos, tanti viri, testimonium adulescenti fertis. Petit a patre 15 , ut uxorem ducendi potestatem sibi faciat, 16 cui peticioni, quam est honesta, tam non potest pater deesse. Utinam et Christi sponsae, sanctae ecclesiae, 17 fideli suo ministerio pulcherrime coniungatur! Sunt enim plaerique, qui conceptam de se expectationem turpiter fallunt et praesens saeculum arctissime complectantur.

Quod Curionem 18 attinet, non possum mihi temperare, quin mittam tibi proximam illius ad me epistolam et novissimam, 19 non ut omnia, sed ea solum, quae signata sunt, legas. Conveniebat omnino illam ista ad me minus procaciter. Sed quando febricitans scripsit, in morbum, quicquid hoc est culpae, lubenter reiecero, quantumvis inique mecum agat.

Scribam proxime Theodoro nostro 20 et Gvalthero 21 , cui maximas gratias habeo pro Theodoreti libello, 22 quo diu iam nihil eruditius aut iucundius legi.

Meum iudicium de libro tuo 23 non video, quur tantopere desideres, quum adeo nihil referat, quid ego de illo aut aliis aliorum libris sentiam. Et tamen,

1 Junker.
2 Hans Wilhelm von Laubenberg zu Wagegg; s. HBBW XV 366. 663.
3 Kaspar von Schwenckfeld.
4 Vgl. dazu HBBW XV 580f.
5 Philipp Melanchthons Leichenrede auf Luther, die "Oratio in funere reverendi viri d. Martini Lutheri"; s. Nr. 2389, Anm. 14.
6 Anspielung auf Nr. 2387,5f.
7 Unbekannt.
8 In Zürich wurde diese Schrift nicht gedruckt.
9 Tatsächlich hatte Johannes Haller am 23. März Bullinger eine deutsche Übersetzung von Melanchthons Leichenrede zukommen lassen; s. Nr. 2389,43f und Anm. 14.
10 Johann Menlishofer.
11 Johann Jakob Menlishofer.
12 Hans Rudolf Lavater; vgl. Nr. 2387,35—38.
13 Jakob Metzler.
14 Nr. 2396.
15 Bartholomäus Metzler.
16 Jakob Metzler heiratete am 22. August 1546 Christina Hellböckin; s. HBBW XV 206, Anm. 19.
17 Vgl. 2Kor 11, 2.
18 Konrad Hofherr.
19 Beide Briefe sind nicht in Blarer BW veröffentlicht. Einer davon ist in Nr. 2387,23, erwähnt.
20 Theodor Bibliander. — Dieser Brief ist nicht bekannt.
21 Blarer bedankte sich bei Gwalther am 11. Mai; s. Blarer BW II 443, Nr. 1286.
22 Theodorets Schrift "De providentia sermones X" (s. dazu Nr. 2326, Anm. 1), die Gwalther am 22. März an Blarer gesandt hatte; s. Blarer BW II 430, Nr. 1269.
23 Zu Bullingers Schrift "De sacramentis" s. zuletzt Nr. 2387,34.


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nisi temerarium esset pronunciare de caussa nondum satis cognita vel hoc solum nomine, quia amicus, et tantus, quantus vix ullus alius, es, quod petis, impetrares. Sed emoriar, Bullingere, si diligenter hunc legi; ||171 quod fecissem tamen, nisi id temporis alia mihi ex aliis negocia nata fuissent et maturassem illum ad te remittere propter appetentes nundinas Francofordienses 24 , ne quid illius aeditionem remorarer, tametsi valde nunc post fata Lutheri 25 dubitem, num conducat hunc edi et istos quosdam crabrones irritare a 26 et non potius expectare, donec priores ipsi schwermeros (ut vocant)27 rursum lacessant. Ego a pacis authore Christo 28 flagrantissimis precationibus contendo, ut, cum sepulto Luthero, insuavem istam (ut ne quid gravius dicam) controversiam pariter sepeliat ac omnibus evangelii sui ministris animos addat, ut summa consensione pomeria regni sui quam latissime proferant.

Saluta tuam domum et optimos viros Theodorum, Gvaltherum, Pellicanum cum reliquis nostri in Christo amantibus, quorum sancto patrocinio domino commendari unice cupio. Multum vos salvere iubet germanus meus frater 29 ; et ipse scripturus pariter et gratias pro misso libro 30 acturus, si per urgentia nunc negocia liceat. 31

Designati iam legati sunt ad vestrorum communia Badensia 32 Matthaeus Molckenpur et Dominicus Hochrütiner 33 . Tu, quid futurum speres, deinde etiam, quid actum sit in illis, diligenter ad me tuo more perscribe. Nam in tempore istuc rescire vehementer aveo. Neuter enim legatus tam mihi familiaris est, quam sunt alii aliquot senatores.

Quae nuper de Murrleto 34 spargi apud vos, sed non satis constanti rumore, scribebas. 35 Age, fac sciam, num vere ita habeant, et qui sint Galli 36 conatus simul, et num sibi adhuc cum caesare 37 conveniat. 38 Hic enim omnia variant.

a In der Vorlage: iritare.
24 Zum Datum der Frankfurter Frühjahrsmesse s. Nr. 2407, Anm. 14.
25 Luther war am 18. Februar gestorben.
26 Adagia 1, 1, 60 (ASD II/1 172, Nr. 60).
27 Die Lutheraner bezeichneten nämlich im Gefolge Luthers die Zürcher als Schwärmer.
28 Vgl. Joh 14, 27; 2Thess 3, 16.
29 Thomas Blarer.
30 Wohl auch Theodorets Schrift; s. oben Anm. 22. Bullinger wird das Büchlein mit seinem nicht erhaltenen Dankbrief für Thomas Blarers Schreiben vom 18. März (Nr. 2384) geschickt haben.
31 Aus diesem Zeitraum ist ein solcher Brief nicht erhalten.
32 Die für den 12. April geplante Tagsatzung in Baden; s. Nr. 2407 und Anm. 36. Die Konstanzer Gesandtschaft sollte dem Schreiben des Schmalkaldischen Bundes mehr Gewicht verleihen.
33 Dominik Hochrütiner (Hochreutiner) entstammte der bekannten St. Galler Familie von Leinwandhändlern und war um 1528 nach Konstanz übergesiedelt. 1532 heiratete er Euphrosina Hürus aus der patrizischen Konstanzer Kaufmannsfamilie. 1541—1548 war er Ratsherr. Er starb am 6. August 1548 während des kaiserlichen Überfalls auf Konstanz. —Lit: Blarer BW I 332 und Anm. 5; Johannes Rütiner, Diarium 1529—1539, hg. v. Ernst Gerhard Rüsch, St. Gallen 1996, Bd. II/1. S. 276, Nr. 206e. 501f, Nr. 344; Vögeli, Schriften II/2 1194, Anm. 795.
34 Antoine Morelet de Museau.
35 Siehe Nr. 2383,27f.
36 König Franz I.; s. Nr. 2383,26f.
37 Karl V.
38 Siehe dazu zuletzt Nr. 2375,4—8.


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Herbroti Augustani consulis literas proxime ad te misi. 39 Dedit bonus vir et ad me eiusdem exempli literas. 40 Tu scribe, quid hac in re faciendum nobis tibi videatur. 41 Lubenter enim tuo consilio obsequar. Philippus 42 , qua est modestia et prudentia, magno se consilio iam apud suos in ista caussa librabit, ut ne ipse quid turbasse videri queat.

Conradus Zviccius, consobrinus meus, te quam officiosissime salvere iubet. Bene vale, mi venerande pariter et charissime frater, et perge nos, ut facis, constanter inter optimos amicos, ut esse certe totis visceribus cupimus, numerare. Constantiae, 7. aprilis 1546.

Tuus Ambr. Blaurerus.

||172 [Beilage:] Es ist all wellt volle[r pfaf]fenpractica b . Der kaiser ylt uff den richstag 43 , ist zu Spir 44 gewesen, hat den landtgrauffen 45 zu im beschriben 46 uff ain glait 47 , das er inn selbs hat lassen stellen, sich gantz gnedigklich gegen im erzögt. 48 Was er aber mitt im gehandelt, mag man nitt alles wissen. Das waiß ich aber ausß ainem vertrauwten mann 49 das all sachen dahin gericht sind, das der Protestierenden tag, so yetz zu Wurms 50 sin soll, verhindert und die pundtnusß der unseren 51 , darin ouch nechermals 52 vyl ander 53 begert habend, nitt erstreckt werd. 54 Da wendt der kaiser vyl ursachen für: Diser tag wurde dem rychstag hinderlich sein, und habe man aber vyl und grosß ze handlen. Es sind aber sunst wunderbarliche anschleg 55 vorhanden newer bundtnussen halber auff seltzam munier 56 , darin man die unseren

b Textverlust durch Ausschnitt des Siegels.
39 Blarer hatte am 2. April Jakob Herbrots Brief vom 24. März (Nr. 2392) an Bullinger weitergeleitet; s. Nr. 2408,1f.
40 Siehe dazu Nr. 2392,27f.
41 Herbrot hatte Bullinger und Blarer gebeten, einen versöhnlichen Brief an Melanchthon zu richten. Ein solcher Brief von Bullinger (Nr. 2404), der allerdings auf Bullingers eigene Initiative zurückgeht (zumal Herbrots Schreiben erst nach dem 2. April in Zürich eintraf; s. Nr. 2408), ist erhalten, während Blarers Brief an Melanchthon, zu dem es damals offensichtlich ebenfalls kam (s. Nr. 2437,39f; Nr. 2444,5f) nicht mehr bekannt ist.
42 Philipp Melanchthon.
43 Der Kaiser traf am 10. April 1546 zum Reichstag in Regensburg ein; s. Nr. 2331, Anm. 3.
44 Der Kaiser hielt sich vom 24. bis 30. März in Speyer auf; s. Stälin 579.
45 Philipp von Hessen.
46 einberufen.
47 uff ain glait: mit Zusicherung eines Geleites.
48 Zum Treffen von Karl V. mit Philipp von Hessen am 28. und 29. März s. Nr. 2406, Anm. 25.
49 Unbekannt.
50 Der Schmalkaldische Bundestag war für den 1. April in Worms angesetzt; s. Nr. 2351, Anm. 67 und Nr. 2354,5. Die Verhandlungen begannen aber erst am 11. April; s. Hasenclever, Hessen 47.
51 der Verbündeten des Schmalkaldischen Bundes.
52 vor kurzem.
53 Zu deren Namen s. Nr. 2341,15—18; Nr. 2348,16f; Nr. 2351,131—133; Nr. 2353; Nr. 2354.51: Nr. 2356,14f; Nr. 2359; Nr. 2384,38—41.
54 Siehe schon Nr. 2376,53—55.
55 Pläne.
56 Manier.


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ouch gern lickeren 57 wellt und das ander verhinderen 58 . Gott geb gaist und hertz, das sy sich nitt blenden und hinder das hecht füren lassen, dann es bedarff warlich hell uffsechends 59 . Gott bewar unsß mitt gnad.

Die cölnisch sach ist ouch uff den richstag uffgeschoben, allso das der fromm stanthafft bischoff 60 noch frid hat, wie wol 61 sein clerisey ubel zufriden 62 mitt dem kaiser, das er nitt procediert mitt der acht. 63 Er hat aber sein rechnung weyter dann die pfaffen machen müssen. Der kaiser hat under anderm den gesandten der unseren in der colnischen sach zu antwurt geben, er hoffe, uff disem richstag die spenn 64 in der relligionsach all hinzelegen. 65 Wie ers maine, wirt nitt nun auff ain weg 66 aussgelegt.

Er hatt grosse ding vor im. Der starck gott fügs zum besten! Mag er vor dem Turcken 67 frid haben, 68 acht 69 man, er werd in Sophoy 70 oder Luthringen ain krieg anfachen. Es ist die sag, der Barbarossa 71 thü im grossen infal 72 .

Kurtzverruckter tag sind zwen Italianer 73 durch Augspurg postiert 74 uff Newenburg an der Thonauw 75 . Da habend sy ain gar frommen, redlichen, christelichen Spanier 76 gesucht und ouch funden, der ouch by dem gesprech zu Regenspurg 77 gewesen und dem Bucero sehr haimlich 78 und lieb worden ist. Den habend sy uff ain ort gefordert, sam 79 sy etwas sonders mitt ime ze reden hetten. Hat inn der ain glich durchstochen, das er da tod belyben ist. Darnach, ee man des mords gewar worden, sind die baid morder ylends widerum dahin 80 postiert. Habend zu Augspurg by dem postmaister 81 andere rosß genommen und ylends auff 82 Trient postiert, das sy iren hailigen vättern das bottenbrot angewunnen 83 . Hat man glich hernach zu Augspurg erfaren,

57 anlocken.
58 Gemeint ist die Verlängerung des Schmalkaldischen Bundes.
59 hell uffsechends: scharfer Aufmerksamkeit.
60 Hermann von Wied.
61 wie wol: wogegen.
62 ubel zufriden: unzufrieden.
63 Zur Androhung der Reichsacht s. Nr. 2381,10—14.
64 Streitigkeiten.
65 Zur Schmalkaldischen Gesandtschaft an den Kaiser s. Nr. 2354,9—12; Nr. 2363,8f; Nr. 2368,10—13; Nr. 2371,11—13; Nr. 2384,10—21. Zum Ergebnis der Gesandtschaft s. Nr. 2384, Anm. 17.
66 nitt nun auff ain weg: nicht nur auf eine Art und Weise.
67 Suleiman I.
68 Zu den Friedensabkommen vom Jahre 1545 s. HBBW XV 25 und Anm. 87.
69 vermutet.
70 Savoyen.
71 Cheireddin Barbarossa.
72 Schaden. — Zur Sache s. schon Nr. 2372,8—10.
73 Die Spanier Alfonso Diaz und Juan Prieto, die von Rom kamen. Zu dieser Begebenheit siehe Nr. 2399,18—25; Nr. 2405,24—44; Nr. 2406,7—9. 52—107 und Nr. 2409,44—47.
74 mit gemieteten Pferden gereist.
75 Neuburg an der Donau.
76 Juan Diaz.
77 dem Zweiten Regensburger Religionsgespräch.
78 vertraut.
79 als ob.
80 davon.
81 Unbekannt.
82 in Richtung.
83 das sy iren hailigen vättern das bottenbrot angewunnen: damit sie sich den Botenlohn bei ihren heiligen Vätern (Bischöfen) verdienen.


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was ir handlung 84 gewesen, sy aber nitt erylen 85 mögen. 86 Ita implent homicidae isti mensuram patrum suorum. 87

Die presidenten des colloquii 88 sind von den iren abgefordert. 89 Die colloquenten sollen noch by ainander sin. 90 Von Trient 91 horen wir dismal 92 gar nichts.

[Adresse auf der Rückseite:]Bullingero suo.

84 Verbrechen.
85 einholen.
86 Die Täter wurden jedoch in Innsbruck gefasst; s. Nr. 2399, Anm. 19; Nr. 2406, Anm. 105.
87 Vgl. Mt 23, 32.
88 Die Präsidenten des Zweiten Regensburger Religionsgesprächs waren Moritz von Hutten, Friedrich II. von Fürstenberg und Julius Pflug; s. Nr. 2333,66f und Nr. 2371, Anm. 28.
89 Zur Abreise der Präsidenten s. PC IV/1 80, Nr. 60.
90 Die Gesandten Sachsens waren am 20. März, Bucer und Frecht am 21. März abgereist; s. Nr. 2399,16, und die Rechtfertigung ihrer jeweiligen Abreisen in RTA-JR VII 98—105, Nr. 14. 418—426, Nr. 65.
91 Gemeint ist das Konzil zu Trient.
92 zur Zeit.
1 Alfonso d'Avalos, Marchese del Vasto (Guasto), starb am 31. März 1546 in Vigevano (Prov. Pavia); s. DBI IV 616.
2 Vermutlich Giorgio Negri; s. Graubünden, Korr. I LXIIf.